Alles nur aus Liebe
Hand ein Jungenkinn und lächelte tapfer. “Ich habe euch beide sehr, sehr lieb.”
Und dann erhob sie sich und ging zum wartenden Taxi.
Er hatte getan, was er tun mußte. Aber warum fühlte er sich dann so mies?
Mike blickte in die unglücklichen Gesichter der Jungen und kam sich wie ein Schuft vor. Er mochte nicht an den Schmerz in Annies Augen denken, als sie sich verabschiedet hatte,
“Was meint ihr, Jungs? Wollt ihr immer noch ins National Air and Space Museum?” schlug er ihnen vor, um sie aufzumuntern… und entgegen seinen eigenen Vorbehalten und Regeln. “Wir könnten Sharon mitnehmen und uns einen schönen Nachmittag machen.”
“Vielleicht”, sagte Bobby kaum hörbar. “Aber es wird nicht dasselbe sein wie mit unserer Mom.”
“Nein, bestimmt nicht. Bringt keinen Spaß”, ließ Joey sich vernehmen.
Mike hockte sich sie hin. “Ich habe mitbekommen, wie ihr mit eurer Mom davon gesprochen habt, ins Museum zu gehen. Also weiß ich, daß ihr Lust dazu habt. Wollen wir es nicht wenigstens versuchen?”
Joey blickte seinen Bruder fragend an, und als Bobby nickte, sagte er: “Okay.
Aber …”
“… ohne Mom bringt es keinen Spaß”, beendete Mike den Satz für ihn. “Ich weiß, aber wir versuchen es trotzdem. Und wir nehmen Sharon mit.”
Familien aus dem ganzen Land nutzten die Sommerfellen, um das bekannte Museum zu besuchen. Überall tobten und schrien Kinder.
Ich muß den Verstand verloren haben, die Kinder hierherzubringen, dachte Mike beim Anblick der Menge! Die Schlange am Kassenhäuschen war lang, die Geduld begrenzt. Selbst Sharon sah aus, als wäre sie lieber woanders als ausgerechnet hier.
“Ich muß mal”, verkündete Joey, als sie zwanzig Minuten standen.
“Wir sind doch gerade erst angekommen.” Mike sah ihn düster an. Joey hatte die Beine fest übereinander gepreßt. “Kann es nicht noch warten?”
“Nein.” Joey wirkte verzweifelt. “Ich muß jetzt.”
“Ich habe dir zu Haus doch noch gesagt, du sollst auf die Toilette gehen”, schalt ihn Mike.
“Da mußte ich aber noch nicht”, erwiderte Joey mit bebender Stimme. Er verdrehte die Augen zum Himmel. “Aber jetzt ganz doll!”
“Allein gehst du aber nicht.” Mike fügte sich dem Unausweichlichen. “Komm, Bobby. Du kannst auch gehen.”
“Aber ich muß doch gar nicht!”
“Ich lasse dich hier nicht allein.”
“Sharon ist doch bei mir!”
“Mir ist es egal, wer bei dir ist, ich lasse dich jedenfalls nicht hier zurück.”
Mike packte ihn bei der Schulter. “Komm, bevor deinem Bruder noch ein Unglück passiert.” Er wechselte einen resignierten Blick mit Sharon. “Warten Sie hier”, sagte er zu ihr. “Es wird nicht lange dauern.”
“Ich hasse Menschenansammlungen”, meinte Mike halblaut, als sie zurückkamen. “Da kann viel zu leicht mal etwas schiefgehen.”
“Niemand weiß doch, wer wir sind”, beruhigte ihn Sharon. “Bestimmt ist es völlig unnötig, daß Sie sich solche Gedanken machen.”
“Ich werde nicht dafür bezahlt, mir keine Gedanken zu machen”, gab Mike zurück und ließ seine Blicke über die Leute schweifen, die am Eingang zur Ausstellung warteten. “Sondern dafür, daß ich verhindere, daß etwas passiert.”
Er bemerkte, daß sie auf die Stelle schielte, an der sein Jackett wegen des Revolverhalfters darunter ein wenig ausgeheult war. Aber es war ihm egal, was sie von seinen Vorsichtsmaßnahmen hielt. Er war zwar nicht gerade scharf darauf, seine Waffe zu benutzen, aber im Ernstfall wollte er vorbereitet sein.
Als er sich in dem großen Ausstellungsraum befand, wuchs seine Besorgnis noch, als er sah, daß die interaktive Ausstellung nur für Kinder war. Ein Schild wies die Erwachsenen an, weiterzugehen und ihre Kinder am Ende des Raums zu erwarten.
Wie sollte er da die Jungen im Auge behalten können?
“Wollen Sie nicht zum Ausgang gehen und dort auf uns warten?” fragte er Sharon. “Bei einer solchen Menschenmenge möchte ich die beiden nicht allein lassen. Ich bleibe auf dieser Seite der Absperrseile hinter ihnen.”
Sharon war einverstanden.
Durch die vielen Eltern, die sich hinter den Seilen drängten, um ihren Sprößlingen beim interaktiven Spiel zusehen zu können, konnte Mike irgendwann jedoch nicht mehr erkennen, ob die beiden Jungen das Ende der Ausstellung erreicht hatten. Frustriert, daß er sie nicht mehr sah, bahnte er sich einen Weg durch die Besuchermassen, um Sharon am Ausgang zu treffen.
Aber er fand sie dort nicht, und die
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