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Alles oder nichts

Alles oder nichts

Titel: Alles oder nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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schon genauer angeben, was Sie zu erfahren wünschen.«
    Ich ging in die nächste Telefonzelle, rief bei der Ärztekammer an und bat um Auskunft, welche bekannten und angesehenen Ärzte während des vergangenen Jahres gestorben seien. Mir wurde ein halbes Dutzend Namen genannt, darunter auch der von Dr. Devarest. Damit ging ich wieder zu dem Beamten, und zehn Minuten später hatte ich die Unterlagen über den Nachlaß dieser Verstorbenen in Händen.
    Nachdem ich mir einige Einzelheiten notiert hatte, verschwand ich in der Telefonzelle an der Ecke des Gerichtsgebäudes. Mein erster Anruf erwies sich als Niete. Meinen zweiten begann ich wieder mit den gleichen Worten: »Entschuldigen Sie bitte, gnädige Frau, ich rufe vom Nachlaßgericht aus an. Ich habe eine Rückfrage wegen des Vermögens Ihres Mannes.«
    »Ja bitte, was wünschen Sie?«
    »Ihr Gatte stand in geschäftlicher Verbindung mit einem Herrn Anfang Dreißig, mit dunklem, welligem Haar, einer langen geraden Nase, klar geschnittenem Profil und etwas vorgerecktem Kinn. Er macht einen freundlichen Eindruck und hat lustige Augen, die auch Mitgefühl ausdrücken können und...«
    »Ja, ich kenne ihn. Sie meinen Mr. Harmley.«
    »Handelte es sich bei dieser Geschäftsverbindung um Besitzungen in Südamerika?«
    »Nein. Die einzige geschäftliche Beziehung, die mein Mann mit Mr. Harmley hatte, betraf ein kleines persönliches Darlehen, für das Mr. Harmley sehr dankbar war.«
    »Waren es zweihundertfünfzig Dollar?«
    »Ja.«
    »Und Mr. Harmley hat dieses Darlehen zurückgezahlt, als er aus Südamerika wiederkam?«
    »Er kam zufällig am gleichen Tage hier an, als mein Mann starb.- Er las die Nachricht in der Zeitung und schrieb mir einen Beileidsbrief, dem er einen Scheck über die zweihundertfünfzig Dollar und die Zinsen für sechs Monate beilegte. Er schrieb dazu, er hoffe, mir damit zu helfen.«
    »War Ihr Gatte nicht an dem südamerikanischen Ölunternehmen beteiligt?«
    »Nein, mein Mann nicht.«
    »Haben Sie selbst Anteile an diesem Unternehmen erworben?«
    »Was hat das mit dem Vermögen meines Mannes zu tun? Wer spricht denn dort bitte, und was möchten Sie eigentlich wissen?«
    »Gnädige Frau«, sagte ich geduldig, »wir wollen nur feststellen, ob die Beteiligung an dem Ölunternehmen von Ihnen selbst vorgenommen oder ob sie von Ihrem Mann als Gegenleistung für das Darlehen erworben wurde. Im letzteren Falle würde sich der Vermögenswert und damit die Erbschaftssteuer erhöhen.«
    »Ach so«, antwortete sie besänftigt. »Nein, mein Mann hatte mit dem Ölgeschäft nichts zu tun. Die Anteile sind ausschließlich mein persönlicher Besitz.«
    »Vielen Dank«, erwiderte ich und hängte den Hörer ein.
    Bald darauf stieg ich die Treppen in der East Bendon Street 681 hinauf. Es war gegen halb zwölf am Vormittag. Die Wahrscheinlichkeit, daß ich um diese Zeit weder Dorothy Grail noch Nollie Starr in ihrer Wohnung antreffen würde, schien mir recht groß, dennoch klopfte ich vorher an die Tür. Nichts rührte sich in der Wohnung. Das Schloß zu öffnen war eine Kleinigkeit. Wahrscheinlich wurde die Wohnung nur einmal wöchentlich von einer Putzfrau gesäubert, die mit einem Hauptschlüssel jedes Apartment im Haus aufschließen konnte.
    Ich drückte die Tür hinter mir zu und hörte, wie der Riegel einschnappte. Bei meiner Durchsuchung ging ich methodisch vor und befaßte mich zunächst mit dem Wohnzimmer. Besonders interessierten mich die Bücher.
    In dem Zimmer befanden sich viele Bücher. Rund neunzig Prozent waren Kriminalromane bekannter Autoren. Die Bände waren mit Sachkenntnis und Geschmack ausgewählt. Offensichtlich handelte es sich um von Dr. Devarest abgegebene Bücher.
    An der einen Wand befand sich ein Klappbett. Ich ließ es herab und betrachtete die Steppdecke und das Kopfkissen. Meiner Meinung nach hätte es frische Wäsche vertragen. Die Fächer über und neben dem Klappbett waren mit weiblichen Kleidungsstücken ausgefüllt. Bei der Durchsicht kam ich zu der Ansicht, daß sie zur Garderobe von Dorothy Grail gehören mußten. Offensichtlich schlief sie auch in diesem Bett. Nollie Starr bewohnte demnach das Schlafzimmer.
    Lautlos öffnete ich die Tür zu diesem Zimmer und trat ein. Die Vorhänge am Fenster waren zugezogen. Keinen Moment war mir auch nur der Gedanke gekommen, daß Nollie Starr, die früh am Morgen Tennis spielte, viel mit dem Rad fuhr und auch sonst Sport und Bewegung liebte, bei geschlossenen Vorhängen tief in den Tag

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