Alles oder nichts
bitte um Erlaubnis, mein Beileid auch persönlich aussprechen zu dürfen. Keine Frau bringt es über sich, einen Mann abzuweisen, der ihr sagen will, ein wie großartiger Mensch ihr verstorbener Gatte war, und der ein Darlehen zurückzahlt.«
Das leuchtete mir ein. Bertha schwieg dazu, mir schien, etwas verbissen.
»Wenn dieser Anfang geglückt ist, fällt alles Weitere leicht. Sie haben eine Frau vor sich, die einen schweren seelischen Schock erlitten hat. Sie ist plötzlich Witwe, wenn sie auch von ihrem Mann mehr oder minder vernachlässigt wurde. Sie mag über ihre Ehe verbittert sein, sie erkennt vielleicht, daß ihr das Leben leer und nutzlos unter den Händen verrinnt.«
»Seit wann stehen Sie denn mit Croy in Verbindung?«
»Schon eine ganze Zeit, aber er hat eine andere Tour als ich. Er hatte sich an eine Witwe herangemacht, die von Dr. Devarest behandelt wurde. Als Walter diese Frau durch eine Ungeschicklichkeit reizte, kam Dr. Devarest hinter die Geschichte und erhielt von der Witwe eine unterschriebene eidesstattliche Erklärung, die Walter schwer belastete. Damit waren Walter seiner früheren Frau gegenüber die Hände gebunden. Aber die Frau starb bald, und Dr. Devarest hatte nur ihre Erklärung in Händen. Sonst hatte er kein Material gegen Walter. Darum war Walter der Ansicht, wenn er diese Papiere in die Hand bekäme, könne ihm nichts mehr geschehen.«
»Was unternahm er also?«
»Walter? Nichts. Aber dann wurde Dr. Devarest bestohlen.«
»Hatte Walter Croy dabei nicht seine Hände im Spiel?«
»Nein.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich bin felsenfest überzeugt davon.«
»Das ist für mich kein Beweis.«
»Wenn Sie erfahren, was anschließend geschehen ist, werden Sie mir bestimmt recht geben.«
»Also, was geschah anschließend?«
»Nach Dr. Devarests Tod wußte Walter zunächst nicht, wo das Dokument geblieben war. Zuerst war er der Ansicht, daß es sich im Besitz von Mrs. Devarest befand, er hielt das aber für ungefährlich, weil er glaubte, daß Mrs. Devarest diese Erklärung nicht mit ihm in Verbindung bringen würde. Nadine hatte mich einmal gesehen, als ich Walter in seiner Wohnung aufsuchte, aber das lag schon Jahre zurück, und wir waren der Meinung, daß sie sich nicht daran erinnern würde. Walter bestand deshalb darauf, daß ich bei Mrs. Devarest meinen alten Trick anbringen und mich als Freund ihres verstorbenen Mannes ausgeben solle, um auf diese Weise festzustellen, wo das Material aus dem Safe geblieben war.«
»Wie kam er auf den Gedanken, daß Mrs. Devarest das Dokument in Besitz genommen hätte?«
»Weil niemand anders dafür in Frage kam.«
»Glaubte Croy denn, Mrs. Devarest habe ihren eigenen Schmuck aus dem Safe entwendet?«
»Walter hat mich nicht völlig ins Vertrauen gezogen. In manchen Dingen war er sehr verschwiegen und mißtrauisch. Aber er war sehr gut darüber unterrichtet, was in Dr. Devarests Haus vorging. Dr. Devarest hatte Interesse für die Sekretärin seiner Frau gezeigt, und Walter war der Ansicht, daß Mrs. Devarest eifersüchtig war und ihr den Diebstahl des Schmuckes anhängen wollte.«
»Wissen Sie darüber Näheres?«
»Mrs. Devarest entfernte den Schmuck aus dem Safe, hinterließ dabei Spuren, die den Verdacht auf Nollie Starr lenken mußten. Dr. Devarest durchschaute ihre Absicht sofort, als er den Diebstahl entdeckte, und befahl Nollie Starr, sich unverzüglich aus dem Haus zu entfernen und versteckt zu halten, damit er Zeit hätte, die Sache geradezubiegen.«
»Aber wo war der Schmuck?«
»Den hatte Mrs. Devarest, und das wußte ihr Mann. Er wollte feststellen, wie weit das Komplott seiner Frau ging, und Nollie Starr sollte sich für diese Zeit zu ihrer eigenen Sicherheit verborgen halten. Es gelang ihm auch, daß Versteck zu finden, wo seine Frau den Schmuck aufbewahrte, und er nahm ihn an sich, in der Absicht, ihn seiner Frau zurückzugeben, damit Nollie Starr völlig entlastet und das Komplott seiner Frau zunichte gemacht würde. Aber dazu kam er dann nicht mehr.«
»Warum nicht?«
Er sah mich, ohne mit der Wimper zu zucken, an. »Das sollten Sie doch am besten wissen.«
»Was meinen Sie damit?«
»Er wurde ermordet, ehe er eine Gelegenheit dazu hatte.«
»Wie kommen Sie auf den Verdacht, daß Dr. Devarest ermordet wurde?«
»Aus den gleichen Gründen wie Sie.«
»Wer hat ihn denn ermordet?«
Er zog zweifelnd und ratlos die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen.
»Welche Rolle spielten Sie nun weiter?«
»Ich
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