Alles ist mir nicht genug
zu
entspannen. Nein, ihr war nicht die Unterhose in den Schritt gerutscht, sie
hatte nur ihren neuen Tanga an.
Nate wärmte
mit der anderen Hand den Plastikbeutel mit dem Gras, der in seiner Manteltasche
steckte. Es gab nichts Ätzenderes als gefrorenes Gras. Sobald es auftaute,
wurde es total matschig und qualmte beim Anzünden wie Hölle. Eigentlich hatte
er gleich nach dem Ballett eine Tüte durchziehen wollen, aber die im Schnee
untergehende Sonne und Jennys warme Hand ließen alles so schön surreal
erscheinen, dass er gut darauf verzichten konnte. Er war in Redelaune.
»Scheiße, dass
wir morgen nach Maine fahren«, sagte er. »Andererseits muss ich ja auch langsam
mal meine Bewerbung fertig machen, da ist es wahrscheinlich ganz gut, wenn ich
irgendwo bin, wo ich nicht abgelenkt werde. Die Frau, die das
Bewerbungsgespräch mit mir gemacht hat, hat von einem ziemlich coolen neuen
Studiengang erzählt. Wissenschaft und Technik oder so. Kann gut sein, dass das
was für mich wäre. Da könnte ich vielleicht auch einen Abschluss in Bootsbau
machen, weißt du?«
Jenny nickte.
Sie konzentrierte sich vor allem darauf, nicht auszurutschen. Sie wollte nicht,
dass Nate wegfuhr. Sie wollte auch nicht, dass er an die Uni ging.
Der Bootsteich
tauchte vor ihnen auf. Im Frühjahr stellte sich Nate gern ans Ufer, zog
gemütlich einen durch und guckte den Enten und ihren Küken beim Paddeln zu.
Jetzt war der Teich zugefroren, vielleicht trug das Eis sogar schon.
»Wahnsinn.« Er
runzelte die Stirn. »Letztes Jahr um die Zeit wusste ich ganz genau, was ich in
einem Jahr machen würde. In die Schule gehen und mit meinen Kumpels abhängen,
das normale Programm eben. Aber jetzt hab ich wirklich keine Ahnung, was
nächstes Jahr auf mich zukommt. Schon ein komisches Gefühl.«
Jenny sah ihn
an. Wie würde er wohl reagieren, wenn sie ihm jetzt sagte, dass sie ihn liebte?
Seine Wangen waren in der Kälte rot angelaufen und sogar die Spitzen seiner perfekten
kleinen Ohren leuchteten. Er war so unglaublich hübsch. Wenn sie ihn so ansah,
hätte sie vor lauter Glück am liebsten laut geschrien.
»Ich hab
übrigens den Tanga an«, flüsterte sie, bevor sie der Mut wieder verließ. Sie
ging etwas schneller. Nicht zu fassen, dass sie das eben wirklich gesagt
hatte!
»Warte mal!
Was?« Nate beeilte sich, mit ihr Schritt zu halten. Er hatte nicht verstanden,
was sie ihm zugeflüstert hatte.
Jenny ließ
seine Hand los. »Ich hab den Tanga an!«, rief sie und schlitterte dann kichernd
den Abhang hinunter auf den zugefrorenen Teich zu.
Diesmal hatte
Nate sie verstanden. Er ließ die Grastüte los und nahm die Verfolgung auf.
»Soforrrt stehen bleiben!«, rief er mit Vampirstimme. »Zeige mirr den
Tangaaaaaaaaa!«
Jenny rannte
kreischend davon. Ihre Augen tränten in der Kälte und der Atem stockte ihr in
der Kehle.
Nate jagte sie
auf die schneebedeckte Eisfläche, wo Jenny wegrutschte und armerudernd unter
einer vor Eiszapfen starrenden mächtigen Eiche hinfiel. Nate stürzte sich mit
einem Hechtsprung auf sie, und beide wälzten sich atemlos kichernd im Schnee,
der ihnen in den Haaren kleben blieb.
Nate drehte
Jenny auf den Bauch und schob ihren Mantel hoch. »Zeig ihn mir! Ich will ihn
sehen!«, brüllte er und zerrte ihre schwarze Samtjeans herunter, um einen Blick
auf ihren Po zu erhaschen.
»Warte!«,
quiekte Jenny und wehrte sich kichernd. Sie kniff die Augen zusammen und konnte
es einfach nicht mehr für sich behalten. »Warte! Nate, ich liehe dich.«
Nate erstarrte
für einen Moment und nahm die Information in sich auf. Doch statt Jenny
umzudrehen und zu küssen und ihr zu sagen, dass er sie auch liebte, blies er
ihr knatternd einen Furzkuss auf die süßen rosigen Pobacken, um sich dann nach
hinten fallen zu lassen und Wolken warmer Luft in den kalten blauen Himmel zu
atmen.
Jenny blieb
ein paar Sekunden ausgestreckt und mit angehaltenem Atem auf dem Bauch liegen.
Dann stemmte sie sich hoch und ordnete ihre Klamotten. Sie war erleichtert, es
endlich gesagt zu haben, hatte sich aber irgendwie eine andere Reaktion
erhofft. Er hätte »Ich liebe dich« sagen und sie hochheben und zum
Pferdeschlitten tragen müssen, um mit ihr ins Traumland zu fahren.
Stattdessen
hatte er ihr einen Kuss auf die Pobacke geprustet.
»Du hast aber
nicht die neuen Shorts mit dem Segelboot an, oder?«, fragte sie hoffnungsvoll.
Sie versuchte, den spielerischen Ton zu treffen, mit dem alles angefangen
hatte.
»Hm, weiß ich
gar nicht.« Nate
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