Alles nur aus Liebe
Kindermädchen hatte sich nichts zuschulden kommen lassen, aber er hätte auch nicht behaupten können, daß sie alles richtig gemacht hatte. “Hab erst einmal vielen Dank, Eric. Ich werde noch ein wenig weitergraben und mich dann wieder bei dir melden, wenn du nichts dagegen hast.”
“Klar, Kumpel”, stimmte ihm sein Freund zu. “Weißt du, du fehlst uns hier. Du bist so schnell verschwunden, daß ich niemals die Chance hatte, dir zu sagen, ich
|wünschte, die Sache damals wäre anders gelaufen. Abgesehen von der Überprüfung dieser Frau, was hast du sonst in der letzten Zeit getrieben?”
Mike verzog düster das Gesicht. Wenn er seinem ehemaligen Partner erzählte, daß seine Tätigkeit sich im Augenblick darauf beschränkte, auf zwei kleine Hängebauchschweine und ihre jungen Besitzer zu achten, würde man ihn für den Rest seines Lebens mit entsprechenden Witzeleien bombardieren.
“Ach, nicht viel. Zumindest nichts Aufregendes. Ein bißchen hiervon, ein wenig davon. Also, nochmals schönen Dank. Ich melde mich bald wieder bei dir.”
Er legte auf und starrte auf das Telefon. Erics erfolglose Nachforschungen schlössen aus, daß er Annie zur Rede stellte. Aber es mußte einen anderen Weg geben, sie festzunageln.
Er vermutete, daß sie aus der Gegend kam, wenn sie in einer der Arbeitsvermittlungsagenturen in Annandale oder Washington registriert war. Er könnte die Telefonbücher wälzen und eine Agentur nach der anderen abklappern, bis er endlich diejenige gefunden hatte, die sie zu den Matthews’ geschickt hatte.
Aber er wollte die Agentur ausfindig machen, ohne daß Mrs. Matthews ins Spiel gebracht wurde, das könnte nur unnötigen Ärger geben. Er würde wie ein Dummkopf dastehen, wenn sich Annies Story als wahr erwies, auch wenn er zunehmend Zweifel daran hatte.
Plötzlich fiel ihm der Lieblingsspruch seiner Großmutter ein: Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere. Er mußte nur die richtige Tür finden. Nach einigem Überlegen hatte er sie dann schließlich gefunden - sie führte in die Küche.
“Sie kommen gerade richtig, um einmal zu kosten”, verkündete Mrs. Swenson, als er hereinkam. “Ich habe ein neues Rezept ausprobiert und möchte sichergehen, daß es auch schmeckt.”
Das Leben ist wirklich voller netter kleiner Überraschungen, dachte Mike. Nun hatte er einen Grund, sich ein wenig länger in der Küche aufzuhalten. Vielleicht wußte die Köchin ja, welche Agentur die Matthews benutzten.
“Mrs. Swenson”, begann er, als er die Currysauce probierte, die für das Abendessen vorgesehen war. “Wie hat Mrs, Matthews bloß das große Glück gehabt, Sie zu finden?”
“Hören Sie auf.” Mrs. Swenson errötete. “Ich hatte für ihre Cousine Rose gearbeitet, bis die arme Seele vor ein paar Monaten starb.”
“Und wie ist es mit Sharon? Kam sie mit Ihnen zusammen oder über eine Agentur?”
Bevor sie antwortete, spülte die Köchin den hölzernen Kochlöffel unter fließendem Wasser ab, “Sharon ist mit mir gekommen”, sagte sie langsam.
“Warum setzen Sie sich nicht hin und erzählen mir, was das alles soll? Sie sind doch nicht hergekommen, um mein Essen abzuschmecken, oder?”
“Ich möchte eigentlich nur den Namen der Agentur wissen, an die Mrs.
Matthews sich wendet, wenn sie Personal braucht.” Er hatte zuviel Respekt vor Mrs. Swenson, um sie zu belügen.
Die Köchin starrte ihn ein paar Sekunden lang an. “Warum fragen Sie sie nicht einfach selbst?”
Mike zuckte mit den Schultern.
“Zuerst einmal sind Mrs. Matthews und Sharon und ich erst seit kurzer Zeit hier”, fuhr die Köchin fort. “Das vorherige Hauspersonal kündigte, als der Kongreßabgeordnete vor drei Monaten wieder heiratete. Ich weiß nicht, wie Annie eingestellt wurde:”
“Warum hat das Hauspersonal gekündigt - was vermuten Sie?”
“Ich bin keine Klatschbase”, murrte Mrs. Swenson, sprach aber dennoch weiter. “Ich habe gehört, aus Loyalität der ersten Mrs. Matthews gegenüber. Sie hielten wohl ziemlich viel von ihr und sind nach der Scheidung erst mal nur deswegen geblieben, weil sie hofften, sie würde sich wieder mit ihrem Mann vertragen.”
“Was die Agentur betrifft, die Mrs. Matthews in Anspruch nahm, um das Kindermädchen einzustellen”, führte Mike das Gespräch wieder auf seine erste Frage zurück. “Sie wissen nicht zufällig, wie sie heißt?”
“Ich verstehe nicht, warum Sie Annie nicht danach fragen.”
“Es gibt keinen konkreten Grund
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