Alles ist grün
geschaffen hatten.
Schauen Sie – erklärt Mark der orangegesichtigen Flugbegleiterin, als sie einen sowieso kurz offen stehenden Wasservorhang teilen und sich ziemlich ungesehen in den Regen begeben, sie schuhlos und braunröckig, sein elegantes Chirurgenhemd schnell zu einem hellgrünen Film über sehr viel Gesundheit vollgesogen –, die Fiktionsbranche in realistisch, naturalistisch, surrealistisch, modern, postmodern, neorealistisch und meta- zu unterteilen, ist, als unterteilte man die Geschichte in kosmisch, tragisch, prophetisch und apokalyptisch; als unterteilte man die Menschheit in weiß, schwarz, braun, gelb und orange. Das vereinzelt, schweißt die Menschen nicht zusammen, sondern führt nur wie jede zeitlose Blödheit zu blindem Hass, blinder Ergebenheit und blindem Flehen. Verschiedenheit ist kein Liebhaber; sie lebt und stirbt tanzend an der Oberfläche der Dinge, fährt bloße Umrisse nach und sucht nach Zugängen zu dem, was sie selber nahtlos gemacht hat. Ambroses »verschiedene« Fiktionen erschaffen bloß Schatten, die von menschlichen Bewegungen vor einem Licht variiert werden. Diese eine Lichtquelle ist immer das Begehren. Diese Wahrheit ist so wahr, dass sie schon vorchristlich ist. Wenn Sie Listen erstellen wollen, in denen man sich verstecken kann, erklärt er der Flugbegleiterin – und bezieht sich jetzt auf D. L., die er so gern hassen würde –, wenn Sie alles klassifizieren wollen, sollten Sie mit der Klinge dessen, was begehrt wird, wenigstens unterscheiden, wo am Himmel Sie nach der Nichts-Neues-Sonne suchen wollen. Differenzieren Sie von innen. Homiletische Fiktion begehrt Frieden. Wohltätige Fiktion begehrt Barmherzigkeit. Ikonodulische Fiktion begehrt Ordnung. Laszive Fiktion begehrt Begehren. Apokalyptische Fiktion begehrt den unvermeidlichen Wandel, den sie hinter Angst verbirgt.
Sollte Mark je ein echter literarischer Autor werden, wäre er gern ein trinitarischer Autor. Trinitarische Fiktion, etwas unverwechselbar Amerikanisches, begehrt den Wandel, der immer gleich bleibt. Sie ist kalt wie ein Supermarkt – wahrscheinlich mehr Wirtschaft als Kunst – und führt das Verhältnis zum Verhältnis eines sich ändernden Wandels auf eine Null zurück, die wir als nicht existent ausgeben, wie sie da hinter Newtons Feigenblatt liegt. Es handelt sich um eine Kunst, die sich, klein und zahnbewehrt, im Auge der Stürme verbirgt, den Achsen der Rotationen, dem kalten, stillen Herz im pochenden Herz des Liebenden. Sie ist dreifach Subjekt und gut.
(Mark behält seine Meinung unter anderem für sich, weil er, wenn er sich mal gehen lässt, ein breimäuliger Faselhans sein kann. Seine wahren Freunde lassen sich aber aus blinder Ergebenheit, die ich wohl einfach bewundern muss, nichts davon entgehen.)
Ja, Mark als Christ sieht sich als Möchtegernkünstler, der sich als Bogenschützen sieht; Baby Cupido; der kranke, gebissene Philoktet, zeitloser und unvergleichlicher Liebhaber. Das ist sein einziges Begehren, sagt er, jenseits der Konditionierung oder der obszönen Gastronomie.
Nur dass er Ms. Ambrose-Gatz erklärt, dass das seine Kräfte übersteigt. Wenn er schießt, spürt er das. Er hat das Gefühl im Bauch, dass man eigentlich drei Bogenschützen bräuchte, um das zustande zu bringen, um den Leser durchlöchert, erschöpft und rot zurückzulassen. Und amerikanische Kinder schießen alleine: Das bildet den Charakter.
Drei?, fragt sie, die ganze Flugbegleiterinnenuniform jetzt so dunkel wie der befleckte Schoß, Schuhe in der Hand, mit der sie ihren Weg durch einen vor Fruchtbarkeit schon stinkenden Schlamm ausbalanciert. Besoffene Insekten sind im milchigen Pest-Aside ertrunken und treiben auf den Rinnsalen.
Der erste, sagt er, zielt nach links und durchbohrt so das Zentrum der Zielscheibe. Der zweite, sagt er, betrügt die Vollkommenheit seines Kameraden, indem er mit seinem Schaft den ersten Pfeil spaltet.
Und der dritte?
Gibt den Geliebten. Den bereitwillig Betrogenen. Nimmt das Zentrum der Scheibe an sich und tanzt dem einen Licht entgegen. Heißt genau das Ende willkommen, das wir so sehr ablehnen und vor dem wir die Knie beugen. Damit es ein Ziel gibt: zu guter Letzt die Vereinigung der Liebe und des von der Liebe Geliebten.
Na und diese alte und alles andere als elegante Vogelscheuche macht ihre Sache gut: Es gibt keine Krähen im Regen. Das heimtückische Auto ist durch den wogenden Wolkenbruch zu sehen, über ihnen, hinter einem Entwässerungsgraben, in dem das
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