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Alles kam ganz anders

Alles kam ganz anders

Titel: Alles kam ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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hat? Ja, und er verliert so viele Haare, sehen Sie sich seinen Bauch an, der ist ganz nackt.“
    Dr. Sager hörte Anton ab. er horchte auf die Herztöne.
    „Ja“, sagte er. „Er hat das. was wir ein Altersherz nennen. Die Haarausfälle sind auch altersbedingt. Ich gebe ihm eine Spritze und schreibe Ihnen ein Vitaminpräparat auf. Mehr kann man nicht machen. Sie verlangen auch nicht von einem Uropa, daß er Leistungssport treibt oder in Diskotheken tanzt?“
    Anton bekam seine Spritze und wurde wieder in seine Transportkiste gesteckt.
    „Ich habe nicht den Eindruck, daß er irgendwelche Schmerzen hat“, erklärte Dr. Sager. „Aber, wie gesagt, sein Herz ist nicht mehr das beste, und ich fürchte. Sie müssen sich darauf gefaßt machen, daß er nicht vierzehn wird. Sie hängen wohl sehr an dem Tier?“
    „Und ob! Ich war vier Jahre, als ich ihn bekam, er ist… ja, er ist sozusagen ein Teil meines Lebens.“
    „Das kann ich verstehen. Und genießen Sie nun die Wochen oder Monate, die Sie noch mit ihm verleben können. Denken Sie nicht immer daran, daß es bald zu Ende ist. Was macht übrigens ihr ulkiger kleiner Hund?“
    „Oh, dem geht es prima! Er ist quietschvergnügt und furchtbar verwöhnt!“
    „Das glaube ich Ihnen gern. Übrigens. Antje hat mir erzählt, daß Sie vorhaben. Veterinärmedizin zu studieren! Dann halte ich Ihnen die Daumen, daß Sie an der Hochschule aufgenommen werden!“
    „Lieber wäre es mir. wenn Sie mir eine Spritze gegen mathematische Unbegabtheit geben könnten“, seufzte ich.
    „So? Hapert es… nanu!“
    Wir hörten ein verzweifeltes, durchdringendes Hundegeheul – die Wartezimmertür wurde aufgerissen und knallte von selbst wieder zu.
    Eilige Schritte, und schon hatte Dr. Sager die Praxistür aufgerissen.
    Eine ältere Frau taumelte herein. Ihr Gesicht war tränenüberströmt, in den Armen hielt sie ein heulendes, blutüberströmtes, jämmerliches Etwas.
    „Sofort auf den Tisch, Frau Albertsen! Überfahren?“
    „Nein, nein… gebissen… zerfleischt vor meinen Augen… ein großer Schäferhund…“
    Ich weiß nicht, woher ich den Mut nahm, mich einzumischen. Es war mir klar, daß Dr. Sager sich jetzt ganz und gar um das blutende Bündel auf dem Tisch kümmern mußte, und daß er die aufgeregte Hundebesitzerin jetzt nicht brauchen konnte. Ich legte meine Hand auf die Schulter der Frau.
    „Kommen Sie. Setzen Sie sich ins Wartezimmer. Überlassen Sie alles dem Herrn Doktor.“
    Ich schob sie sanft hinaus und machte die Tür zu.
    „Was kann ich machen, Herr Doktor?“
    „Festhalten. Vorsichtig. Die rechte Hand da… ja, genau so. Und mit der linken dort fassen… der kleine Kerl muß sofort betäubt werden.“
    Dr. Sager handelte schnell und sicher. Das arme Tier spürte den kleinen Einstich der Spritze wohl kaum. Dann wurde der Hund auf dem Behandlungstisch angeschnallt.
    Dr. Sager untersuchte das Tier, die tiefen, blutenden Wunden. Dann nahm er das Stethoskop und horchte auf das Herz.
    „Elaine, in der Trommel rechts sind sterile Tupfer. Nicht mit den Händen reinfassen. Nur mit der Zange da im Becher. Legen Sie einen Tupfer dahin!“ Er zeigte mit dem Finger auf eine Stelle, dann holte er eine gebogene Nadel aus einem Behälter, Fäden aus einem anderen, und mit geschickten Fingern fädelte er ein.
    „Schere da. im kleinen Kasten. Bitte abschneiden.“
    Die Nadel wurde auf den bereitgelegten Tupfer gelegt.
    „Drei, vier Tupfer noch!“
    Ich reichte sie ihm mit der Zange. Er wischte damit die Wunden aus. betrachtete sie mit gerunzelter Stirn.
    „Kleine Schere, gebogen, aus dem Glaskästchen. Und die Pinzette daneben.“
    Ich holte die Instrumente, faßte sie ganz vorsichtig nur am Griff.
    Er drückte mit der Pinzette eine stark blutende Stelle zu. „Hier festhalten. Nicht loslassen.“
    Dann nähte er. tief innen in der Muskulatur. Stich für Stich.
    Schnell, gekonnt. Nach jedem Stich Faden abschneiden, schnell weiter. Dann wurden ein paar blutige Muskelfetzen abgeschnitten.
    „Loslassen. Haare am Wundrand abschneiden. Aufpassen, daß kein Härchen in die Wunde fällt.“
    Während ich das tat. fädelte er eine andere Nadel ein. Dann ging es ans Hautnähen. Viele Stiche waren notwendig, bevor die große Wunde geschlossen war.
    Die anderen Wunden waren kleiner, eine wurde genäht, eine nur mit einem Pflasterstreifen zusammengehalten.
    Dr. Sager horchte wieder. Dann warf er alles hin, das er in den Händen hatte, und fing an, eine Herzmassage zu machen, mit

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