Alles nicht so einfach
mich mit einer extralangen Dusche ab, gefolgt von Hausaufgaben und einem Buch. Als ich auf die Uhr sah, war es immer noch erst fünfzehn Uhr.
Ich schnappte mir meinen Computer und suchte nach »Philadelphia, Theater«.
Ich fand die Website einer Theaterallianz, die Informationen über ein paar Theater in der Stadt enthielt, darüber hinaus Jobangebote und Castings. Ich klickte mich durch, um zu sehen, was zurzeit aufgeführt wurde, las mir Jobbeschreibungen durch und setzte Lesezeichen für ein paar Seiten.
Mein Handy klingelte von weit her. Ich versuchte, dem Geräusch zu folgen, doch der Klingelton brach ab, bevor ich meine Suche weiter eingrenzen konnte – es musste irgendwo im Wohnzimmer sein. Wer immer da anrief, war zum Glück beharrlich und probierte es ein paar Sekunden später noch einmal. Es war eindeutig in der Nähe der Couch. Ich zog Kissen weg, fand aber nichts. Ich schaute unter Papieren und Büchern nach – immer noch nichts. Schließlich ließ ich mich auf die Knie fallen und spähte unter die Couch. Da war es und beleuchtete die staubige Finsternis unter dem Möbelstück. Und gleich daneben saß Hamlet und funkelte mich an.
Das kurze freundliche Intermezzo, das sie im Tierheim geboten hatte, hatte sich bisher nicht mehr wiederholt. Und ich zweifelte nicht daran, dass sie irgendwie mein Telefon unter die Couch geschleift hatte, um mich zu ärgern.
»Hör mal zu, Katze, ich weiß nicht, warum du mich so hasst, aber du hast da wohl was verpasst. Ich habe dich
gerettet.
« Ich legte mich flach auf den Bauch, zwängte mich unter die Couch und streckte die Hand nach meinem Handy aus. »Du solltest mir
dankbar
sein.«
Als sich meine Hand ihr näherte, stieß sie ihr inzwischen vertrautes tiefes Knurren aus.
»Ja, schon gut, halt die Klappe.«
Ich musste meinen halben Körper zwischen Fußboden und Couch schieben, um mein Handy zu erreichen, und herauszukommen war noch schwieriger als hineinzugelangen.
Zwei verpasste Anrufe von
MOM
.
Ich stöhnte. Ich hätte es einfach unter der Couch lassen sollen. In diesem Augenblick klingelte es wieder, zum dritten Mal. Ich meldete mich mit »Hi, Mom«.
»Warum bist du die ersten beiden Male nicht rangegangen? Ist alles in Ordnung?«
»Es geht mir gut, Mom. Ich konnte nur mein Telefon nicht finden.«
»Oh, du solltest dir wirklich einen Platz suchen, an dem du es aufbewahrst, wenn du nach Hause gekommen bist. Dann weißt du immer, wo es ist.«
»Ich werde daran denken, Mom.«
»Nun, deine Unordentlichkeit ist ein alter Hut. Was gibt es Neues in deinem Leben?« Ich schwöre, dass meine Mutter der einzige Mensch auf der Welt war, der mich nicht für einen neurotischen Kontrollfreak hielt, und zwar weil sie unendlich viel schlimmer war. Sie stellte die unvermeidliche Frage: »Hast du jemanden kennengelernt?«
Ich verdrehte die Augen, was sie mir von Angesicht zu Angesicht niemals würde durchgehen lassen. »Ich bin ziemlich beschäftigt mit dem Studium, Mom. Ich habe gerade die Hauptrolle in einem Stück bekommen.«
»Oh, wie schön«, sagte sie nachsichtig. Sie hielt dieses Schauspielstudium für eine Verschwendung meiner Intelligenz.
»Das ist eine richtig große Sache.«
»Natürlich ist es das, Liebes. Aber du weißt, wie sehr dein Vater und ich uns Sorgen machen. Wir würden uns so viel besser fühlen, wenn du jemanden hättest, der dich finanziell unterstützt.«
Es klopfte an der Tür, und ich sprach weiter, während ich hinging, um zu öffnen. »Erstens ist finanzielle Sicherheit nicht Grund genug, um jemanden zu heiraten, Mutter, auch wenn
ihr
euch dann besser fühlt. Zweitens brauche ich keinen Kerl, der sich um mich kümmert. Ich kann für mich selbst sorgen.« Garrick war an der Tür, fast eine Stunde zu früh, und hatte den Schluss meiner Rede mitbekommen. Er zog eine Augenbraue nach oben, lächelte, und wenn ich durchs Telefon hätte greifen und meine Mutter hätte erdrosseln können, dann hätte ich das gemacht. »Jedenfalls muss ich jetzt los, Mom. Ich habe Gesellschaft.«
»Männliche Gesellschaft?«
Ich stöhnte und sagte »Bis dann«.
Aufzulegen fühlte sich so gut an, dass ich versucht war, sie gleich noch mal anzurufen und es ein zweites Mal zu tun.
Garrick lächelte. »Deine Mom hört sich so ziemlich wie meine an.«
Ich starrte ihn zornig an. »Du bist früh dran.« Ich hatte mein Haar heute Morgen nur zu einem nassen Pferdeschwanz zusammengefasst. Ich hatte vorgehabt, es zu glätten, bevor er kam, und jetzt sah ich
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