Alles nur aus Liebe
greifen wollte. “Er gehört mir.”
“Hannibal?”
“Ja. Er ist cool.”
“Wer hat ihn denn so genannt? Du?”
“Klar. Bobby hat seinem Schweinchen einen Namen gegeben, da wollte ich das auch tun.”
“Und du bist sicher, daß du ihn Hannibal nennen willst?” fragte Mike.
“Klar. Er gefällt mir. Es ist mein Lieblingsname für ein Schwein”, bestand Joey auf seiner Wahl. “Warum denn nicht?”
“Weil Hannibal ein Schweinefräulein ist”, klärte ihn Mike mit steinernem Gesicht auf. “Deswegen geht es nicht. Vielleicht sollten wir sie Hannah nennen.”
Joey starrte mit großen Augen auf das sich windende Schweinebaby. “Wen interessiert es schon, ob es ein Mädchen ist oder nicht…”
“Frank vielleicht.”
“Mike!” warnte ihn Annie. Er zuckte mit den Schultern. Die Gelegenheit war zu gut gewesen, als daß er sie sich hätte entgehen lassen wollen.
“Es spielt keine Rolle, ob die Schweinchen nun männlich oder weiblich sind”, gab sie bekannt. “Schließlich sind es nur Schweine.”
Mike unterdrückte ein Lächeln, als er Houston zum Abschied zuwinkte. Falls Annie wirklich meint, daß es keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt, dann wird sie noch eine ziemliche Überraschung erleben, dachte er.
Da gelang es Hannibal, sich loszureißen. Die Schweinedame kullerte durch den Matsch und jagte dann in wilder Hatz über das Gelände. Joey sauste hinterher.
Bobby brüllte vor Lachen … bis ihm sein eigenes Ferkel entwich. Die beiden Jungen schrien den Schweinen zu, sie sollten stehenbleiben, und machten nun gemeinsam Jagd auf die beiden Tiere. Joey rutschte im Matsch aus, und Sekunden später leistete ihm sein Bruder Gesellschaft.
“O nein! Bobby, Joey, hört auf der Stelle auf!” schimpfte Annie. Sie warf Mike einen entrüsteten Blick zu, als sie den beiden nachlief. Die kurze Unachtsamkeit rächte sich - Annie stolperte über eine Schaufel, die dummerweise im Weg lag.
Mike sprintete los und konnte gerade noch ihren Arm packen, bevor auch sie im Matsch landete.
Er hatte nie gewußt, daß Haut sich so sanft und weich anfühlen konnte. Warm und seidig, wie Samt, der in der Sonne gelegen hatte. Gern hätte er ihren Vanilleduft eingesogen, sie festgehalten, ihre Lippen geschmeckt.
Aber was dachte er da eigentlich gerade? Vielleicht hätte er sie doch nicht anfassen sollen, oder zumindest nur so lange, bis sie wieder sicher auf den eigenen Füßen stand.
Als sich jedoch ihre Blicke trafen, spürte er, wie sich Annies Körper an seinen schmiegte, sah, wie sie ihre verlockenden Lippen überrascht öffnete. Mike wurde klar, daß er sie loslassen mußte, ehe er eine Dummheit beging.
Statt dessen küßte er sie.
Und sie erwiderte den Kuß.
Annies Lippen waren genau so, wie er sie sich vorgestellt hatte: wärm, lebendig, hingebungsvoll. Und der Kuß, erst zögernd, dann leidenschaftlich, brachte ihn beinahe um den Verstand.
Annie Kramer mochte zwar exzentrisch und unberechenbar sein, aber sie war auch wunderschön anzusehen, und ebenso schön war es, sie in den Armen zu halten. So hielt er sie eben fest und genoß ihren verführerischen Duft.
Er blickte ihr in die dunklen Augen … Augen, die in der Sonne funkelten und dunkler geworden waren, als ihre Blicke sich trafen. Der Ausdruck der Verwunderung darin verriet ihm, daß sie ebenso überrascht war wie er.
Noch vor wenigen Stunden hatte er gedacht, er hätte von ihr für immer” und ewig die Nase voll. Er hatte sich überlegt, wie er sie loswerden konnte, damit sein Leben hier wieder seinen gewohnten Gang ging. Statt dessen hatte er diesem plötzlichen Impuls nachgegeben, ihre verlockenden Lippen zu schmecken, ihren Honigmund zu erforschen. Und nun müßte er zu allem Überfluß auch noch feststellen, daß er sie an sich preßte, als würde er sie niemals wieder loslassen wollen.
Was war bloß in ihn gefahren?
Hatte er nicht schon einmal den Fehler begangen, eine eiserne Regel zu vergessen - ein Fehler, der ihn seine Selbstachtung und seine Karriere gekostet hatte?
Er hatte einen Menschen zu, nahe an sich herangelassen und war dabei nur verletzt worden. Was also machte er hier mit diesem nymphenhaften Kindermädchen in seinen Armen?
Besonders, da er immer noch spürte, nein, wußte, daß sie nicht diejenige war, für die sie sich ausgab? Ganz bestimmt war sie eine Betrügerin, oder er wollte nicht Mike Cassidy heißen. Und so harmlos, wie sie tat, war sie auf gar keinen Fall.
Sein sechster Sinn meldete sich
Weitere Kostenlose Bücher