Alles nur aus Liebe
füllten sich mit Tränen.
Mike kam sich wie ein Schweinehund vor. Er wußte, die Jungen würden dichtmachen, wenn er sie ausfragte, aber er mußte es tun. Aber auf der Polizeischule hatte ihm niemand beigebracht, wie man kleine Kinder verhörte.
“Ihr werdet mir nichts weiter über Miss Annie erzählen, nicht wahr?” meinte er schließlich, als ihm nichts mehr einfiel, das Joey nicht noch mehr unter Druck setzen würde.
Zwei Köpfe wurden gleichzeitig geschüttelt.
Die Liebe und die Loyalität zu Annie war offensichtlich stark. Kinder spürten es, wenn jemand sie liebte. Das wußte er auch. Und kein Kind würde jemanden lieben, der ihm Böses wollte, oder? Andererseits hatte auch er sich schon von einem zärtlichen Lächeln täuschen lassen …
“Möchtet ihr nicht mal eure Mutter anrufen?” versuchte er es ein letztes Mal.
“Ich bin sicher, daß ich das einrichten kann.”
“Später vielleicht”, entgegnete Bobby mit einem wilden Blick zu seinem Bruder.
“Okay, Jungs. Ihr könnt jetzt gehen …” Mike gab auf.
Als sie ganz offensichtlich erleichtert zur Tür stürzten, hätte Mike fast losgelacht. Er konnte sich vorstellen, wie erleichtert die beiden darüber waren, daß seine Fragerei ein Ende hatte. Im Grunde genommen hatte diese Unterhaltung ihn auch nicht weitergebracht in seinen Überlegungen.
Vielleicht sollte er einfach akzeptieren, was Annie ihm gesagt hatte. Sie würde ihm alles erzählen, wenn sie bereit dazu war. In der Zwischenzeit mußte er sie so nehmen, wie sie sich gab, und es genießen, solange sie zusammen waren. Alles andere würde sich dann schon finden, hoffte er.
12. KAPITEL
Annie lief rastlos in ihrem Zimmer auf und ab. Sie wußte, daß heute abend eine große Entscheidung bevorstand. Heute abend konnte die neue Beziehung zu Mike enden, die sich zwischen ihnen entwickelt hatte. Wenn aber das Glück auf ihrer Seite war, konnte es auch der Beginn einer ganz anderen, tieferen Bindung werden. Einer Bindung, die auf Vertrauen und Aufrichtigkeit basierte.
Als sie ein Geräusch an der Tür hörte, eilte sie sofort dorthin. Nun war der gefürchtete Moment gekommen.
Aber es war nicht Mike. Es war Joey.
“Ich bin krank, Mommy”, verkündete er. “Kann ich hereinkommen?”
“Natürlich, Sweetheart.” Sie hatte ihm vor einer guten halben Stunde gute Nacht gewünscht und nichts Auffälliges an ihm bemerkt. “Was hast du denn?”
fragte sie, als er in ihre offenen Arme kam.
“Mein Bauch tut weh”, sagte er und warf einen hoffnungsvollen Blick aufs Bett. “Vielleicht habe ich so eine Grippe, wie du sie hattest.”
Annie versuchte nicht zu lächeln und zog ihn in den Raum. Drei große Eisbecher am Nachmittag machten sich nun im Magen ihres Jüngsten bemerkbar, wie es schien. Oder die Horrorgeschichte, die Bobby für ihn ausgesucht hatte, ängstigte ihn. Wie auch immer, er brauchte sie.
“Ist es so besser?” fragte sie, als sie ihn in ihr Bett steckte und zudeckte. Sie schlüpfte neben ihn und nahm ihn in die Arme.
“Ja”, kam die schläfrige Antwort. “Kann ich heute nacht hierbleiben?”
“Natürlich.” Sie rieb sanft seinen Bauch. “Aber vielleicht solltest du nicht mehr soviel Eis auf einmal essen.”
“Mike hat viel mehr gegessen als ich. Ob er auch Bauchweh hat?”
“Das wollen wir nicht hoffen.”
“Ich hoffe es auch nicht. Er hat niemanden, der ihn trösten kann, stimmt’s?”
“Ja, das stimmt.” Sie selbst vielleicht ausgenommen …
Eigentlich sollte diese Nacht ihr und Mike gehören. Eine Nacht, in der sie sich Mike anvertrauen und ihn um, sein Verständnis bitten wollte.
Aber sie würde ihm irgendwie verständlich machen müssen, daß Joey Vorrang hatte.
“Gute Nacht, mein Sohn”, sagte sie und gab ihm einen Kuß auf die Stirn.
“Gute Nacht, Mommy.” Er rollte sich auf die Seite und schlief augenblicklich ein.
Ein Geräusch ließ sie aufblicken. Mike stand in der Tür. Sie bekam gerade noch mit, wie sein Lächeln verblaßte und unverhülltem Ärger Platz machte.
Annie legte einen Finger auf die Lippen und löste sich vorsichtig von Joey. Sie deckte ihn nochmals richtig zu und bereitete sich auf das Schlimmste vor.
Mike kochte vor Zorn, als er die Szene vor sich sah. Warum hatte sie ihm nicht vertraut und ihm die Wahrheit gesagt?
Annie war Joeys und Bobbys Mutter.
Und sie war eine Betrügerin.
Sie hielt den Atem an, als er einen Blick auf Joey warf, als wolle er sich vergewissern, daß er schlief. Dann heftete Mike seinen
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