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Alles kam ganz anders

Alles kam ganz anders

Titel: Alles kam ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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regelmäßigen, ruhigen Bewegungen. Nie habe ich einen Menschen so konzentriert arbeiten sehen. „Ich muß diesen Hund retten“, sagte er leise. „Ich muß!“
    Endlich konnte er die Wunde verbinden. Der Hund wurde losgeschnallt, ich konnte zwei Pfoten verbinden, und Dr. Sager kümmerte sich um die tiefe, zweimal genähte Wunde.
    Die Narkose war gerade ausreichend gewesen, denn jetzt fing der kleine Patient allmählich an zu wimmern.
    Dr. Sager gab mir die Mullbinde in die Hand.
    „Machen Sie den zweiten Verband fertig. Ich muß eine neue Spritze aufziehen.“
    Bevor der Hund noch richtig zur Besinnung gekommen war. hatte er die Spritze bekommen.
    „Ein herzstimulierendes Mittel“, erklärte Dr. Sager. Er beobachtete den Hund unentwegt.
    „Ich muß diesen Hund retten“, wiederholte er. „Es muß gutgehen. Ich erkläre Ihnen nachher, warum. Ich glaube, es sind nur Fleischwunden, keine inneren Verletzungen, hoffe ich. Aber er hat ja Unmengen Blut verloren. So, Kleiner, bist du wach? Holen Sie jetzt Frau Albertsen, Elaine.“
    Ich tat es. Außer ihr fand ich Mama im Wartezimmer sitzen.
    „Wo bleibst du bloß, Kind?“
    „Ich komme gleich, Mama. Es war ein Unfall…“
    „Ja. das ist mir klar. Die Frau war ganz außer sich. Na, ich gehe dann zum Wagen, ich kann ja Antonchen mitnehmen.“
    Ich holte Antons Kiste, Mama ging los, und jetzt kam Frau Albertsen mit ihrem kleinen verbundenen Hund aus dem Sprechzimmer.
    „Oh, Herr Doktor, ich bin Ihnen ja so dankbar. Glauben Sie, daß mein Pussel es schafft? Wird er wieder gesund?“
    „Ich glaube es, Frau Albertsen. Rufen Sie mich heute nachmittag an und sagen Sie mir, wie es ihm geht. Heute abend komme ich dann auf einen Sprung vorbei. Hier gebe ich Ihnen zwei Tabletten mit, eine für heute abend, eine für morgen früh. Soll ich Ihnen ein Taxi bestellen? Ach. Elaine, rufen Sie an. die Nummer steht da auf dem Block!“
    Kurz danach war die Dame mit ihrem Dackel gegangen. Erst nach der Behandlung konnte man den Hund als einen Dackel erkennen. Vorher war er nur wie ein Klumpen Blut und Haare und rotes Fleisch gewesen.
    Dr. Sager und ich sahen uns an.
    „Sie sehen schön aus! Nun waschen Sie sich erst mal, hier ist ein frisches Handtuch. Das Gesicht auch, sie haben Blutspritzer auf beiden Backen! Und Ihre Jeans sehen aus, du meine Güte!“
    Ja. die Jeans sahen märchenhaft aus. Als der Hund in der Narkose lag, war Urin und Kot abgegangen, etwas davon war auf meinen Jeans gelandet. Und Blut, Blut überall!
    „Macht nichts, Herr Doktor. Wir haben eine Waschmaschine!“
    „Sie sind sehr, sehr tüchtig gewesen, Elaine. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie getan hätte!“
    „Aber. Herr Doktor, ich habe ja nur die Sachen aus den Kästchen geholt und eine Pinzette festgehalten… und ein paar Haare abgeschnitten…“
    „Und Verbände gemacht, und kein störendes Wort gesagt, das war das allerbeste. Und Sie sind nicht blaß geworden und haben keine Zustände gekriegt, als sie die zerfetzte Muskulatur und all das Blut sahen. Ich würde sagen, dies war Ihre Feuerprobe, Elaine. Und Sie haben sie glänzend bestanden.“
    Ich errötete vor Freude.
    „Herr Doktor, sie sagten, Sie würden mir nachher erklären, warum sie gerade diesen Hund unbedingt retten wollten!“
    „Ja. sehen Sie. die Frau Albertsen verlor vor zwei Jahren ihren Mann und vor einem halben Jahr ihren einzigen Sohn, durch einen Unfall. Ihre Tochter hat – nein, das erzähle ich nicht, auch ein Tierarzt hat Schweigepflicht. Jedenfalls, die arme Frau war kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich glaube tatsächlich, daß der Hund sie gerettet hat. Sie hatte ein lebendiges Wesen, um das sie sich kümmern mußte, und sie sagte mir einmal, als sie mit ihrem Pussel hier zum Impfen war: ,Was soll bloß aus meinem Pussel werden, wenn ich krank werden sollte? Ich muß fit bleiben, und mein Pussel muß gesund bleiben.’ Sie liebt das Tier abgöttisch, verwöhnt es natürlich nach Strich und Faden, das darf sie meinetwegen gern tun. Ich wage einfach nicht daran zu denken, was geschehen würde, wenn der Hund sterben sollte. Na, machen Sie nun. daß Sie nach Hause kommen. Wo ist übrigens Ihr Kater?“
    „Meine Mutter hat ihn geholt. Ach ja, dann möchte ich gleich zahlen!“
    „Was? Ich höre immer zahlen! Das haben Sie durch Ihre Hilfe hier schon vielfach bezahlt! Ich will keinen Pfennig haben! Und noch eins.
    Elaine: Wenn die Zeit kommt, wo Sie eine Assistentenstellung suchen, dann kommen Sie zu mir.“
    „Oh.

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