Alles nicht so einfach

Titel: Alles nicht so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Carmack

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bedeutete, dass sich der Regisseur nicht sicher war. Es bedeutete, dass er noch nicht gesehen hatte, was er wollte. Es bedeutete, dass bei der Rolle noch alles drin war, dass derjenige sie bekam, der in der zweiten Casting-Runde das Rennen machte.
    Ich drückte Cades Hand, und er erwiderte den Druck sofort.
    Ich weiß, die Leute sagen dauernd, dass ihnen das Herz bis zum Hals schlägt, und eigentlich sieht es gar nicht aus, als wäre das so eine große Sache. Doch als ich wieder auf die Liste schaute, schlug mein Herz, als würde mein ganzes Leben davon abhängen, dass ich über diese Ziellinie kam. Die Geräusche drangen nur verschwommen an mein Ohr, mein Blick fokussierte sich und ich kam mir vor, als würde ich am Abgrund stehen, am Rand von etwas Furcht einflößendem und Herrlichem – entweder Fliegen oder Fallen, Erfolg oder Unglück.
    Mein Blick fand das fettgedruckte PHÄDRA , direkt unter HIPPOLYT .
    Und dann entdeckte ich meinen Namen, ich sah nichts als meinen Namen, als wäre er das Licht am Ende eines Tunnels. Es war noch besser, als eine Ziellinie zu überschreiten. Es war wie der erste Atemzug, nachdem man schon sicher gewesen war zu ertrinken, zu sterben. Ich unterdrückte die Erleichterung und die Freude, weil mich die anderen ansahen und weil das nur die Liste für die zweite Casting-Runde war. Es bedeutete nur, dass sie mich noch nicht ausgeschlossen hatten.
    Cades andere Hand legte sich auf unsere beiden bereits verbundenen Hände, sodass er sie vollkommen bedeckte.
    Mein Blick wanderte nach unten.
    THESEUS .
    Das konnte nicht sein. Theseus war eine Rolle. Mein Blick wanderte wieder nach oben, auf der Suche nach dem, was ich übersehen hatte. Unter HIPPOLYT standen sieben Namen. Und hier, unter PHÄDRA stand nur meiner.
    Sie luden niemanden zur zweiten Runde ein. Da war nur ich.
    Ich hatte die Rolle.
    Und dann brach ich alle Regeln und kreischte. Cade lachte, hob mich um die Taille hoch und wirbelte mich herum. Die Leute um uns herum klatschten, und ich entnahm der Art und Weise, wie sie uns ansahen, dass Gerüchte über unseren Kuss zu ihnen vorgedrungen waren. Aber einen Moment lang, einen einzigen glückseligen Moment lang, war das alles gleichgültig.
    Ich hatte die Rolle bekommen.

14
    Wie benebelt ging ich zum Unterricht.
    Sie luden sonst immer noch Leute zur zweiten Casting-Runde ein. Auch wenn sie sich schon ziemlich sicher waren, wen sie haben wollten. Es war eine Gelegenheit, um sicherzugehen, um die Besten noch einmal zu sehen.
    Aber sie hatten mich glattweg gecastet, was bedeutete, dass sie sich schon sicher waren.
    Ein Gefühl schwoll in meiner Brust an, das bewirkte, dass mir, ehe ich mich versah, Tränen in die Augen traten. Ich ließ mir hinter dem Vorhang ein wenig Zeit, bevor ich den Unterrichtsraum betrat.
    Ich versuchte, tief durchzuatmen, doch das löste die Gefühle, die sich in meiner Brust angestaut hatten, nicht. Deshalb ging ich zum nächsten, völlig logischen Schritt über.
    Ich tanzte. Ich tanzte ohne Musik. Ich schrie lautlos. Ich zelebrierte das in aller Stille, im Dunkeln, hinter den Vorhängen, wo mich niemand sehen konnte.
    Nur dass es mal wieder typisch war für mein Glück, dass mich sehr wohl jemand dabei beobachtete.
    »Ich nehme an, du hast auf die Liste geschaut.«
    Ich erstarrte, mein Hintern zeigte nach meinem letzten freudigen Hüftschwung noch immer nach links. Langsam richtete ich mich wieder gerade und drehte mich um. »Hi, Garrick«, sagte ich.
    Seine Lippen waren geschürzt, seine Augen groß, und ich wusste, dass er sich angestrengt bemühte, nicht zu lachen. »Hallo, Bliss. Herzlichen Glückwunsch.«
    Mein Haar war ganz wirr von der bereits erwähnten Tanzaktion, deshalb klemmte ich es mir so gut es ging hinter die Ohren. »Danke. Ich, ähm, bin total begeistert.«
    »Das kannst du auch sein. Dein Vorsprechen …« Er trat näher, und wie immer löste seine Anwesenheit diese Verlegenheit und alle anderen Gefühle auf und ersetzte sie durch Hitze, durch Verlangen.
    »Dein Vorsprechen war fantastisch. Es war außer Konkurrenz.«
    Ich schluckte, aber der Kloß in meinem Hals blieb. Mein »Vielen Dank« war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Aber Freitagabend …«
    »Oh Gott …«
    »So lächerlich süß du auch warst, bitte betrink dich nicht mehr auf diese Art und Weise. Eric will, dass du für diese Rolle in absoluter Bestform bist.«
    »Natürlich.« Ich nickte wie versteinert. »Auf jeden Fall. Das verspreche ich.«
    »Außerdem … habe ich mir