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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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blankgescheuerten Kordanzug sitzen. Mark fährt hoch. Sie brauchen kein Almosen der Heiligen der Letzten Tage, ob nun Vereinigung oder nicht. Immer taucht ein Mormone auf, der einem gerade noch gefehlt hat, und geht einem mit seiner unerbetenen Güte auf den Wecker.
    »Unterbrechen Sie mich bitte, wenn ich mich irre, aber ich spüre hier einen Konflikt«, sagt der Bärtige, der, wie sich herausstellt, kein praktizierender H.   L.   T. ist, sondern für eine Marktforschungsabteilung von J.   D. Steelritter Advertising arbeitet, die weder mit der McDonald’s-Werbekampagne noch den Lustbarkeiten zu tun hat. »Vereiteltes Begehren«, konstatiert er. »Es gibt eindeutig etwas, das Sie wollen, sowie ein Hindernis, einen – wie heißt das noch gleich – spanischen Reiter, der Sie davon fernhält.« Er notiert sich das auf seinem Klemmbrett, dessen arme Klemme schon viel zu viel Druckerpapier festhalten muss. »Bei der Konfrontation und der potenziellen Beilegung des Konflikts durchleben Sie zweifellos Veränderungen in Bezug auf Ihre Erfahrungen, Erwartungen, Persönlichkeit und vielleicht sogar hinsichtlich der Strukturen Ihres Begehrens …«
    »Bedürfnisse. Wir haben Transport bedürfnisse.«

    »… selbst. Veränderungen, die vielleicht nicht nur für Sie, sondern auch für andere von Belang sein könnten. Sie sind von Interesse für die Vereinigung, wenn Sie ankommen.«
    »Falls.«
    »Wenn!«, betont er mit einem Gesicht, das für blinden Glauben wirbt, glückliches Karma.
    »Vielleicht könnten Sie dann Ihre eigene Kreditkarte bekommen«, versucht die Avis-Frau zu helfen, ehrlich betrübt, dass sie die Firmenpolitik umsetzen muss, aber nicht gestalten kann. Die Gratisschachtel DoughNuggets ist leer, das Wachspapier griebelig und verschmiert. Also ehrlich, selbst tauschwütige Farmer sind besser als Jugendliche ohne echten Kredit. Und es ist schlicht und einfach ausgeschlossen, dass diese Person erst fünfundzwanzig ist oder schwanger, denkt sie, als die anderen in der Schlange alle auf einmal die Geduld verlieren, und sie wendet sich wieder dem zu, was noch schlimmer scheint als die Arbeit in dem Warenhandelszentrum, die sie aufgegeben hatte, um sich einen Job zu suchen, bei dem sie wieder zu den Wurzeln ihrer Familie zurückkehren könnte. Wenn je eine Frau unfruchtbar ausgesehen hat, denkt sie, also dann –

    J.   D. Steelritter und DeHaven Steelritter sind immer noch draußen auf dem Flughafenparkplatz, ob Sie’s glauben oder nicht – ihr anfängliches Gekabbel wegen der Zündung ist zu einem veritablen Vernichtungskampf metastasiert, weil DeHaven nicht mit der gewünschten Faktenhuberei festgehalten hat, welche Ehemaligen wann angekommen sind. Wie sich rausstellt, fehlen ihnen drei und nicht zwei Ehemalige. Mann, ist J.   D. stinkig.
    »Ich hab doch gesagt, es tut mir leid.«
    »Jetzt reicht’s aber!«, überbrüllt J.   D. DeHavens lauten Leerlauf. »Du sagst Sachen. Aber du zeigst nie was. Zeig doch mal ein bisschen Stolz, nur einmal. Ein bisschen Wollen. Du hast einen Job, Rotzlöffel. Definier deinem alten Herrn doch mal die Bedeutung von ›Job‹. Was verstehst du unter ›Job‹?«
    »So was passiert, Paps«, sagt DeHaven und glättet mit der Hand im Baumwollhandschuh die Garnperücke, während sein heimtückischer Wagen grummelt. Der Motor darf nie abgestellt werden, wenn der Wagen richtig laufen soll, war der Auslöser der ursprünglichen Kabbelei. »Es tut mir leid, und ich werd versuchen, nie wieder etwas zu verbocken« (ebenfalls stinkig, DeHaven). »Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich nie wieder etwas verbocke, weil so was nun mal passiert, Paps. Vielleicht sogar allen außer einem Genie wie dir.«
    J.   D. wittert Sarkasmus, aber mit dem ganzen Schlafmangel und so fällt das schwer; im unbefangenen blutunterlaufenen Liderzucken des großen Clowns mit seiner Mascara kann er nicht viel entdecken.
    Aber ohne Partei ergreifen zu wollen: Manchmal passieren Sachen wirklich einfach so. Sogar in der Realität. Im realen Realismus. Es ist ein Mythos, dass das Leben die besten Geschichten schreibt. In Wirklichkeit sind beide gleich seltsam. Die seltsamsten Geschichten tragen sich gewissermaßen wirklich zu. Nehmen wir beispielsweise den einzigen Text, den Mark Nechtr in Dr. Ambroses Uni-Workshop an der East Chesapeake Trade bislang überhaupt zur Diskussion eingereicht hat. Die Schnapsidee des Titels entstammt einer Balkenüberschrift der Baltimore Sun. Nicht so vieldeutig wie Brendel

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