Alles paletti
erwiderte: »Versprechen Sie mir, dass Sie uns hier besuchen kommen, ich schulde Ihnen eine Menge.« Sie umarmte Chen gerührt, und Chen, eingehüllt in den schweren Geruch von Robertas Parfüm, an die weiche alte Haut ihres Halses gebettet, umschlang den zerbrechlichen Rücken und erwiderte ihre Umarmung mit einer Wärme, von der sie sich nicht erklären konnte, woher sie plötzlich kam.
Sie luden die Automaten in Manos Kasino aus. Mano tanzte mit strahlendem Gesicht um sie herum: »Wunderschön. Wahre Schmuckstücke.« Er wurde einen Augenblick ernst und sagte: »Seid ihr sicher, dass es nicht irgendeinen Haken dabei gibt? Sie sind nicht gestohlen, oder? Sie stehen nicht irgendwo auf der Liste?« Er wusste natürlich, dass es keine Chance gab, dass diese Automaten koscher waren. Die Jungen hatten keine überzeugende Erklärung abgegeben, und der Preis, mit dem sie einverstanden gewesen waren, war ziemlich niedrig. Doch an so etwas war er gewöhnt. Im Letzten Mohikaner war man daran gewöhnt, bis an die Grenze zu gehen. Schlimmstenfalls würden ihm die Automaten wieder genommen. Er würde sich komplett unwissend geben und die Kontrolleure von Game Mashinery einfach diesen Kameraden auf den Hals hetzen. Was kümmerte es ihn.
Schlomi sah weg und betete das »Schma Israel« herunter, um nicht zu hören, wie Jonsy sagte: »Sag mal, würden wir einem israelischen Bruder so was antun? Du lädst uns zum Pessachseder ein, und wir schieben dir gestohlene Automaten unter? Mano«, er legte eine Hand auf dessen Schulter, »Bruderherz, sie sind koscherer als das Fleisch, das Schlomi isst. Wir schwören’s dir.« Jonsy glaubte es sich regelrecht selbst, wie er das so sagte.
Mano öffnete die Hintertür eines der Automaten, steckte seine Hand hinein und zog sie wieder heraus. »Wunderbar. Hier sind die Codes für den Anschluss an Mega-Bucks und die Inbetriebnahme. Ich sehe, dass sie jungfräulich sind.«
Izzi und Jonsy sahen einander an. Ihnen fuhr der gleiche Gedanke durch den Kopf. Was für ein Trottel, dieser Jakes, der sie gefragt hatte, wo die Codes seien. Und was für ein Glück, dass er sie nicht gefunden hatte.
»Sag mal«, fragte Jonsy, »wie willst du die denn an Mega-Bucks anschließen, wenn du Probleme mit Game Mashinery hast?«
»In dem Augenblick, in dem ich den Code habe, können sie überhaupt nichts machen«, antwortete Mano. »Sie können ja nicht wissen, wo eine Maschine angeschlossen wird.«
Eine Viertelstunde später funktionierten die Spielautomaten. Das Totalizer-Video-Display war ans Netz angeschlossen und zeigte den großen Preis an - fast siebenundzwanzig Millionen Dollar, Tendenz immer noch steigend. Mano füllte Münzen in die Gewinnbox. »Ich muss bei jedem Automaten zur Einweihung den ersten Probelauf machen«, erklärte er und steckte einen Dollar hinein.
Jonsy war als Nächster an der Reihe. Als er mit der Münze vor dem Spielautomaten stand, fühlte er sich wie auf einem Klassenausflug in Jerusalem, als er mit einem Zettel, den er geschrieben hatte, vor der Klagemauer gestanden und Gott gebeten hatte, ihn zu lesen. Er gab dem Automaten einen Kuss, warf die Münze ein und flüsterte: »Viel Erfolg, Schwesterchen.« Dann zog er am Griff.
Er gewann auf Anhieb fünfzehn Dollar. »Gutes Zeichen«, grinste er und wechselte zur zweiten Slotmaschine. Sie war weniger liebenswürdig.
Izzi gewann gar nichts. Schlomi wollte nicht spielen. Er bemerkte, dass er sich am Tag des Seder lieber nicht mit solchen Dingen befassen wolle.
Mano blickte auf das Display und sagte: »Jetzt ist Vormittag, die Summe steigt langsam, aber am Abend werdet ihr sehen, wie sie in die Höhe schnellt.«
Als Vladimir in der Früh aufstand, begriff er, dass die Chancen ausgeschöpft waren. Er begriff auch, weshalb er gestern Nacht so ungeheuer viel getrunken hatte. Er blickte auf die leere Stoli-Vanille-Flasche und empfand plötzlich ein merkwürdig friedliches Gefühl. Der Frieden nach dem Scheitern.
Er mochte nicht an die Monate der Arbeit an den Maschinen in Minneapolis denken, an die Ausgaben für die Villa, den Kauf der Automaten, all die Flüge hin und her. Er wollte nur duschen und genießen. Es hatte keinen Sinn, wütend zu sein. Hatte es ihm je im Leben geholfen, wütend zu werden? Er dachte an Betty, und Tränen der Rührung stiegen in ihm auf über diese Entdeckung, die Entdeckung, dass es unwichtig war. Dass dieser Fehlschlag marginal war gegenüber Bettys Liebe, deren Glück ihm zuteil wurde, solange er sie
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