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Alles oder nichts

Alles oder nichts

Titel: Alles oder nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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durch Darlehen, sondern indem er sich ihrer annahm und ihnen durch Ratschläge und Empfehlungen weiterhalf.«
    »Und dann kam er her und besuchte Ihre Tante?«
    »Ja, sie hat ihn schon beim Begräbnis kennengelernt. Er bat um die
    Erlaubnis, an der Feierlichkeit teilnehmen zu dürfen. Er ist wirklich ein sehr angenehmer Mann. Taktvoll, höflich und aufmerksam.«
    »Und warum fürchten Sie sich vor ihm?«
    »Das tue ich ja nicht - nur, ich glaube, daß ich ihm früher schon einmal begegnet bin.«
    »Wenn Sie mir gegenüber mehr Vertrauen zeigten und aufrichtiger wären, könnte ich Sie sicher besser verstehen.«
    Sie lachte. »Aber ich verschweige Ihnen bestimmt nichts«, versicherte sie dann. »Ich weiß es wirklich nicht mehr, und ich möchte Sie nicht auf eine falsche Spur bringen. Ich habe diesen Mann schon einmal gesehen, und ich bin fast sicher, daß es in unserem Hause war. Er kam eines Abends, um meinen Mann zu sprechen. Es muß kurz nach unserer Heirat gewesen sein. Ich habe ihn damals nur von weitem gesehen.«
    »Haben Sie ihn danach gefragt?«
    »Nein, ich hatte keine Lust, mit ihm über meine Ehe zu sprechen, und es kann ebensogut sein, daß ich mich irre.«
    »Warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Weil auch ich Sie um Ihre Hilfe bitten möchte, abgesehen von dem Auftrag, den Tante Colette Ihnen gegeben hat. Ich möchte, daß Sie Mr. Timkan aufsuchen, und ich möchte, daß Sie feststellen, ob Mr. Harmley meinen Mann kennt. Ich kann mich nicht von der Vermutung frei machen, daß Harmley, ohne es zu wissen, meinem Onkel einen Tip über meinen Mann gegeben hat, der es Onkel Hilton ermöglichte, Walter unter Druck zu setzen. Ich bin fast überzeugt davon, daß es so war, und wir müssen herausbekommen, was es gewesen ist.«
    »Haben Sie Befürchtungen, die Forderung Ihres Mannes auf das Miterziehungsrecht an Ihrer Tochter vor Gericht zu bringen?«
    Sie blickte mir einen Moment ins Gesicht, dann schlug sie die Augen nieder und antwortete ausweichend: »Selma kommt jetzt in das Alter, wo sie anfängt zu verstehen, was um sie vorgeht, und sie beschäftigt sich in ihren Gedanken damit. Wenn Walter ein Miterziehungsrecht an dem Kind zugestanden würde, wäre es schrecklich. Ich meine für Selma.«
    Nachdenklich schwieg ich eine Weile. »Nun gut, ich werde zu Mr. Timkan gehen«, sagte ich dann.
    »Soll ich Sie jetzt mit Mr. Harmley bekannt machen?«
    »Wenn Sie wollen, bitte.«
    Sie erhob sich sofort. Wir gingen über den Patio auf Harmley zu, der uns entgegensah. Er war eine interessante Erscheinung, ein Mann Mitte Dreißig, mit vollem, dunklen Haar. Seine Augen waren klar, durchdringend und verrieten Humor.
    Mit gedämpfter Stimme sagte Mrs. Croy schnell: »Ich werde Sie als einen Freund des Hauses ausgeben. Von nun an wollen wir uns gegenseitig mit Vornamen anreden. Tante Colette hält es auch für richtig, daß...«
    »Ich bin völlig einverstanden«, antwortete ich.
    Als sie mir Harmley vorstellte, ergriff er mit einem warmen, festen Griff meine Hand. Seine Stimme klang gedämpft, aber wohltönend und ließ vermuten, daß der Sprecher ein kraftvoller, energischer Mann war.
    »Dr. Devarest hat mein ganzes Leben von Grund auf gewandelt«, sagte Harmley schlicht. Er setzte an, um weiterzusprechen, hielt aber dann inne. Man hatte den Eindruck, daß das Gefühl der Dankbarkeit und seine Abneigung, in Zusammenhang mit Dr. Devarest über sich selbst zu sprechen, ihn in einen inneren Zwiespalt brachten.
    »Ich muß mich um Selma kümmern und darf mich deshalb verabschieden«, sagte Mrs. Croy. »Vergessen Sie den Besuch nicht, um den ich Sie bat, Donald.«
    »Selbstverständlich nicht, Nadine«, erwiderte ich.
    Sie lächelte uns zum Abschied zu und ließ uns allein. Harmley blickte nachdenklich hinter ihr her. »Wissen Sie, Lam, es ist merkwürdig, aber ich habe das sichere Gefühl, daß ich dieser Frau schon einmal begegnet bin, kann mich aber um alles in der Welt nicht daran erinnern, bei welcher Gelegenheit. Mir fällt einfach nicht ein, wo es war.« Er richtete seinen Blick auf mich. »Aber ich weiß sicher, daß ich sie schon einmal gesehen habe.«
    »Das Gefühl hat man häufig. Mir ist es auch schon verschiedentlich so gegangen.«
    »Woher kommt das? Glauben Sie, daß man die Leute, bei denen man diese Empfindung hat, einmal kennengelernt hat, aber nur vergaß, wo und wann es war?«
    »Vielleicht haben Sie ihr mal gegenübergesessen, und ihre ungewöhnlich großen Augen sind Ihnen aufgefallen. Und jetzt, da Sie

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