Alles oder nichts
überzeugte mich davon, daß Mrs. Devarest das Walter belastende Material nicht mehr besaß, weil sie es wahrscheinlich vernichtet hatte. Das teilte ich Walter mit, und daraufhin wurde er wieder aktiv.«
»War das alles, was Sie für Walter Croy tun sollten?«
»Ja, soweit es Walter betraf, war der Fall damit erledigt.«
»Aber Sie verfolgten nun Ihre eigenen Interessen bei Mrs. Devarest?«
»Gewiß. Colette reagierte auf die Geschichte mit dem Darlehen ihres Mannes vorzüglich. So gut, daß ich keinen Grund sah, warum ich nicht selbst auch auf meine Kosten kommen sollte. Zunächst war ich nicht ganz sicher, ob Nadine mich nicht doch erkannt hatte, aber als sie nichts darüber sagte, fühlte ich mich sicher. Ich machte ein paar Versuche, um herauszufinden, ob sie mit Ihnen über mich gesprochen hätte, aber Sie fielen nicht darauf herein. Sie waren zu gerissen für mich, Lam. Ich gebe es offen zu. Als Sie mich darüber aushorchten, was in dem Safe gewesen sein könnte, lenkte ich Ihren Verdacht auf eine Fotografie, die Walter kompromittierte und die Dr. Devarest in Besitz bekommen habe. Diese Spur griffen Sie so begierig auf, daß ich überzeugt war, ich hätte Sie wirklich getäuscht. Dabei haben Sie mich an der Nase herumgeführt. Nun, leider hielt ich Sie für dumm. Deshalb entschloß ich mich, mein eigenes Spiel weiterzuspielen, direkt vor Ihrer Nase. Aber ich bin dabei hereingefallen. Sie sind klüger, als ich dachte. Doch das ist kein Grund, daß wir nicht noch zu einem Übereinkommen, zu einem kleinen Geschäft kommen könnten. Ich werde nicht kleinlich sein. Falls
Sie es interessieren sollte, Walter hat nicht das geringste damit zu tun. Sie brauchen mich nur weitermachen zu lassen. Sie selbst sollen dabei überhaupt nicht in Erscheinung treten. Sie müssen nur Ihren Mund halten, und wir machen nachher Halbe-Halbe.«
Ich tat so, als ob ich mir seinen Vorschlag überlegte.
Eindringlich fuhr Harmley fort: »Mrs. Devarest hat mich gebeten, mich um ihre Wertpapiere zu kümmern. Ich versichere Ihnen, Lam, es ist alles in bester Ordnung. Es ist so gut wie ein Bankguthaben. Ich kann alles so arrangieren, daß es völlig legal erscheint.«
18
Dr. Gelderfield öffnete persönlich die Tür seines Hauses auf mein Klingeln. Er erweckte den Eindruck eines beruflich stark in Anspruch genommenen Mannes, der in einer seiner kurzen Mußestunden gestört wird. Als er mich erkannte, hellte sich sein finsterer Gesichtsausdruck etwas auf.
»Sieh da, Donald Lam. Treten Sie ein, und seien Sie willkommen. Meine Sprechstundenhilfe hat heute ihren freien Abend, deshalb muß ich die Haustür selbst öffnen.«
Er führte mich durch einen Vorraum, in dem mehrere Sessel standen.
»Ich habe diesen Raum als Reservewartezimmer hauptsächlich für unangemeldete Patienten eingerichtet. Hier nebenan liegt ein kleiner Behandlungsraum. Aber wir gehen in meine Wohnräume, wo wir uns gemütlich hinsetzen und miteinander plaudern können. Sie werden es ja nicht so eilig haben.«
»Zur Zeit drängt es bei mir überhaupt nicht. Wir können uns in aller Ruhe unterhalten.«
»Das freut mich, denn ich möchte mich mit Ihnen mal ausführlich aussprechen. Ich bin nämlich wegen Mrs. Devarest beunruhigt.«
»Wieso nur? Gibt es etwas Neues bei Mrs. Devarest?«
Er runzelte die Stirn. »Ich bin wirklich in Sorge um sie. Aber nehmen Sie doch bitte Platz. Wollen Sie etwas trinken? Ich kann allerdings nicht mittun, weil ich immer damit rechnen muß, daß ein dringender Anruf von einem Patienten kommt.«
»Ich hätte ganz gern einen Whisky-Soda.«
»Setzen Sie sich doch. Außer Eis habe ich alles hier im Zimmer, aber das werde ich schnell holen. Machen Sie’s sich inzwischen bequem. Es tut mir leid, daß ich anfänglich Ihnen gegenüber etwas schroff war, ich meine, als ich das erste Mal mit Ihnen sprach. Damals hatte ich noch nicht erkannt, was - nun, was für ein Mann Sie sind. Einen Augenblick bitte, ich hole nur das Eis.«
Ich ließ mich in einem tiefen Sessel nieder. Das Zimmer war recht behaglich eingerichtet. Ringsherum verdeckten Bücherregale die Wände, auf einem großen Tisch lagen Stapel von Zeitschriften und Drucksachen. Hinter den Sesseln befanden sich Leselampen. Dosen mit Zigaretten, Streichhölzer und Aschenbecher standen in Reichweite herum. Hier konnte man sich gut ausruhen und entspannen.
Durch die offene Tür war aus der Küche zu hören, wie Dr. Gelderfield Eiswürfel in ein Gefäß fallen ließ. Bald darauf kam er mit
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