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Alles kam ganz anders

Alles kam ganz anders

Titel: Alles kam ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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daß ich Elaine schon lange kenne. Als ob wir lange Freundinnen sind. Es ist ein so neues und merkwürdiges und sehr, sehr schönes Gefühl!“
    „Und ich empfinde es genauso!“ rief ich. „Was für ein Segen, daß du dazukamst, Grand-mère an dem Tag in Hannover helfen zu können!“
    „Für mich war es ein ganz großer Segen“, lächelte Simone.
    „Furchtbar nett für uns alle!“ meinte Mama. „Nicht wahr, Asbjörn?“
    „Wie… was… entschuldige, ich habe gar nicht hingehört. Was hast du gesagt?“
    „Möchte mal wissen, wo du deine Gedanken hast“, sagte Mama.
    „Bei meinem Beruf, antwortete Papa…Ich brauche ein Fotomodell und meine, eins gefunden zu haben.“
    „Willst du Simone als Fotomodell haben?“
    „Durchaus nicht. Aber Titine! Titine ist genau das, was ich brauche! Wie meinen Sie, Simone, glauben Sie, daß Ihre Tochter geneigt wäre, ein paar hundert Mark zu verdienen?“
    „Wer ist da nicht geneigt?“ lächelte Simone. „Was soll sie machen?“
    „Ihre Hand nach einem Stück Seife ausstrecken und womöglich dabei glücklich lächeln!“
    Jetzt war ich im Bilde. Papa hatte schon ein paar Werbefilme für eine Babyseife gemacht, und die Seifenfirma war immer auf der Suche nach hübschen, „fotogenen“ Babys.
    Also wanderten wir in die Filmwerkstatt, der passende Hintergrund wurde aufgestellt, die Kamera aufnahmebereit gemacht und die Scheinwerfer eingestellt.
    Titine fand anscheinend alles äußerst interessant. Sie protestierte überhaupt nicht, als sie ausgezogen und als Aktmodell auf ein Kissen gesetzt wurde. Sie streckte die Arme aus nach der Kamera, und als ich ihr meine bunte Halskette zeigte, reckte und streckte sie den ganzen Körper. Und die Kamera surrte.
    „Aber die Seife?“ fragte Simone.
    „Kommt noch! Vorläufig nur das Kind, solange es so lächelt und so guter Laune ist! Elaine, da liegt doch so ein Stück Seife da oben im linken Schrank, hol das mal!“
    Kinder zu filmen ist eine Sache für sich. Ungefähr so eine Geduldsprobe wie das Tierfilmen. Papa hat seit mehr als zwanzig Jahren Tierfilme gemacht und hat also eine märchenhafte Geduld aufgebracht. Mit Titine machte er es wie mit den Tieren: Wenn die Kleine lustige Bewegungen machte, wenn sie begeistert lächelte, wenn sie die Hände nach etwas ausstreckte, egal wonach, dann filmte er eben!
    Leider zeigte Titine sehr wenig Interesse für das Stück Seife. Aber endlich, nach viel Spielen und Plaudern, geruhte die kleine Hoheit, das Seifenstück in die Hände zu nehmen – und eins, zwei, drei war die Szene im Kasten!
    „Genug für heute“, sagte Papa. „Außerdem verträgt sie das Scheinwerferlicht nicht mehr!“ Wir hatten sowieso zwischendurch immer das Licht ausgemacht, um Titinchens Augen zu schonen.
    „Ich bin bestimmt dumm“, sagte Simone, als sie angefangen hatte, die Kleine wieder anzuziehen. „Aber ich verstehe nicht, wofür Sie zum Beispiel die Aufnahme von Titine mit der bunten Kette brauchen können, es geht ja nicht um Ketten, sondern um Seife!“
    „Das ist ganz einfach“, erklärte Papa. „Als Elaine ihr die Kette zeigte, machte ich nur von Titine eine Aufnahme. Elaines Hand kam nicht mit ins Bild. Man sieht also nur, daß das Kind sich eifrig bemüht, etwas zu fassen zu bekommen. Und als sie mit der Kette spielte, habe ich nur ihr begeistertes Gesicht gefilmt. Wissen Sie, das alles wird ja zusammengeschnitten, die Seife wird mit eingeblendet zwischen die Kinderaufnahmen, und ganz zuletzt kommt der Streifen von Titine mit der Seife in den Händen! Ich habe zehnmal soviel gefilmt, wie ich brauche, alles wird ja nur ein Werbespot, der wenige Sekunden dauert; und ich benutze nur das Allerbeste und werfe das Überflüssige weg!“
    „Oh. bitte nicht!“ rief Simone. „Geben Sie es mir! Ich habe so wenige Bilder von Titine – kann man nicht aus so einem Film auch Fotos machen?“
    „Man kann schon. Aber richtige Fotos werden besser. Die möchte ich aber bei Tageslicht machen, im Garten, vielleicht neben einem Blumenbeet, oder mit Bisken zusammen.“
    „Aber jetzt haben wir kein Tageslicht mehr“, sagte Simone. „Du liebe Zeit, es ist ja bald achtzehn Uhr. wir müssen zusehen, daß wir den Bus um neunzehn Uhr schaffen!“
    „Schade“, sagte Papa. Dann hellte sich sein Gesicht auf. „Wissen Sie was? Ich muß sowieso morgen früh nach Hannover. Können Sie nicht hier übernachten? Dann machen wir morgen früh ein paar nette Bildchen von Titine. und Sie fahren mit mir gegen zehn Uhr

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