Alles oder nichts
Hilfestellungen? Sie haben doch nun die Juwelen.«
»Ich könnte daraus vielleicht ersehen, was vor sich gegangen ist.«
»Das wissen Sie doch genau. Nollie Starr und Jim Timley stecken unter einer Decke. Sie hat den Safe ausgehoben und den Schmuck aus dem Haus getragen, bis die Polizei das Haus danach durchwühlt hat, und als der Sturm vorbei war, hat Timley die Sachen wieder bei ihr abgeholt. Entweder weil er ihr nicht traute, oder weil sie sich weigerte, das belastende Zeug bei sich zu haben. Das kann man ihr nicht verdenken.«
»Wo ist der Schmuck jetzt?«
Bayley griff mit der Hand in seine Jackettasche, zog achtlos eine Handvoll schimmernder Schmuckstücke hervor und legte sie auf den
Tisch. Dabei schob er das Geschmeide mit beiden Händen auf einen Haufen zusammen, als sei es eine Handvoll Kieselsteine. Dann holte er zwei kleinere Einzelstücke aus der Tasche, legte sie dazu und sagte: »Das ist alles.«
Bayley betrachtete den Schmuck mit begehrlichen Blicken. »Wenn ich das so vor mir liegen sehe, mache ich mir beinahe einen Vorwurf, weil ich es nicht riskiert habe, Ihnen damit durchzubrennen. Das Zeug ist wirklich etwas wert.«
»Ist das auch alles?«
»Selbstverständlich.«
»Drehen Sie Ihre Taschen um.«
Er fuhr wütend auf. »Wenn ich Ihnen sage, das ist alles, dann ist es alles. Haben Sie verstanden? Ich betrüge keinen Kumpel. Das haben wir zwei zusammen gedreht, alter Bursche. Ich habe einmal gesessen, und das hat mir genügt. Ich lasse meine Finger von so etwas. Ich ...«
»Drehen Sie Ihre Taschen um«, wiederholte ich unbeeindruckt.
»Sagen Sie mal, wen glauben Sie vor sich zu haben?«
»Sie.«
»Dann überlegen Sie sich noch einmal, was Sie sagen.«
»Sie haben sich selbst verraten, Bayley. Wenn Sie Ihre Taschen umgedreht und mir dann Ihr Theater vorgespielt hätten, würde es mich vielleicht beeindrucken. Aber so verschlimmern Sie Ihre Lage nur.«
»Zum Teufel mit Ihnen!« fluchte er, griff noch einmal in die Tasche, fummelte darin herum und krempelte dann die Innenseite der Tasche nach außen. »Sind Sie jetzt zufrieden?«
Ich ging näher an ihn heran.
»Bitte, sehen Sie ruhig selber nach«, sagte er und drehte mir seine rechte Seite zu. Seine linke Hand hatte er mit geschlossenen Fingern, den Handrücken zu mir gewendet, von sich gestreckt. Ich ergriff sie bei dem kleinen und dem Ringfinger und riß sie auseinander, daß die Gelenke knackten. Zwei Brillantringe fielen zu Boden.
»Heben Sie das da auf, und legen Sie es zu dem anderen auf den Tisch, Bayley.«
Seine dicken Lippen waren fest zusammengepreßt. Die zur Schau getragene Gutmütigkeit war aus seinem Gesicht restlos verschwunden. »Treiben Sie es nicht zu weit mit mir«, knurrte er drohend.
»Heben Sie die Ringe auf, und legen Sie sie zu dem anderen Zeug auf den Tisch.«
Er starrte mich mit wutverzerrtem Gesicht unentwegt an.
»Legen Sie die Ringe auf den Tisch, und setzen Sie sich, dann können wir weiterreden.«
Er zögerte noch ein paar Sekunden, die mir endlos zu dauern schienen, ehe er sich endlich bückte und die beiden Brillantringe aufhob. Als er sich wieder aufrichtete, hatten sich seine Züge entspannt, und er versuchte, wieder das freundliche Lächeln des gutmütigen Riesen zu zeigen.
»Haben Sie sich doch nicht so, Lam. Ich wollte sie ja nicht behalten. Es sollte ein Scherz sein. Ich wollte mal sehen, ob Sie es merken, wenn etwas fehlt. Es sind zwei Prachtstücke. Nun setzen Sie sich hin, und schießen Sie los. Wie geht es weiter?«
Ich zählte die Schmuckstücke laut, während ich sie in meine Seitentasche steckte. »Ein Brillantarmband, ein Smaragdarmband, ein Rubinkollier, eine Brillantbrosche, vier einfache Brillantringe, ein Smaragdring mit Brillanten, ein Brillanthalsband. Ist das nun wirklich alles, Bayley?«
»Ehrenwort«, versicherte er.
Ich setzte mich und lehnte mich dabei tief in den Sessel zurück, um den Eindruck unbekümmerter Sicherheit zu erwecken, und zündete mir eine Zigarette an.
Er wollte sich erst auf einen Stuhl an einem der Fenster setzen, schob ihn dann aber zwischen mich und die Tür. Seine Miene war zu einem Grinsen erstarrt, dem er vergeblich den Ausdruck des Lächelns zu geben versuchte. Mit seinen Augen verfolgte er scharf jede meiner Bewegungen.
»Wer hat das Bleigewicht an dem Garagentor befestigt?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wäre es nicht besser, wenn Sie es herausfänden?«
»Warum gerade ich?«
»Nur so. Ich halte es für nützlich.«
»Passen Sie mal genau
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