Alles ist mir nicht genug
durchaus möglich, dass es
ihr für immer die Sprache verschlagen hatte.
Aaron sah
Blair besorgt an, hob sein Glas und lächelte seinem Vater und Eleanor zu.
»Gratuliere!«, sagte er in der Hoffnung, Blair würde mit ihnen anstoßen.
Aber das tat
sie natürlich nicht, noch nicht mal, als er sie unter dem Tisch sanft gegen das
Schienbein trat. Neben Blair trommelte Miles mit seinen langen Fingern auf den
Tisch, rutschte unbehaglich auf seinem Platz herum und hätte sich zu gern an
die Bar zurückgebeamt. Er war seit der neunten Klasse mit Aaron befreundet,
aber das war ihm dann doch eine Spur zu privat.
Eleanor griff
quer über den Tisch nach Blairs verkrampfter Hand. »Vielleicht denkst du ja
noch mal darüber nach, ob du nicht Cyrus' Namen annehmen willst«, sagte sie.
»Wo wir doch bald eine ziemlich große Familie sein werden.«
Sie selbst und
Tyler hatten nach der Hochzeit Cyrus' Nachnamen angenommen, nur Blair hatte
sich verweigert.
Blair
Rose? Nein, danke. So hießen nur Billigparfüms aus der Drogerie.
»Natürlich
musst du das nicht jetzt sofort entscheiden«, fügte Eleanor beschwichtigend
hinzu.
Blair entriss
ihr ihre Hand. Hätte sie nicht eingequetscht zwischen Serena und Miles auf der
weißen Lederbank gesessen, wäre sie sofort aufs Klo gestürzt, um sich
gründlich auszukotzen. Stattdessen nahm sie ihr Champagnerglas und leerte es in
einem Zug.
»Wo soll das
Baby denn schlafen?«, erkundigte sich Tyler. Er strich Butter auf ein Stück
Baguette und stopfte es sich in den Mund. »Ich meine, weil Aaron doch jetzt
schon im Gästezimmer wohnt.«
Eleanor und
Cyrus sahen sich an, als hätten sie sich diese Frage noch nicht gestellt.
Eleanor zuckte mit den Schultern. »Ach, weißt du. Aaron und Blair studieren
nächstes Jahr ja sowieso. Den beiden macht es sicher gar nichts aus, sich das
Gästezimmer zu teilen, wenn sie zu Besuch sind. Und dann können wir bei Blair
ein Kinderzimmer einrichten!«
Aaron schoss
das Blut in die Wangen. Blair kniff die Augen zusammen und starrte ihre blöde
blonde Mutter mit ihrem girliemäßigen Haarband wutentbrannt an. Ach, so war
das? Jetzt nahmen sie ihr also auch noch ihr Zimmer weg, um ihr widerwärtiges
Wechselbalg unterzubringen.
Sie wollte
ihrer Mutter gerade gründlich die Meinung sagen, bevor sie sich auf dem Klo die
Seele aus dem Leib kotzen würde, als unvermittelt die vier Jungs von 45 die
Bühne erklommen, zu ihren Instrumenten griffen und loslegten. Und wie. Die
Musik war laut. Ohrenbetäubend, bauchfellerzitternd laut.
Miles griff
nach Blairs Hand. »Wollen wir tanzen?«
Statt einer
Antwort sprang Blair auf und stieß Miles mit sich, wobei sie beinahe das
Tischtuch runtergerissen hätte.
Die vier von
45 hatten den MTV Award nicht bekommen, weil sie langweilig waren - sie
rockten. Serena hielt nichts mehr auf ihrem Platz. Sie packte Aaron und Tyler
an den Händen und zog sie auf die Beine. »Los, ihr beiden!«, rief sie. »Tanzt
mit mir!«
Sobald Serenas
bloße Füße die Tanzfläche berührten, schloss sie die Augen und gab sich ganz
dem Rhythmus hin. Sie warf ihren blonden Kopf in den Nacken, wiegte sich in den
Hüften und stampfte wie entfesselt mit den Füßen. In ihrem weißen
Bikinioberteil und dem dünnen türkisgrünen Pareo sah sie aus wie eine dem Meer
entstiegene Seejungfrau. Flow, der gerade seinen Hit »Karnage« ins Mikro
röhrte, verschlang sie mit Blicken. Serena war jedes Mädchen, das er jemals
besungen hatte. Sie war seine Traumfrau.
Blair legte
ihre ganze Wut in den Tanz, stieß die Fäuste in die Luft, kickte um sich und
schüttelte die langen braunen Haare, die Miles nicht sehr audreyhaft übers
Gesicht peitschten. Das rosa Kleid klebte an ihrem nass geschwitzten Körper,
aber ihr Aussehen kümmerte sie nicht mehr. Nicht dass sie schlecht ausgesehen
hätte - Miles konnte die Augen nicht von ihr lassen.
Der dritte
Song war etwas langsamer und die Tanzfläche füllte sich auch mit älteren
Semestern. Serena tanzte auf Tyler zu, griff lächelnd nach seinen Händen und
legte sie auf ihre Hüften. Tyler wurde rot, behielt die Hände aber tapfer, wo
sie waren. Er wusste sein Glück zu schätzen. Auch Elfjährige produzieren
Testosteron.
Der Song
schmolz sexy dahin. Miles ließ seine Hände über Blairs Taille nach unten
gleiten, umfasste ihr Becken und zog sie an sich. Blair sträubte sich nicht. Im
Gegenteil, sie schmiegte den Kopf an seine Brust und presste sich an ihn. Sie
zitterte vor Wut und Verzweiflung. Sie wollte an
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