Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
drei Tage. Afrikanischer Spinat, der sonst innerhalb eines Tages verdirbt, kann darin zwölf Tage aufbewahrt werden. Die Lebensmittelhygiene und der allgemeine Gesundheitszustand haben sich dadurch deutlich verbessert.
Also machte ich mich angesichts der New Yorker Sommerhitze auf die Suche nach einem extragroßen Topf. Dann fiel mir ein, dass ich ja geschworen hatte, nichts Neues zu kaufen. Zum Glück fand ich im Keller zwei riesige Blumentöpfe und sogar noch einen Sack Sand, den irgendwelche Handwerker zurückgelassen hatten. Ich schleppte alles nach oben in unsere Wohnung und bastelte mir meinen Topf im Topf. Das Milchproblem war gelöst. Dachte ich zumindest.
In der Zwischenzeit hatten mir einige Leser meines Blogs auf meine Bitte hin ihre Tipps geschickt, wie wir unsere Wäsche waschen konnten, wenn der Strom abgestellt war. Eine Frau namens Allie schrieb mir, wie sie ihre Wäsche gewaschen hatte, als sie in einem Internat in Südafrika tätig gewesen war. Sie riet mir, alle Sachen in die Badewanne zu legen und ein paar Stunden einweichen zu lassen, dann eine kurze Hose anzuziehen, in die Wanne zu steigen und alles durchzustampfen, bis es sauber war.
Außerdem bekam ich noch etwa ein Dutzend anderer Vorschläge, unter anderem auch den, die Kleider in einen Eimer mit Wasser zu tun und dann mit einer Saugglocke zu bearbeiten, wie man sie bei verstopften Toiletten oder Abflüssen benutzt. Sie kennen doch sicher Leute, die es nicht mögen, wenn ihnen ein Hund das Gesicht ableckt, weil sie nicht wissen, was er vorher mit seiner Zunge gemacht hat, oder? Nun, so geht es mir bei der Vorstellung, meine Kleider mit einer Saugglocke zu waschen. Außerdem schien mir Allies Methode mehr Spaß zu machen.
Mit dieser Ansicht stand ich übrigens nicht allein da. Bei meinem ersten Versuch – ich probierte alles erst einmal aus, bevor ich tatsächlich den Strom abschaltete – machte Isabella sofort mit. Dann rief sie »Mommy, komm her!«, bis Michelle auch noch in die Wanne stieg. Wir turnten zu dritt darin herum, amüsierten uns königlich und beschlossen, diese Aufgabe zukünftig als Waschtag der Traubenstampfer zu bezeichnen.
Was den letzten Punkt auf meiner Liste betraf, so kontaktierte meine Freundin Elizabeth eine Firma namens Solar One, die ein tragbares Solarstromaggregat produzierte und bereit war, mir ein Exemplar leihweise zur Verfügung zu stellen. Es funktionierte mit einem einzelnen Paneel, das nicht größer war als ein durchschnittliches Fenster. Wir befestigten es heimlich auf dem Dach und ließen das Kabel an der Hauswand hinunter bis zu einem unserer Fenster.
Und innerhalb kürzester Zeit pumpte ein koffergroßes Gerät Strom in meinen Laptop und mein Modem und lud gleichzeitig noch mehrere große Akkus von LED-Lampen auf. Die Wohnung würde nicht so hell leuchten wie der Times Square, aber es würde ausreichen, um mich vor der Kapitulation zu bewahren, wenn der Tag X kam.
Es gab nur drei Schwierigkeiten: Aus Gründen, die ich bis heute nicht verstanden habe, funktionierte das Topf-im-Topf-System bei mir einfach nicht; dann verloren Isabella und Michelle recht bald das Interesse am Wäschewaschen;und als der Winter kam und es um halb fünf dunkel wurde, stieß das Solaraggregat ziemlich schnell an seine Grenzen.
Eines Tages arbeitete ich im Gemeinschaftsgarten am LaGuardia Place, und während ich Möhren pflanzte, hielt mir mein Freund Mayer, dessen Beet ich im Rahmen meines regionalen Ernährungsprogramms beackerte, einen Vortrag darüber, wie blödsinnig es sei, den Strom abzuschalten.
»Es geht nicht darum, dass ich den Strom abschalte, Mayer, sondern darum, den Leuten klarzumachen, dass wir unser Konsumverhalten in Frage stellen müssen.«
»Das weiß ich, Colin, und genau das macht mir Sorgen.«
»Außerdem hat sich die gesamte Presse darauf gestürzt, selbst wenn es also ein bisschen albern ist, kriege ich wenigstens die Chance, das Richtige zu sagen.«
Vielleicht klang ich ein wenig quengelig. Mayer war ein gestandener politischer Aktivist und Kriegsgegner, und ich respektierte seine Meinung. Doch dann sagte er etwas, das mir wirklich die Sprache verschlug.
»Natürlich lieben dich die Medien. Du stellst dich hin und erzählst uns allen, dass wir weniger Strom verbrauchen und weniger Müll produzieren sollen, und lenkst dabei wunderbar davon ab, dass in Wirklichkeit die Industrie unseren Planeten ruiniert.«
An einem anderen Tag pflanzten wir Bohnen. Mayer war besserer Laune und eher
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