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Alles ist mir nicht genug

Alles ist mir nicht genug

Titel: Alles ist mir nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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ihm
rüber, lächelte verkniffen und fragte sich, was Audrey wohl in dieser
unerfreulichen Lage getan hätte.
    Hey, das wurde
ja langsam wahnhaft. Hielt sie sich jetzt für Audreys Reinkarnation, oder was?
    Nicht dass sie
etwas gegen Miles gehabt hätte. Er war kein Schleimer und trug sehr geile
Armani-Klamotten. Er sah ganz nett aus und war mit Aaron befreundet, der auch
okay war - obwohl sie gern ganz auf einen Stiefbruder verzichtet hätte.
Eigentlich war sein Interesse an ihr ja schmeichelhaft, und wäre sie in
Flirtlaune gewesen, hätte es ihr womöglich auch geschmeichelt. Aber um elf Uhr
morgens mit Laptop auf dem Schoß und fettigen Haaren in einem klapprigen
Flugzeug war sie nun mal nicht in Flirtlaune.
    »Entschuldigung,
Miss. Hätten Sie vielleicht Interesse an der britischen Vogue?«, fragte der Steward aus der Ersten Klasse. Er sah aus wie eine jüngere, größere
Ausgabe von Pierce Brosnan und hätte vielleicht sogar richtig scharf ausgesehen,
wenn er keine United-Airlines-Uniform getragen hätte.
    Blair ließ
sich die Zeitschrift geben. Sie bemerkte, dass der Steward die anderen Gäste
der Touristenklasse nicht mit der britischen Vogue versorgte.
Nur sie.
    »Darf ich
Ihnen auch etwas zu trinken bringen? Einen Champagner vielleicht?« Er
zwinkerte.
    Blair ließ die
Zeitschrift zu Boden fallen. Sah er denn nicht, dass sie schwer beschäftigt
war? »Nein, danke«, antwortete sie kühl.
    Miles hielt
ihm seinen leeren Becher hin. »Aber ich hätte gern noch was. Rum-Cola, bitte.«
    Der Steward
nahm den Becher unwillig entgegen, weil er ausdrücklich Blair gefragt hatte, ob
sie etwas wollte, und jetzt diesen Jungspund neben ihr bedienen musste.
    Miles
streichelte Blair wieder übers Haar. »Willst du deine Vogue nicht lesen?«
    Obwohl Blair
ihm zu gern gesagt hätte, dass er sich die Vogue in seinen
Armani-Arsch schieben könne, blieb sie ruhig. Audrey hätte sich an ihrer Stelle
bestimmt stumm auf das konzentriert, was sie gerade tat, und gehofft, die
Nervensäge würde den Wink verstehen und sie in Ruhe lassen.
    Also widmete
sie sich wieder ihrem Essay. Sie wollte schreiben, dass Audrey all die guten
Eigenschaften besessen hatte, die eine Frau ihrer Meinung nach brauchte: Stil,
Schönheit, Anmut, Intelligenz, Witz, Mut und diese gewisse geheimnisvolle Aura,
der alle Männer sofort verfielen. Aber Blair war nicht blöd. Natürlich konnte
sie schlecht in ihren Bewerbungsessay schreiben, wie sehr sie Audreys unwiderstehliche
Anziehungskraft auf Männer bewunderte - nicht nachdem sie ihren Dozenten beim
Bewerbungsgespräch ge- küsst hatte.
    Ms Glos hatte
ihr empfohlen, ihre Bewunderung für Audrey weniger platt zu verpacken. Blair
begann wieder zu tippen und schrieb, ohne groß nachzudenken.
    Manchmal
träume ich, dass ich Audrey Hepburn bin. Dann fühle ich mich leicht, alles
erscheint mir ganz klar, und ich rede sogar so cool wie sie. Bei Audrey sah
alles immer so mühelos aus. Sie musste nie Halbjahresprüfungen bestehen oder
irgendwelche beschissenen Bewerbungsessays neu schreiben. Sie musste auch nie
mit ihrer Mutter, ihrem fetten, nervigen Stiefvater oder dem notgeilen Freund
ihres Stiefbruders in die
    Ferien fahren.
Ihr Freund hätte sie nie wegen einer Zehnjährigen sitzen lassen. Und wenn sie
ausnahmsweise doch mal Probleme hatte, behielt sie die für sich und wurde
allein damit fertig, statt sich gleich bei allen auszuheulen - einschließlich
des Dozenten beim Bewerbungsgespräch in Yale. Wenn ich Audrey bin, habe ich
das Gefühl, alles erreichen zu können.
    Blair las
durch, was sie geschrieben hatte, markierte dann den gesamten Absatz und
drückte die Löschtaste. Wenn ich Audrey bin, habe ich
das Gefühl, die volle Psychopathin zu sein traf es eher.
    »Wir gehen
jetzt in den Sinkflug und steuern unseren Zielflughafen an. Scheint ein
wunderschöner Tag da unten zu sein«, ertönte die sonore Stimme des Piloten über
die Bordlautsprecher. »Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bei Ihnen dafür
bedanken, dass Sie mit uns geflogen sind - ganz besonders bei der niedlichen
Brünetten auf 24 B. Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Urlaub und hoffe, Sie
auf Ihrem nächsten Flug wieder an Bord einer Maschine der United Airlines
begrüßen zu dürfen.«
    Vierundzwanzig
B. Blair warf einen Blick auf die kleine Plakette an der Decke. Das war ihr
Platz. Hatte sie sich das eingebildet oder hatte der Pilot sie eben wirklich
persönlich angesprochen?
    Miles
streichelte ihr immer noch übers Haar. Der Steward

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