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Alles oder nichts

Alles oder nichts

Titel: Alles oder nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Croy mich dem Kind vor.
    Selma kam quer durch das Zimmer auf mich zugelaufen und reichte mir ihre kleine Patschhand. »Guten Tag, Mr. Lam«, sagte sie langsam, jedes Wort deutlich aussprechend.
    »Guten Tag, Selma. Wie geht es dir?« begrüßte ich sie.
    »Danke, gut. Mama hat gesagt, wenn ich artig bin, zeigt sie mir heute abend Filme.«
    Mrs. Croy lachte. »Ich fürchte, ich verziehe Selma maßlos. Ich habe von unserer Familie viele Filmaufnahmen gemacht, die Selma immer wieder sehen will.«
    Das kleine Mädchen blickte mich mit ernsthaftem Gesicht an und erklärte mit seiner kindlichen Stimme: »Auch Bilder von Onkel Doktor. Onkel Doktor ist schlafen gegangen und wacht nicht mehr auf.«
    »Ich werde Jeannette rufen«, sagte Mrs. Croy. »Sie soll auf Selma aufpassen. Ich möchte mich gern ungestört mit Ihnen unterhalten.«
    Sie klingelte, und nach wenigen Augenblicken erschien das Mädchen an der Tür.
    Während ich das Zimmer hinter Mrs. Croy verließ, spürte ich, wie Jeannette mich interessiert beobachtete. In einem Spiegel, der an der Wand hing, konnte ich erkennen, daß sie sich neben Selma niedergekauert und ihren Arm um das Kind gelegt hatte. Aber ihre Augen waren fest auf mich gerichtet. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie bemerkte, daß ich sie im Spiegel betrachtete, dann wandte sie den Kopf und sah meinem Spiegelbild direkt in die Augen. Einen Moment lang war sie überrascht. Aber dann öffneten sich ihre Lippen zu einem Lächeln, das ihre blendendweißen Zähne zeigte.
    »Hier entlang, bitte«, sagte Mrs. Croy.
    Sie führte mich hinunter in den Patio zu einer geschützten, von wildem Wein umrankten Ecke. Sie deutete auf zwei Stühle, die dort standen, und ich hatte den Eindruck, als ob sie eigens für unsere Unterredung dort hingestellt worden waren.
    Sobald wir Platz genommen hatten, begann sie unvermittelt: »Hat Ihnen Dr. Devarest irgend etwas über mich erzählt?«
    »Nein, Mrs. Croy.«
    »Auch nicht über...über meine Ehe?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Sie ließ eine Pause eintreten, als suche sie nach der richtigen Einleitung für das, was sie mir nun sagen wollte, aber entschloß sich dann anscheinend, ohne Umschweife auf ihr Ziel zuzusteuern. »Meine Ehe war nicht sehr glücklich, und ich bin seit anderthalb Jahren geschieden. Ich hatte umfangreiches Belastungsmaterial gegen meinen Mann in der Hand, aber ich wollte es nicht verwenden. Ich brachte nur das vor, was für das Scheidungsurteil nötig war und um Selma zugesprochen zu erhalten.«
    »Wurde Ihr Mann zu Ihrem Unterhalt verurteilt?« fragte ich.
    »Nein. Ich bin nicht darauf angewiesen. Aber das ist auch der Grund für meine Schwierigkeiten. Ich habe von meinem Vater ein ansehnliches Vermögen geerbt. Walter Croy, mein geschiedener Mann, begegnete mir kurz nach dem Tode meines Vaters. Er gab sich sehr liebenswürdig, aufmerksam und hilfsbereit - nun, er gefiel mir eben, und ich heiratete ihn. Aber schon bald nach unserer Hochzeit erkannte ich, daß er meinem Geld gegenüber keineswegs so gleichgültig war, wie er sich anfänglich gezeigt hatte. Er versuchte auf die verschiedensten Arten, die Kontrolle über mein Vermögen zu erlangen. Das Vermögen war so groß gewesen, daß es für einige Zeit unter gerichtliche Treuhänderschaft gestellt worden war. Und das war mein Glück. Ich hatte einen sehr gewiegten und zuverlässigen Anwalt, der mich verschiedentlich nachdrücklich davor gewarnt hatte, meinem Mann ein Verfügungsrecht über meinen Besitz einzuräumen.«
    »Wer ist Ihr Anwalt?«
    »Forrest Timkan.«
    »Aha. Fahren Sie bitte fort, Mrs. Croy.«
    »Ich glaube, Walter wußte, daß Timkan mich vor ihm warnte. Natürlich habe ich dafür keine Beweise. Als ich immer wieder mit neuen Begründungen ablehnte, ihm das Verfügungsrecht über mein Vermögen einzuräumen, wurde er zunehmend hartnäckiger in seinen Forderungen, bis mir dann schließlich klar wurde, daß es ihm ausschließlich auf mein Geld ankam.«
    »Er liebte Sie also nicht.«
    Sie schnippte mit den Fingern. »Er machte sich in Wirklichkeit nicht so viel aus mir, aber aus anderen Frauen auch nicht. Er ist ein Glücksjäger. Er sieht vorzüglich aus, kann sehr anziehend wirken und versteht es, jede Frau um den Finger zu wickeln, obwohl Frauen ihm so gut wie nichts bedeuten. Darauf wollte ich hinaus. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß man mich gewarnt hatte, ihm mein Vermögen zu übertragen, verlor er sofort jedes Interesse für mich. Nicht einmal Selma konnte ihn

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