Alles ist grün
wieder einsteigt. »Mein Ölmessstab ist blitzsauber.«
»Das werd ich dir mal durchgehen lassen«, sagt J. D. cool.
»Die Schmierung scheint absolut okay zu sein«, fasst der Clown mit einer Stimme zusammen, der man anhört, dass es ihm anders lieber wäre.
»Dann lass den Wagen an«, sagt J. D. und schafft es, gleichzeitig in die Hände zu klatschen und auf die Uhr zu sehen. »Abtrimo. Dann woll’n wir mal. Nur noch ein paar Kilometer. Ein Klacks.«
DeHaven schüttelt unglücklich den Kopf mit im Regen traurig verlaufenem Lippenstift. Das Mülltonnenscheppern neuen Donners ist von den donnernden Echos nicht mehr zu unterscheiden. Große mittelwestliche Tropfen trommeln auf unrhythmische, probierende, noch unernsthafte Weise auf das Wagendach.
»Lass den Wagen an!«, kreischt Sternberg, sodass Magda in der Mitte hochschreckt. Mark schließt die Augen und schweigt gedankenverloren.
DeHaven hängt ein beschmutztes Handgelenk über das bepelzte Lenkrad und zündet sich mit aufreizender Bedächtigkeit eine Filterlose an. Er schüttelt den Kopf:
»Dieses Auto bleibt nicht einfach stehen und springt wieder an. Der Motor kommt aus Detroit und die Zündung aus dem Ausland. Eine zugegebenermaßen improvisierte Kombination. Du würdest es eine Mesalliance nennen, Paps. Aberdas waren die Teile, die billig zu kriegen waren. Und deshalb muss ich den Motor ständig laufen lassen. Kann ihn nicht abstellen. Säuft natürlich übel viel Sprit. Weißt du noch, dass ich ihn nie bei den Gewächshäusern parken sollte, Paps? Wegen der Abgase? Er braucht nicht mal einen Zündschlüssel, seht ihr?« – zeigt mit einem ölverschmierten Handschuhfinger auf den leeren Schlitz des Zündschlosses, in dem ein Schlüssel stecken sollte. »Denn wenn er einmal aus ist, und du versuchst, ihn wieder anzulassen, flippt der Motor aus.« Er atmet heftig Rauch aus. »Und außerdem ist er wegen des Öllämpchens ausgegangen, Paps«, er deutet auf das kleine Plastikfenster, das seine Kostümnase bedeckt. »Wir müssen irgendwo da drin Probleme haben. Ich mach nur den Riemen kaputt.«
»Versuch es bitte.«
»Dann krieg ich eine Schlupfverschiebung, und die Ventile können mit den Kolben kollidieren.«
»Bitte versuch es, mein Sohn«, flüstert J. D. im Regentrommeln auf dem Dach.
Die leere Zündung erwacht kreischend zum Leben. Und ganz wie der Clown gesagt hat, ist der Leerlauf jetzt wild und gequält; der Motor kommt wie verrückt auf Touren, viel zu hoch, und am Armaturenbrett schlagen uralte Nadeln spastisch aus. Der heimtückische Wagen erstirbt in dem Augenblick, wo der Clown am bepelzten Lenkrad vorbeifasst, um den Gang einzulegen. Das Auto erbebt.
»Toll«, gellt Sternberg, der sich den Wiederverschlussbeutel gekrallt hat, den J. D. auf der vorderen Rückenlehne hat liegen lassen. »Toll. Reparier den Wagen, du Rotzlöffel von Scheiß clown.« Er fühlt sich so eingesperrt, dass er es nicht mehr ertragen kann.
Der Werber betrachtet durch die schrägen Rinnsale auf der Scheibe die drei piergrauen Baracken vor ihnen, wo die letzte Straße ihre letzte Kurve nach Westen macht. Die uralten, windschiefen Baracken sind durch geriffelte Rohrleitungen verbunden. J. D. atmet tief durch, zählt laut die drei Baracken und versucht, die Vereinigung per Willenskraft fürs Erste auf Eis zu legen. Man wird auf ihn warten. Jack droben mit seinem Megafon über einem Meer aus roten Lächlern, während die Kameras panoramisch umherschwenken und nach Blickfängen suchen. Der Regen lässt sich irgendwie einarbeiten. Könnte die Nummer sogar aufwerten. Juxhaus 1 wird eröffnet, benutzt und dann plattgemacht. Dolchstöße von Klienten lässt sich J. D. Steelritter genau einmal gefallen. Keine Juxhauskette. Kein Gedächtnisort für Herrn Professor C— Ambrose, die Ratte. Keine verwinkelten Spiegelsysteme, die allnächtlich von analfixierten Putzkolonnen in Weiß mit Glaspolitur gewienert werden. Keine Fässer und Scheiben auf der Tanzfläche. Keine glücklichen fellatorischen Türen. Keine glänzenden Teile, auf Hochglanz poliert, sodass sie andere Teile spiegeln. Keine ganz neue Dimension für den Jux allein.
Es gibt einen Wolkenbruch, das sehen sie jetzt schon. Die 2500W dampft. Das Zeug kommt in glänzenden Vorhängen runter, die von Böen manchmal zu Regenschleiern aufgerissen werden. Der Regen droht, den liegen gebliebenen Wagen einzuschließen. Sternberg lehnt seine schlimme Wange an die verschmierte Scheibe, drückt sie dagegen,
Weitere Kostenlose Bücher