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Alles oder nichts

Alles oder nichts

Titel: Alles oder nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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auf, Lam, und verstehen Sie mich nicht falsch. Sie sind zwar in der Lage, mich herumzuhetzen. Aber es hat alles seine Grenzen. Und es wird nicht mehr lange dauern, dann bin ich hier Herr im Hause.«
    Ich lachte ihm laut ins Gesicht. Das bösartige Glitzern seiner Augen verstärkte sich. »Worüber lachen Sie denn so dämlich?« zischte er gereizt.
    »Über Sie.«
    »Warum über mich?«
    »Sie übersehen, was sich direkt unter Ihrer Nase abspielt, mein Lieber.«
    »Und was geht direkt unter meiner Nase vor sich, Sie Schlaukopf?«
    »Ein Mann namens Corbin Harmley ist auch noch da.«
    Es dauerte eine Minute, ehe ihm die Bedeutung meiner Bemerkung aufging. Aber als er endlich dahintergekommen war, was ich damit sagen wollte, verwandelte sich der Ausdruck der mühsam gezügelten Wut auf seinem Gesicht in ein entsetztes Verstehen. Die Selbstsicherheit fiel von ihm ab, und was übrigblieb, war ein von männlicher Kraft strotzender, geistig unreifer, übergroß geratener Junge, der plötzlich erkannte, daß ihm sämtliche Felle weggeschwommen waren, während er sich schon in Sicherheit glaubte. Es dauerte beinahe eine halbe Minute, bis er endlich ein fassungsloses »Mein Gott« stammeln konnte.
    »Haben Sie sich wirklich eingebildet, Mrs. Devarest hätte nur noch Augen für Sie, Bayley? Daß Sie hier der Hahn im Korb seien, daß Sie nur Ihre Muskeln zu zeigen brauchten? Waren Sie so größenwahnsinnig, zu glauben, damit könnten Sie es schaffen? Harmley kann genausoviel vorzeigen wie Sie. Und mehr! Er hat eine Erziehung genossen, er ist kultiviert und gebildet. Er ist in gewissem Sinne eine Persönlichkeit. Er versteht es, Mrs. Devarest zu schmeicheln, und verlassen Sie sich darauf, er hat schon einiges bei ihr erreicht.«
    »Dieses schmutzige Stinktier«, brach Bayley unbeherrscht aus. »Wenn der glaubt, daß er...« Er brach ab.
    »Reden Sie ruhig weiter, Bayley. Was dann?«
    Mit finsterer Miene schüttelte er den Kopf und antwortete schroff: »Nein, nein. Diesmal fangen Sie mich nicht.«
    Ich beobachtete ihn scharf, wie er sich auf seinem Stuhl hin und her bewegte. »Was könnten Sie denn dagegen tun?« fragte ich.
    »Das lassen Sie gefälligst meine Sorge sein.«
    »Wie kamen Sie denn auf die Idee, daß Mrs. Devarest mit Ihnen zum Standesamt gehen würde? Witwen spreizen ganz gern mal ihre Federn, nur um zu sehen, ob sie noch Flügel haben und fliegen können.«
    »Quatsch«, antwortete er rauh. »Ich bekomme immer noch jede Frau, die ich haben will.«
    »Dazu gehört aber allerhand«, warf ich ein, um ihn zum Weiterreden zu veranlassen.
    Seine vollen Lippen verzerrten sich zu einem Grinsen. »Meinen Sie?« fragte er höhnisch. »Da weiß ich zufällig Bescheid. Manchmal kommt man schon zum Ziel, wenn man einer Frau nur einen Köder hinwirft. Haben Sie aber erst einmal eine Frau für sich interessiert und halten sich dann etwas zurück oder rühren sich gar nicht, nun, da garantiere ich Ihnen, daß so ein Weibsbild anfängt, sich Ihretwegen Sorgen zu machen. Sie nähert sich Ihnen dann von selbst. Lassen Sie auch diese Annäherungsversuche noch unbeachtet, so dauert es nicht lange, bis sie sich Ihnen an den Hals wirft. Ist eine Frau erst einmal so weit, können Sie alles von ihr haben. Ich kann dann jedenfalls mit ihr anstellen, was ich will.«
    »So? Nun, ich glaube, daß Harmley heute abend Mrs. Devarest einen Heiratsantrag gemacht hat.«
    Er riß betroffen die Augen auf. Das war meine Chance. Ich nutzte sie. Ich stand auf, ging an ihm vorbei und zur Tür hinaus.

14

    Der Beamte des Nachlaßgerichtes musterte mich kritisch. »Wie war doch gleich Ihr Name?« fragte er dann.
    »Lam, Donald Lam.«
    »Sind Sie Rechtsanwalt?«
    »Nein.«
    »Was sind Sie denn von Beruf?«
    Ich gab ihm eine unserer Geschäftskarten. Er betrachtete sie und schien unschlüssig, was er tun solle. »Was wollen Sie denn wissen?« fragte er schließlich.
    »Ich möchte eine Aufstellung der dem Nachlaßgericht unterstellten Vermögen von Verstorbenen, die einen großen Besitz hinterlassen haben, aber keinen Teilhaber hatten.«
    »Ich verstehe nicht ganz, was Sie damit meinen, aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, daß wir Ihnen eine solche Aufstellung nach unseren Unterlagen nicht geben können.«
    »Ich meine zum Beispiel Ärzte, die eine gutgehende Praxis besaßen und ein ansehnliches Vermögen hinterließen, aber in ihrer Praxis keinen Partner hatten.«
    Der Beamte schüttelte den Kopf. »Diese Auskunft kann ich Ihnen nicht geben. Sie müssen

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