Alles ist grün
beweisen können, dass man ein akkreditierter Erwachsener ist, der für das Hochgeschwindigkeitsfahrzeug eines anderen Verantwortung übernehmen kann.
»Aber Miss, diese Visa-Karte hat unbeschränkten Kredit. Sehen Sie? Da ist limit: himmel aufgedruckt. Eingeprägt.«
Auf Marks Tisch sind sein stehender Dexter Aluminum, sein Wiederverschlussbeutel mit Ambroses frittierten Rosen, ein großes, schmales Barglas Cola und eine unbeachtete 100, die in ihrem Aschenbecher einfach nicht ausgeht.
»Verstehe ich Sie richtig?«, fragt D. L. die ambossfrisierte Avis-Angestellte, während man hinter ihr in der Schlange nicht mehr schlecht gelaunt und unruhig ist, sondern ihr friedlich und irgendwie respektvoll zuhört. »Obwohl der Kredit unbeschränkt ist«, sagt sie langsam, »haben nicht wir ihn, sagen Sie. Er ist unbeschränkt, hat aber nichts mit Zahlungsfähigkeit zu tun, und deshalb ist es in irgendeinem tieferen Autovermietungsfirmensinn auch gar kein Kredit?«
Die Avis-Dame namens Nola leckt sich Schokoladenglasur von der Oberlippe und nickt mit dem tief empfundenen Verständnis, dem sie in erster Linie ihren Job verdankt.
D. L. wendet sich an die ganze Schlange: »Das ist doch ein Skandal.«
Und das ist es irgendwie auch.
»Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?« Der junge Mann mit dem seidigen Bart, den knisternden Scheinen und dem vollen Klemmbrett hält am dünnen Ausklappgriff einen Pappbecher Automatenkaffee und tauscht mit Nola von Avis ein freundliches Nicken.
»Gehören Sie zur Vereinigung aller Menschen, die je in einem Werbespot von McDonald’s aufgetreten sind? «, fragt D. L.
»Nein«, gibt der Mann zu und trinkt einen Schluck.
D. L. dreht ihm den lindgrünen Rücken zu. »Dann nicht«, sagt sie. »Miss«, sagt sie, »was schlagen Sie also vor? Gibt es in Central Illinois irgendeinen öffentlichen Personennahverkehr? Was gibt’s denn da zu lachen? Wir haben hier ein echtes Problem. Wir haben extrem wenig Zeit, um zur Juxhaus-Diskothek in Collision zu kommen, die J. D. Steelritter – der ganz nebenbei doch der Besitzer dieses Flughafens ist, oder …?«
»J. D.?«, fragt der sanftäugige Mann.
»J. D.«, sagt D. L. und dreht sich nicht um, viel zu genervt, um Erkennen auch nur zu erkennen. »Und wir wissen nicht einmal, wo genau Collision von diesem Flughafen aus gesehen liegt. Wie weit westlich liegt das? Ist das zu Fuß zu erreichen? Gibt es eine Straße? Bisher haben wir nur Mais gesehen. Er war verwirrend, windverweht, grün, hoch, überall und bedrohlich fruchtbar. Die ganze Gegend ist unheimlich. Wir haben ein Transportbedürfnis. Ich wette, hier sind sogar die Insekten wild. Ist das Wappentier von Illinois der Moskito? Sind wir hier im Schlangenland?«
»Ängste?«, fragt der Mann mit dem Geld im Angebot und bearbeitet schon mal die Leute vorne in der Schlange. »Gibt’s hier Ängste?«
Übrigens könnte ich wetten, dass Sie sich langsam fragen, für wen die ständige Verbindung mit dieser Kundin, die Nola landplagenmäßig zuquengelt, ein Jux sein könnte. Die direkteste, wirksamste und taktvollste Antwort wäre vielleicht, dass ein Miet-Datsun nicht im Angebot ist.
Mark sieht hoch zu dem, was für den allgemeinen Anblick erhöht ist. Jack Lords Hubschrauber steigt langsam auf, kreist anmutig in Hawaiis Neonhimmel, Lord am Steuer, in einem eleganten, superseriösen Geschäftszweireiher, Danno im weniger eleganten, aber immer noch ganz offiziellen Anzug mitsamt Scharfschützengewehr auf dem Kopilotensitz. Wo ist Tom Sternberg? Er lässt Sternberg Zeit bis zum nächsten Erinnerungs-Werbespot, sagt sich Mark und trinkt einen zweiten Schluck Cola gegen die aufsteigende Kohlensäure vom ersten Schluck. Etwas kaum spürbar Verstohlenes an Sternberg hältihn davon ab, auf der Toilette Kontakt aufzunehmen. Mark ist normalerweise ungeheuer sensibel für solche Dinge. Er hat noch ein winziges Stück frittierte Blume zwischen den Zähnen und bearbeitet es langsam mit seiner gesunden, aber irgendwie schmalen Zunge, in der gereizte Geschmacksknospen als einzelne Knospen sichtbar sind.
Na und dann sieht er den mutmaßlichen Mormonen, den Geldverteiler bei D. L. und dem armbehaarten Avis-Mädchen am Schalter stehen, auf der anderen Terminalseite, hinter dem völlig überflüssigen Lounge-Fenster, das seinerseits hinter dem Nachbartisch liegt, an dem jetzt eine blonde, orangegesichtige Flugbegleiterin und ein verlebter, schmalgesichtiger Mann in einem
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