Alles oder nichts
ließ ihre Schreibmaschine klappern, als wolle sie mich zur Eile antreiben.
Ich holte den Wagen vom Parkplatz und parkte ihn vor einem Feuerhydranten, wo ich sicher war, daß der nächste Polizist sich die Nummer aufschreiben würde. Dann sprang ich auf die Straßenbahn, fuhr ein paar Haltestellen, stieg wieder aus und nahm mir ein Taxi zu Elsies Wohnung.
Im Spülbecken in der Küche stand schmutziges Geschirr, das Bett befand sich genau in dem Zustand, wie sie es verlassen hatte, als der Wecker sie aus dem Schlaf riß. Über einem Stuhl lag ein seidener Schlafanzug. Im Bad war über der Wanne eine Leine gespannt, auf der ein Paar Strümpfe und einige Wäschestücke hingen.
Ich zog die Decken über dem Bett glatt und sah mich in der Wohnung um, ob ich etwas zu lesen fände.
Dann nahm ich mir eins der Bücher, die in einem Regal standen, schaltete das Radio ein und begann zu lesen, verfiel aber bald in eine Art Halbschlummer.
Als plötzlich mein Name in den Lokalnachrichten im Radio genannt wurde, war ich sofort hellwach. Deutlich vernehmbar sagte der Sprecher: »Der Privatdetektiv Donald Lam wird von der Polizei in Verbindung mit einem Juwelendiebstahl gesucht. Es handelt sich um Schmuck im Wert von zwanzigtausend Dollar, der Mrs. Colette Devarest gehört. Der vorbestrafte Rufus Bayley hat bei einer Vernehmung durch Inspektor Lisman ausgesagt, daß Lam ihn zu einem Komplott überredet habe. Bayley behauptet, daß Lam die Leiche von Dr. Devarest in Wirklichkeit schon eine Stunde früher gefunden haben soll, als er später angegeben hat. Bekanntlich wurde Dr. Devarests Leiche vor einigen Tagen von Lam entdeckt, als-er gemeinsam mit Mrs. Croy, der Nichte des verstorbenen Arztes, einen Rundgang durch das Haus unternahm, um den Ursprung eines Geräusches festzustellen, das sich später als der laufende Motor von Dr. Devarests Wagen, der in der Garage stand, erwies. Bei der ersten Auffindung der Leiche soll Lam nach den Aussagen von Bayley im Handschuhkasten von Dr. Devarests Wagen in verschiedenen Etuis Schmuck gefunden haben. Bayley behauptet weiter, Lam habe den Schmuck an sich genommen, den Motor des Wagens wieder angelassen und erst eine Stunde später die Untersuchung veranlaßt, die zur Entdeckung von Dr. Devarests Leiche führte. Bayley erklärte, Lam habe ihm vorgeschlagen, den Schmuck gemeinsam zu verkaufen. Dieses Ansinnen will Bayley, der behauptet, er habe und wolle sich nichts mehr zuschulden kommen lassen, entschieden abgelehnt haben. Er behauptet ferner, daß er sich auf dem Weg zur Polizei befunden habe, um Anzeige gegen Lam zu erstatten, als er festgenommen wurde. Da die Leichenschau ergeben hat, daß Dr. Devarest etwa eine Stunde bewußtlos in der Garage gelegen haben kann, ehe sein Tod eintrat, ist die Polizei der Ansicht, daß, sofern die Angaben von Bayley stimmen sollten, die Handlungsweise des Privatdetektivs Lam durch das Wiederanlassen des Motors praktisch als Mord an Dr. Devarest angesehen werden muß...«
Ich stellte das Radio ab und griff nach dem Telefon, ließ aber rechtzeitig davon ab. Das Telefon war an die Hauszentrale angeschlossen, die von einer Telefonistin bedient wurde. Es mußte ihr auffallen, wenn in Elsies Wohnung zu einer Zeit telefoniert wurde, während der sie im Dienst war. Sie würde sich vielleicht einschalten und das Gespräch abhören.
15
Elsie kam gegen halb sechs nach Hause. Sie warf einen prüfenden Blick rechts und links den Gang entlang, ehe sie die Tür hinter sich schloß.
Sie nahm ihren Hut ab und warf ihn zusammen mit ihrer Tasche auf den Tisch. Dann sah sie sich in ihrer Wohnung um. »Lieber Himmel, sieht es hier aus!«
»Ist im Büro noch etwas Wichtiges passiert?« fragte ich.
»Alles, was man sich nur wünschen kann. Aber wie konnte ich Sie nur bei diesem Zustand der Wohnung hierher lassen.«
»Das ist doch völlig unwichtig. Was war denn los? Kam noch jemand ins Büro?«
»Und ob. Als erster Inspektor Lisman.«
»Lisman? Was wollte er?«
Elsie ging in die Küche. Als sie den Berg schmutziges Geschirr im Spülbecken sah, verzog sie angewidert ihr Gesicht.
»Er wollte Sie unbedingt sprechen«, antwortete sie dann.
»Was hat Bertha ihm gesagt?«
»Daß Sie hinunter auf die Straße gegangen seien, um den Wagen an einen anderen Platz zu stellen, weil Sie ihn vor einem Hydranten geparkt hätten.«
»Wann kam Lisman?«
»Zehn Minuten, nachdem Sie das Büro verlassen hatten.«
»Was tat Lisman, als er mich nicht antraf?«
»Er beschimpfte Bertha
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