Alles nur aus Liebe
Frau?”
“Ja.”
“Wie um alles in der Welt bist du auf den Gedanken gekommen, dich zu verkleiden und als Kindermädchen der Jungen einstellen zu lassen, wo du doch ihre Mutter bist?”
Mikes leidenschaftsloser Ton brach ihr das Herz. Sie hätte es verstanden, wenn er wütend auf sie gewesen wäre. Wut und Zorn hätte sie vielleicht verdient, aber nicht diesen kalten, abweisenden Blick, als wäre sie eine Fremde für ihn.
“Das Wissen, daß ihr Vater nicht einverstanden sein würde, daß ich hierherkomme.” Tränen liefen ihr nun über das Gesicht, und sie wischte sie mit dem Handrücken fort. “Bobby rief mich an und bettelte, ich solle zu ihnen kommen, solange ihr Dad fort sei. Da ich wußte, daß während seiner Abwesenheit nur fremde Menschen im Haus wären, die mich nicht erkennen würden, sagte ich zu. Aber um ganz sicherzugehen, veränderte ich mein Äußeres und gab mir einen anderen Namen.”
“Eins verstehe ich nicht - warum hast du Matthews nicht direkt gefragt, ob die Jungen solange bei dir sein können? Oder vorgeschlagen, daß du bei ihnen bleibst, während er fort ist? Es wäre für uns alle einfacher gewesen.”
“Weil er deutlich gemacht hatte, er wollte zwar sie bei sich haben, aber nicht mich”, erwiderte Annie mit einem bitteren Unterton. “Die Jungen waren noch nie von mir getrennt gewesen, nicht mal einen einzigen Tag. Ich mußte einfach kommen, nachdem Bobby angerufen hatte. Das verstehst du doch sicher, oder?”
“Ja, das verstehe ich schon”, erwiderte Mike rauh. “Ich verstehe es sogar nur zu gut. Solche Erfahrungen habe ich auch gemacht.” Kopfschmerzen überfielen ihn plötzlich bei dieser bitteren Erinnerung, und er massierte sich die Stirn. Dann schob er beide Hände in die Hosentaschen, warf noch einen Blick auf Joey und begann im Raum auf und ab zu gehen.
“Ich war einmal Detective im Los Angeles Police Department, und zwar in der Abteilung für Vermißtenanzeigen. Vor zwei Jahren erhielt ich den Auftrag, eine Frau zu suchen, die ihre eigenen Kinder von ihrem Exmann entführt hatte, kurz nachdem ihm das Sorgerecht zugesprochen worden war.”
Annie sah ihn mit großen Augen an.
“Schließlich machte ich sie ausfindig. Sie wirkte so jung, so hilflos. Und sie war ausgesprochen attraktiv. Sie schaffte es, mich glauben zu lassen, daß Kindesmißbrauch der Grund sei, warum sie ihre Kinder entführt hätte. Ich glaubte ihr. Vielleicht wollte ich es einfach glauben. Ich erinnere mich nicht mehr genau
…”
“Und was hast du dann gemacht?” fragte Annie.
Sie wirkte genauso verloren und verletzlich, wie das bemitleidenswerte und begehrenswerte Wesen von damals. Mike verhärtete sein Herz gegen ihre Reize.
Er konnte es sich nicht leisten, weich zu werden. Nicht noch einmal.
“Ich half ihr, für sie und ihre Kinder ein Versteck zu finden. Es dauerte nur ein paar Tage, bis man mir auf die Schliche kam. Es stellte sich heraus, daß sie Schecks gefälscht und vielleicht sogar als Drogenkurier gedient hatte.”
“Du hast doch nur versucht, jemandem zu helfen, der Hilfe benötigte”, unterbrach ihn Annie. “Das ist doch kein Verbrechen.”
“Gesetz ist Gesetz. Ich hätte sie verhaften müssen. Statt dessen wurde ich erwischt, und es sollte eine interne Untersuchung gegen mich eingeleitet werden.
Ich habe den Dienst quittiert, ehe dies geschehen konnte.” Er schüttelte den Kopf.
“Und all das, weil ich statt meines Kopfes mein Herz entscheiden ließ.”
“Was ist denn aus der Frau und ihren Kindern geworden?”
“Sie mußte ins. Gefängnis, und die Kinder kamen zu ihrem Vater zurück.”
“Und warum hast du dann ausgerechnet diesen Job angenommen, wenn du schon solche Erfahrungen machen mußtest?”
“Ich mußte einfach etwas tun, um das Vertrauen in mich und mein Urteilsvermögen wieder herzustellen.” Er lachte rauh. “Das Experiment ist leider mißglückt.”
“Deswegen bist du auch so wütend”, sagte Annie. “Du hast dich wieder betrogen gefühlt.”
“Das kannst du wohl sagen. Aber diesmal wird die Geschichte anders ausgehen.” Er blieb vor Annie stehen. Sie wirkte so verletzlich, daß er sich entschied, ein Zugeständnis zu machen. “Eins will ich jedoch für dich tun. Wenn du ohne weiteres Aufsehen gehst, werde ich Matthews und seiner Frau nicht sagen, wer du bist.”
Der Schmerz in Annies Augen war deutlich zu sehen. “Du willst immer noch, daß ich gehe, obwohl du inzwischen meine Gründe kennst?”
Ihre Gründe mochten
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