Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
anzurufen und die Bestellung zu stornieren, da klingelte das Telefon. Es war Xootr Scooter. Als hätten sie es gerochen. Ein Typ names Dave erklärte mir, das Modell, das ich bestellt hätte – der Ultra –, sei momentan nicht auf Lager, aber ob ich einverstanden wäre, wenn sie mir für denselben Preis das bessere Modell – den MG – schicken würden?
Typisch. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, etwas umsonst zu bekommen, und ich musste die Bestellung stornieren. Gerade als ich Dave schonend die Nachricht beibringen wollte, klopfte jemand in der Leitung an. Es war Michelle. Ich schaltete um.
»Tut mir leid«, sagte sie. »Ich hab einfach nicht nachgedacht. Ich probier’s mal mit dem Roller.«
Ich erzählte ihr, dass ich schon Mütter gesehen hatte, die ihre kleinen Kinder auf diesen Rollern umherschoben.
»Das klingt nett«, gab Michelle zu.
Ich sagte ihr, dass ich gerade Dave auf der anderen Leitung hatte, der uns ein Upgrade anbot. »Das ist Schicksal.«
Michelle lachte, aber wir wussten beide, dass der Roller mit mindestens fünfzig Prozent Wahrscheinlichkeit zurückgeschickt werden würde.
Trotz all meiner Überlegungen, dass es uns ohne motorisierteTransportmittel vielleicht besser gehen würde, musste ich zugeben, dass Michelle es wirklich schwer hatte. Und meine Schwester sprach auch nicht mehr mit mir. Ich hatte das Gefühl, dass ich innerhalb weniger Tage eine ziemliche Menge Unzufriedenheit geschaffen hatte, und das nur, weil ich nicht mit dem Auto fahren wollte.
Ich stand auf dem Dach eines Gebäudes an der First Avenue, die Sonne ging gerade unter, die Wolken waren in Rosa getaucht, ein leichter Dunst umspielte die Spitze des Empire State Building, ein Flugzeug flog über Manhattan, und ich dachte: Wie faszinierend! Wir bauen Hochhäuser nicht nur, weil der Platz so knapp ist, sondern weil sie cool sind. Sie haben etwas Ehrfurchtgebietendes und Kreatives an sich.
Und wenn man an die Gebrüder Wright denkt, die auf den Dünen von North und South Carolina versucht haben zu fliegen – warum eigentlich nicht? Wer hat nicht schon zu den Vögeln aufgeschaut und sich gewünscht, fliegen zu können? Und ist es nicht unglaublich, dass wir schon auf dem Mond waren? Ist es nicht berauschend, in einer Welt zu leben, in der so etwas möglich ist? Diese Dinge haben etwas Magisches an sich. Wie die Tatsache, dass wir bewegliche Bilder durch die Luft transportieren können – auch das ist faszinierend.
Allerdings vermute ich, diese Dinge sind nur so lange berauschend, wie sie neu sind. Sobald wir uns daran gewöhnt haben, sobald wir sie brauchen, um uns auch nur halbwegs zufrieden zu fühlen, verlieren sie ihren Zauber. Vielleicht ist es eine Frage der Balance. Können wir den Flug zum Mond behalten, aber dafür die ständige Fahrerei weglassen? Können wir einfach weniger fahren? Können wir einen Weg finden, diese coolen Dinge in Maßen zu genießen?
Bei Gesprächen über dieses Thema haben mich Freunde gefragt, ob ich gegen den Fortschritt sei. Aber einfach so weitermachen wie bisher ist kein Fortschritt. Fortschritt ist, uns anzusehen, wo wir stehen, und etwas Besseres anzustreben.Ich bin nicht gegen den Fortschritt. Ich bin für den Fortschritt, für echten Fortschritt.
Die Frage ist nur, wie wir Fortschritt definieren und ob Fortschritt beispielsweise mehr Autos auf den Straßen bedeutet oder weniger.
Weltweit geht der Entwicklungsschub in Richtung Biotreibstoffe, also Pflanzenanbau, um daraus Ethanol oder Biodiesel herzustellen. Doch dieser Entwicklungsschub hat dazu geführt, dass riesige Mengen von Ackerland nicht mehr für den Nahrungsanbau genutzt werden, sondern für die Treibstoffproduktion, was die Lebensmittelengpässe überall auf der Welt noch weiter verstärkt. Darüber hinaus haben einige Entwicklungsländer begonnen, Wälder abzuholzen, um auf dem gerodeten Land Pflanzen für die Treibstoffherstellung anzubauen. Da wir die Wälder aber brauchen, um Kohlendioxid abzubauen, kommen wir damit nur vom Regen in die Traufe.
Vielleicht gelingt es uns, nachhaltige Möglichkeiten zu entwickeln, wie man aus Nahrungsmittelresten oder anderen Quellen Biotreibstoffe entwickelt, die nicht diese neuen Probleme erschaffen. Doch obgleich wir auf jeden Fall einen Ersatz für fossile Brennstoffe brauchen, ändern auch Biodiesel oder andere Ersatzstoffe für Benzin nichts an den Staus, an den fünf Arbeitsmonaten pro Jahr, die wir für Anschaffung, Unterhalt und Gebrauch unseres
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