Alles oder nichts
nicht, daß die Kriminalpolizei bei mir danach suchen könnte?«
»Das ist unwahrscheinlich. Der Wagen vor dem Feuerhydranten wird ihnen einigen Anlaß zum Kopfzerbrechen geben.«
Sie setzte sich. »Ist das auch wirklich alles, Donald? Sucht Lisman Sie nur wegen des Schmucks? Heute nachmittag kam mir der Verdacht, es könne sich noch um etwas anderes handeln, weil der Inspektor so scharf hinter Ihnen her war.«
»Stimmt. Es gibt noch etwas anderes.«
»Wollen Sie es mir nicht sagen?«
»Das ist eine so lange Geschichte, daß ich nicht einmal weiß, womit ich anfangen soll.«
»Soll das eine Ausrede sein?«
»Erraten.«
»Warum? Darf ich es nicht wissen?«
»Es ist besser für Sie, wenn Sie es nicht wissen, Elsie.«
»Weshalb?«
»Sie sind bei uns Sekretärin und haben keine Ahnung, worüber in Berthas Zimmer verhandelt wird. Wenn die Polizei Sie vernehmen sollte, dann sagen Sie nur folgendes: Sie waren der Meinung, daß Inspektor Lisman mich nur sprechen wollte wie jeder andere Besucher auch. Als Sie nach Hause kamen und mich in Ihrer Wohnung fanden, seien Sie aufs höchste überrascht gewesen. Ich hätte gescherzt und gesagt, ich sei nur ein paar Minuten vor Ihnen hier gewesen und daß ich geschäftlich mit Ihnen sprechen müßte, aber vorher schnell noch etwas zu trinken besorgen wollte. Sie hätten mich unablässig gefragt, wie ich in Ihre Wohnung gekommen sei, ob ich etwa einen Nachschlüssel hätte, aber ich hätte stur behauptet, Ihre Tür sei nicht abgeschlossen gewesen. Dann hätte ich Getränke besorgt. Als Sie mich danach fragten, warum die Kriminalpolizei mich suchte, hätte ich geantwortet, daß ich inzwischen bei Inspektor Lisman gewesen und von dort direkt hierhergekommen sei, um Ihnen ein paar Briefe zu diktieren, die Sie morgen früh im Büro schreiben sollten, und daß ich sofort wieder weggegangen sei, nachdem ich die Briefe diktiert hätte.«
»Ja, das geht. Das wird man mir glauben.« Es klopfte an die Tür. »Hier kommen unsere Getränke, Donald. Wo haben Sie Ihr Geld?«
Ich reichte ihr eine Zehndollarnote. Sie öffnete die Tür knapp ein Drittel und hielt sie mit dem Fuß fest, damit sie nicht weiter aufging. Sie sagte: »Guten Tag, Eddie. Wieviel macht es?« Dann reichte sie ihm das Geld hinaus.
Zwei große Tüten wurden ihr von draußen hereingereicht, und ich hörte eine Jungenstimme antworten: »Sechs Dollar zwanzig.« Dann sagte der Bote: »Vielen Dank, Miss Brand«, und Elsie schloß die Tür wieder.
Ich nahm ihr die beiden Tüten ab und brachte sie in die Küche, während sie aus dem Kühlschrank Eiswürfel holte. »Ich fürchte, ich werde ein Opfer bringen und uns etwas zum Abendessen kochen müssen.«
»Wissen Sie so genau, daß Sie in diesem Falle das Opfer sind, Elsie?«
Lachend antwortete sie: »Sie haben völlig recht. Das Opfer werden natürlich Sie sein.«
»Könnten wir nicht einfach eine Büchse aufwärmen?«
»Das ist eine ausgezeichnete Idee«, antwortete Elsie. »Wir brauchen also nur eine Dose Bohnen, hoffentlich genügt Ihnen das.«
»Aber dicke.«
Sie griff nach der Cocktailflasche. »Reichen Sie mir bitte Ihr Glas, Donald.« Ich hielt es ihr hin. Wir schlürften in aller Ruhe unseren Cocktail und tranken gleich noch einen. »Jetzt gehe ich schnell die Bohnen einkaufen. Eigentlich könnten wir Avocadosalat dazu essen.«
»Einverstanden.« Ich zückte meine Brieftasche und gab ihr noch einen Zehndollarschein.
»Dinieren wir auf Berthas Kosten?« fragte sie plötzlich.
»Selbstverständlich.«
»Um so besser wird es mir schmecken. Es gibt hier einen Konditor, der Spezialist für Schokoladentorten ist. Sechs Zentimeter dick ist sie und besteht fast nur aus Schokoladencreme. Davon besorge ich uns auch ein paar Stück.«
»Vorzüglich«, stimmte ich zu.
»Wie kommen Sie mit Mrs. Devarests Versicherung weiter?« fragte sie.
»Danke, ganz gut soweit.«
»Bertha ist anderer Meinung. Sie behauptet, es wäre ein Reinfall.«
Ich lachte nur.
»Stimmt das nicht?«
»Es kommt darauf an, wie man es betrachtet.«
»Donald, haben Sie etwa das Bleigewicht an dem Tor angebracht?«
»Nein, bestimmt nicht, Elsie.«
»Wer war es denn?«
»Einer, der wünschte, daß mein Experiment erfolglos verlaufen sollte.«
»Wußten Sie das, bevor Sie Ihre Vorführung unternahmen?«
»Nein, ich wußte es nicht, aber ich rechnete damit.«
»Bertha hat völlig recht. Sie sind ganz raffiniert und lassen sich nicht in die Karten sehen. Aber jetzt besorge ich unser
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