Alles oder nichts
hinein schlafen könnte.
Aber plötzlich schöpfte ich diesen Verdacht und blickte nach dem Bett.
Auf der Steppdecke lag ausgestreckt Nollie Starr. Ihre linke Hand bedeckte ihr Gesicht, ihr Haar war um den Kopf herum auf dem Kissen ausgebreitet. Sie trug ein sehr dünnes, pfirsichfarbenes Nachthemd, das, bis zu den Knien hochgeschoben, ihre wohlgeformten Beine frei ließ.
Ich war regungslos stehengeblieben.
Vorsichtig wendete ich mich auf den Zehenspitzen zur Tür zurück, um die Schläferin nicht zu wecken. Über die Schulter blickte ich zu ihr hinüber, ob sie durch eine plötzliche Bewegung oder einen langen Seufzer ein Anzeichen des Erwachens geben würde.
Aber Nollie Starr lag völlig still und schien nicht einmal zu atmen.
Ich hatte die Tür fast erreicht, als mich die bleiche Regungslosigkeit der Schläferin stutzig werden ließ. Sie beunruhigte mich mehr als meine eigene verfängliche Situation. Die geschlossenen Vorhänge ließen gerade genug Licht in das Zimmer dringen, um die auffällige Blässe ihrer Haut zu erkennen.
Ich trat an das Bett und berührte sie vorsichtig am Fuß. Er fühlte sich warm an, aber ich spürte doch Leblosigkeit. Nun hob ich ihren linken Arm vom Gesicht und sah, daß eine rosa Schnur fest um ihren Hals geschlungen war. Hinter ihrem Nacken ragte der Griff eines Fleischklopfers hervor, an dem die Schnur befestigt war. Er war als Knebel benutzt worden, um die Schnur, die tief in ihre Haut schnitt, fest zusammenzudrehen. Rasch öffnete ich den Knoten und löste die Schnur von ihrem Hals, beugte mich über ihre Brust und lauschte auf den Herzschlag. Ich vernahm nichts.
Ohne Zögern eilte ich ans Telefon, rief die Unfallstation an und alarmierte die Rettungswache.
Mrs. Devarests Schmuck trug ich wohlverwahrt in einem Gürtel unter meinem Anzug. Das war jetzt gefährlich für mich, denn mit dem Unfallwagen würden natürlich auch Polizisten kommen. Sie würden wissen wollen, mit welcher Absicht ich in die Wohnung gekommen war und was ich hier suchte. Gewiß konnte ich ihnen eine schöne Geschichte auftischen, aber das würde mir nicht viel helfen. Sicher würden sie mich bis zum letzten ausquetschen und mich selbstverständlich auch durchsuchen. Dabei mußten sie auf den Schmuck stoßen. Dann sah es aber übel für mich aus. Sie würden sofort annehmen, daß entweder Nollie Starr den Schmuck selbst aus dem Safe genommen oder Dr. Devarest ihn ihr gegeben hatte und ich nur in die Wohnung gekommen war, um ihn dort zu holen. Dabei hätte mich Nollie Starr, die gerade in ihrem Zimmer schlief, überrascht und laut geschrien, als sie mich plötzlich vor sich sah. Nur um sie zum Schweigen zu bringen - nicht in der Absicht, sie zu töten -, hätte ich sie dann gewürgt und dabei die Schnur zu fest und zu lange angezogen.
Das Unfallkommando war alarmiert und auf dem Weg hierher. Ich hatte also nichts zu gewinnen, wenn ich noch länger in der Wohnung blieb.
Sorgfältig wischte ich rasch den Telefonhörer und die Türklinken mit dem Taschentuch ab und trat auf den Gang hinaus. In meiner Hoffnung, daß mir niemand begegnen würde, wurde ich enttäuscht. Eine etwa fünfundvierzigjährige untersetzte, kräftige Frau, die einen Staubsauger in der Hand hatte, kam mir entgegen. Zunächst schenkte sie mir keine Beachtung, aber dann musterte sie mich plötzlich recht mißtrauisch.
Ich eilte die Treppe hinunter auf die Straße. Mit heulender Sirene kam gerade der Unfallwagen über die nächste Kreuzung gerast und hielt gleich darauf vor dem Haus. Passanten blieben stehen und bildeten einen kleinen Auflauf.
Ohne mich weiter aufzuhalten, fuhr ich schnell zu unserem Büro und stellte das Auto auf unserem Parkplatz ab. Der Parkwächter nickte mir zu. Ich grüßte so unbefangen wie möglich und stieg die Treppe zu unserem Büro hinauf.
Als ich die Tür öffnete, blickte Elsie Brand von ihrer Schreibmaschine auf.
»Wie geht es unserer hochbezahlten Sekretärin heute?« begrüßte ich sie.
»Der dank Ihrer Hilfe hochbezahlten Sekretärin geht es ausgezeichnet«, antwortete sie vergnügt lächelnd.
»Ist Bertha schon da?«
Sie sagte mit gedämpfter Stimme: »Ja. Sie ist aber in miserabler Stimmung.«
»Weshalb?«
»Ihretwegen.«
»Wieso meinetwegen? Was habe ich denn angestellt?«
»Irgend etwas mit der Polizei.«
»Wissen Sie, um was es geht?«
»Sie haben Inspektor Lisman Informationen vorenthalten, und er machte Bertha die Hölle heiß.«
»Ich soll Lisman etwas vorenthalten haben?« rief
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