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Alles muss versteckt sein (German Edition)

Alles muss versteckt sein (German Edition)

Titel: Alles muss versteckt sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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Felix’ Achillesferse.«
    »Ach so«, ich verstand, was sie meinte. »Und weil Patrick mit seinem Verleger kommt, denkst du, dass Felix sich daran stören wird?«
    »Was heißt ›stören‹?« Sie zupfte einen Grashalm neben der Decke ab, steckte ihn sich in den Mund und fing an, darauf herumzukauen. »Patricks Verleger hat zwei Manuskripte von Felix abgelehnt, die mein Bruder dann im Eigenverlag herausgebracht hat, weil auch niemand sonst sie veröffentlichen wollte. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass der Abend nicht ganz so entspannt wird. Ich war auch überrascht, als Felix meinte, dass er dabei sein will. Normalerweise sucht er bei so etwas immer das Weite.«
    »Aber wenn er beschlossen hat, mit uns zu essen, ist es doch seine Sache.«
    »Klar.« Vera lachte kurz auf. »So lange, bis er wieder ins vierte Weinglas gefallen ist. Danach ist es gut möglich, dass er vergisst, dass es seine eigene Entscheidung war.«
    »Dann lass uns einfach bei Patrick kochen!« Vera schüttelte energisch den Kopf.
    »Und Felix damit wieder ausladen? Da käme er sich ja noch bescheuerter vor!«
    »Hm, ja.« Ich dachte einen Moment nach. Auf die Idee, dass der Abend schwierig werden könnte, war ich nicht gekommen. Patrick hatte nur gesagt, seine Schwester würde für uns kochen und wir würden es sicher lustig haben. Jetzt, da ich wusste, dass Felix mit Patricks Verleger ein Problem hatte, stellte sich die Sache natürlich in einem anderen Licht da. Aber wenn das alles für ihn so schwierig war – warum hielt er sich dann nicht einfach von so einer Veranstaltung fern? Klang fast nach einer Art von Masochismus.
    »Ist auch egal«, wischte Vera das Thema vom Tisch. »Wahrscheinlich mache ich mir mal wieder zu viele Gedanken. Ich bin halt ein Harmonietierchen und will immer, dass es jedem gut geht und sich alle vertragen.«
    »Das kenne ich, da bin ich ganz ähnlich.« Wir lachten, und wieder einmal dachte ich, wie verdammt wohl ich mich fühlte. Vera sah auf ihre Uhr.
    »O Mist, schon kurz nach fünf!«
    »Müssen wir los?«
    »Nein«, sie fing an, in ihrer Handtasche zu kramen. »Aber ich hab ganz vergessen, dass ich noch den Intendanten anrufen wollte, um ihm zu sagen, dass ich morgen etwas später zur Probe komme.« Sie zwinkerte mir zu. »Könnte ja sein, dass der Abend etwas länger wird, und ich hasse es, morgens nicht ausgeschlafen zu sein.« Sie wühlte weiter in ihrer Tasche. »Das gibt’s doch gar nicht«, stellte sie verärgert fest. »Mein Handy ist weg.«
    »Bist du sicher?«
    »So sicher, wie man bei einer Handtasche sein kann, die ein kleines Massengrab ist.«
    »Warte«, ich griff in die Tasche meiner Jeansjacke, die neben mir auf dem Boden lag, und holte mein Mobiltelefon raus. »Ich ruf dich kurz an.« Ich wählte Veras Nummer und ließ es klingeln. Nichts, Veras Tasche blieb stumm.
    »Blöd!«, fluchte sie. »Dann muss es noch im Theater liegen.« Sie überlegte einen Moment. »Stimmt, es ist in meinem Kostüm, da habe ich es vorhin reingesteckt!«
    »Dann lass uns noch mal hinfahren und es holen.«
    »Da ist jetzt niemand mehr. Aber es wäre toll, wenn ich von deinem Handy kurz anrufen könnte. Der Intendant kriegt sonst einen Tobsuchtsanfall, wenn ich morgen ohne Vorwarnung später auftauche.«
    »Sicher, kein Problem.« Ich reichte ihr mein Handy. Vera wählte eine Nummer, dann hielt sie das Telefon ans Ohr.
    »Geht keiner ran«, erklärte sie wenig später und legte auf.
    »Dann sprich ihm doch auf die Mailbox.«
    »Hat er nicht. Tja, dann kann ich es nicht ändern.«
    »Und du meinst wirklich, er flippt aus, wenn du eine Stunde später zur Probe kommst?«
    »Soll er halt.« Sie grinste mich an. »Ich spiele die Hauptrolle, bald ist Premiere und es gibt keine Zweitbesetzung. Was kann er also tun? Mich rausschmeißen?«
    »Ich verstehe gerade nicht so ganz, worauf Sie hinauswollen«, sagt Dr. Falkenhagen.
    »Ich dachte, es ist gut, wenn ich rede!«
    »Ist es auch.« Er nickt. »Aber manchmal habe ich das Gefühl, Sie wollen zum eigentlichen Kern der Sache gar nicht vordringen, sondern halten sich an Nebenschauplätzen auf.«
    »Nebenschauplätze?«
    »Der Nachmittag mit Vera. Shopping, dann Picknick an der Alster – was hat das mit Ihrer Geschichte zu tun?«
    »Was das mit meiner Geschichte zu tun hat?« Sie spürt, wie der Ärger in ihr aufsteigt. »Ahnen Sie denn nicht, wie das alles zusammenhängt?«
    »Erklären Sie es mir.« Die Art und Weise, wie er da ruhig und gelassen vor ihr sitzt, reizt sie

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