Alles nur aus Liebe
verständlich sein, aber eine Tatsache blieb bestehen; Sie hatte gelogen. Und sie hatte ihn hereingelegt, obwohl er sich geschworen hatte, sich bei Frauen niemals mehr vom äußeren Schein täuschen zu lassen.
“Ich meine, was ich gesagt habe, Annie”, sagte er schroff. “Du mußt gehen. Ich arbeite für Robert Matthews. Er vertraut mir, und ich kann sein Vertrauen nicht enttäuschen.”
Wieder begann er, unruhig auf und ab zu gehen, und sein Blick fiel auf die Kristallvase mit der Rose, die er ihr geschenkt hatte. Sie hatte ein Zeichen der Liebe sein sollen, die in ihm für sie gewachsen war. Stumm verfluchte er seine Dummheit. “Es tut mir leid, aber ich muß jetzt gehen. Ich werde Matthews erst von allem berichten, wenn du fort bist - mehr kann ich für dich nicht tun.”
Ein tiefes Gefühl der Niedergeschlagenheit ergriff ihn, als er zur Tür ging. Es war so, als hätte er etwas ganz Wertvolles verloren.
“Ich will, daß du gehst, sobald du es den Jungen gesagt hast. Mir ist es egal, was du ihnen sagst, aber ich gebe dir den Rat, aufrichtig zu sein. Schließlich werde ich mit ihnen hier leben müssen, und ich habe keine Lust auf weitere Probleme.” Er wollte sie eigentlich nicht ansehen, tat es aber doch. Annie stand regungslos vor ihm, aber er konnte nicht beurteilen, ob sie nur schockiert war oder ob seine Worte sie auch schmerzlich getroffen hatten. Sie schaute ihm nicht in die Augen. Er atmete tief durch und ging durch die Tür hinaus. Und aus ihrem Leben.
13. KAPITEL
“Du sollst aber nicht nach Haus fahren, Miss Annie! Warum kannst du nicht hier bei uns bleiben?”
Annie zerriß es das Herz, als Joey sich an sie klammerte. Er hatte sich sogar daran erinnert, sie Miss Annie zu nennen. Aber es war zu spät.
Sie hatte bis zum Morgen gewartet, um ihm zu sagen, daß sie gehen würde. Sie zog ihn in die Arme, streichelte seine blonden Locken und küßte ihm die müden Augen. Er war noch immer im Pyjama und erst halb wach.
“Miss Annie?”
Bobby, seine Pyjamahose hing ihm halb auf den Hüften, stand in der Tür. “Als ich aufwachte, war Joey nicht da. Was ist mit ihm los? Ist er krank?”
Annie verdrängte den Schmerz, der ihr fast den Atem nahm. “Nein. Komm her und setz dich zu mir, mein Großer”, sagte sie zu ihrem Ältesten. “Wir müssen miteinander reden.” Sie hob Joey hoch und trug ihn hinüber zum Schaukelstuhl.
Mit einem schlaftrunkenen Joey auf dem einen Knie und Bobby auf dem anderen versuchte sie der Kinder wegen ein tapferes Lächeln zustande zu bringen.
“Joey hatte gestern abend Bauchweh und hat bei mir im Bett geschlafen”, erklärte sie Bobby. “Aber jetzt geht es ihm wieder besser, nicht wahr, mein Baby?”
“Aber warum weint er dann?”
“Weil ich ihm erzählt habe, daß ich heute nach Haus fahre.” . “Gehst du fort, weil du böse auf uns bist, Miss Annie?” fragte Bobby mit Tränen in den Augen.
“Nein, überhaupt nicht.” Sie gab ihm einen Kuß auf die Nasenspitze. “Ich liebe euch sogar mehr denn je.”
“Aber warum gehst du dann fort?” Bobby begann jetzt ebenfalls zu weinen.
“Was haben wir denn falsch gemacht?”
“Ja, was haben wir denn getan?” Joey liefen die Tränen übers Gesicht, als er seine Mutter anschaute.
“Ihr beide habt überhaupt nichts falsch gemacht”, beruhigte sie sie. “Es ist einfach so, daß ich Arbeit zu erledigen habe. Meine Kunden warten auf mich.”
Woher mag es bloß kommen, daß Kinder sich immer verantwortlich dafür fühlen, wenn ihre Eltern sich scheiden lassen oder einer den anderen verläßt? ging es ihr durch den Kopf, während sie die Kinder noch fester an sich drückte.
“Ich wollte nur so lange bei euch bleiben, bis ich sicher war, daß ihr euch hier eingelebt habt”, fuhr sie fort und gab jedem einen Kuß auf die zerzausten Locken.
“Sobald ihr euch an das Zusammenleben mit Dad gewöhnt habt, wollte ich sowieso wieder gehen.”
“Aber warum denn?” wollte Joey wissen. “Warum gehst du fort und läßt uns allein?”
.
“Ihr seid aber gar nicht allein.” Es fiel Annie schwer, die eigenen Tränen zurückzudrängen. “Mike kümmert sich doch um euch. Und Mrs. Swenson bringt euch bei, wie man Kekse backt. Und dann ist da auch noch Sharon. Bestimmt spielt sie gern mit euch, sie hat ja selbst drei kleine Brüder.”
“Niemand kann so gut mit uns spielen wie du, Miss Annie!” Joeys tränenreicher Blick ließ erahnen, wie sehr er sie liebte.
“Du brauchst mich jetzt nicht mehr Miss Annie
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