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Alles muss versteckt sein (German Edition)

Alles muss versteckt sein (German Edition)

Titel: Alles muss versteckt sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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sind.«
    »Kein Problem, ich amüsiere mich bestens mir dir allein.«
    »Aber lass uns besser drinnen weitermachen«, schlug er vor, »Vera hat mir den Zahlencode verraten.« Er verdrehte die Augen. »Ihr Geburtsdatum, wie einfallsreich!«
    »Ziemlich leichtsinnig.«
    »Außer Texten kann Vera sich kaum was merken« Patrick lachte. »Die vergisst sogar ihre eigene Telefonnummer, da muss der Code natürlich möglichst simpel sein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte ja einfach das normale Schloss dringelassen, aber gut.«
    Er ging zur Haustür, tippte die Zahlenkombination ein, die kleine Leuchte überm Nummernfeld sprang auf »Grün«, und ein deutliches Klicken signalisierte, dass sich das Schloss geöffnet hatte.
    »Dann können wir zwei ja schon mal mit dem Spieleabend beginnen«, sagte ich, als wir im Flur standen.
    »Gute Idee«, erwiderte er und fing an, meine Bluse aufzuknöpfen.
    »Patrick, wir sind hier nicht zu Hause.«
    »Erstens war das hier mal mein Zuhause, und zweitens finde ich die Vorstellung gerade sehr reizvoll, dich hier … «
    »Vera und Felix können jeden Moment auftauchen«, unterbrach ich ihn lachend. »Willst du sie so im Flur empfangen?«
    »Das kennen sie ja schon.« Bevor ich etwas erwidern konnte, verschloss er mir mit einem Kuss den Mund, streifte mir meine Bluse von den Schultern und zog mich mit sich zu Boden. Ich wehrte mich nur ein klitzekleines bisschen. Das war es doch, was ich mir die ganze Zeit gewünscht hatte: das Leben einfach wieder zu leben, ohne Ängste und Sorgen.
    Wir waren gerade dabei, uns anzuziehen, als wir Veras Auto in der Einfahrt hörten. Kichernd beeilten wir uns, und als die Haustür aufging, waren wir wieder anständig bekleidet. Allerdings mit erhitzten Gesichtern und grinsend wie Kinder, die man um ein Haar bei einem besonders schlimmen Streich erwischt hätte.
    »Scheiße!«, schimpfte Felix, während er seine Jacke achtlos auf den Boden neben der Garderobe warf. »Dass Vera auch unbedingt durch den Tunnel wollte! War doch klar, dass der um diese Uhrzeit dicht ist!« Er nickte uns nur kurz zu und ging dann an uns vorbei Richtung Esszimmer. »Ich brauch erst mal ’nen Drink!«
    »Guten Abend, Felix!«, rief Patrick ihm nach. »Freut mich auch, dich zu sehen!«
    »Er ist schon wieder auf hundertachtzig«, sagte Vera, die uns mit Wangenküsschen begrüßte. »Hat im Auto die ganze Zeit gezetert, als wäre das ein Weltuntergang.« Sie zuckte mit den Schultern. »Na, dann hat er wenigstens mal wieder einen Grund, sich einen zu genehmigen.« Patrick nickte und sah dabei alles andere als glücklich aus.
    Insgeheim fragte ich mich, weshalb Felix’ Geschwister nicht versuchten, ihn vom Trinken abzuhalten. Ließen sie ihm deshalb so viel durchgehen, weil er es immer schwerer gehabt hatte als sie?
    »Wenn wir spielen, geht es ihm besser«, raunte Patrick mir zu. »Das liebt er!«
    Tatsächlich, kaum hatten wir am Tisch Platz genommen und angefangen, Monopoly zu spielen, war Felix wie ausgewechselt. Eben noch mürrisch und übellaunig, verwandelte er sich in ein begeistertes Kind, das jedes Mal vor Freude laut aufschrie, wenn es wieder eine Straße, ein Haus oder sogar ein Hotel kaufen oder von einem seiner Mitspieler abkassieren konnte.
    »Ha!«, rief Felix, als Patrick auf seiner dicht bebauten Goethestraße landete, »jetzt mach ich dich fertig!« Die Freude, die er empfand, zeigte er ganz unverhohlen, und mit jedem Schluck Wein, den er sich nach dem Whiskey eingegossen hatte, wurde deutlicher, dass es vor allem Patricks Niederlagen waren, auf die er es abgesehen hatte. Dabei machte er auch eigentlich unsinnige Spielzüge, wenn er nur seinem Bruder schaden konnte.
    Je weiter das Spiel voranschritt, umso mehr verkrampfte ich innerlich. Bemerkte denn niemand außer mir, wie feindselig Felix gegenüber Patrick war? Seine Geschwister schienen sich nicht daran zu stören, sie lachten, als wäre es das Normalste der Welt, wenn Felix lallend gegen seinen Bruder pöbelte. »Da guckst du, was?«, raunzte er, als Patrick ihm fast seine gesamte Barschaft an Spielgeld rüberschieben musste; und als es für ihn ins Gefängnis ging, konnte Felix sich kaum halten vor Gelächter.
    »Gewonnen!«, rief er zwei Stunden später, und reckte beide Arme in die Höhe. »Gewonnen! Gewonnen! Gewonnen!« Patrick und Vera lächelten nur nachsichtig. »Kommt«, forderte Felix uns auf. »Lasst uns noch eine Runde spielen!«
    »Ich hab für heute genug«, lehnte Vera ab, »noch eine Runde

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