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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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international führenden Firma für die Produktion von Spielautomaten gestalteten die Situation für ein Kasino generell etwas schwierig. Abgesehen davon hatten Mano und seine Vorgesetzten auch seit geraumer Zeit die Servicegebühren der Kontrollorgane nicht mehr bezahlt, was womöglich den Schutz vor Betrug im Letzten Mohikaner verletzen mochte, jedoch garantierte, dass keine überflüssigen Fragen nach diesen Automaten gestellt würden. Er war bereit, elftausend Dollar für die beiden Automaten zu zahlen, und sie einigten sich darauf, dass sie, falls sich noch weitere Einzelheiten zu dem großen Gewinn herausstellen sollten, bei dem Versuch, ihn in die Hände zu kriegen, zusammenarbeiten würden. Jonsy war zufrieden. Mano wirkte okay. Genau der Mann, den sie gesucht hatten. Auch Mano war zufrieden. Er glaubte die Geschichte mit den Millionen nicht, aber allein die Spielautomaten zu diesem Preis lohnten sich für ihn. Sie gaben sich die Hände. Mano sagte: »Auf ein frohes Fest für uns alle. Vielleicht kommt ihr auch zum Seder?«
    Als Izzi und Jonsy ins New York New York zurückkehrten, um den Lastwagen zu holen, sagte Jonsy: »Jetzt müssen wir bloß noch rausfinden, wann genau die Automaten die Millionen ausspucken. Bis wir das wissen, müssen wir sie ständig beaufsichtigen.«
     
    Chen brauchte dringend einen starken Kaffee, um den Nebel in ihrem Kopf zu vertreiben. Sie trat an einen Stand von Crispy Cream, kaufte einen Kaffee im Pappbecher, ohne Milch und
ohne Zucker, und verließ das Hotel. Sie hatte kein bestimmtes Ziel, sie wollte nur den Kaffee trinken, sich irgendwo draußen an der frischen Luft niederlassen, weitab von Lärm und Menschengetümmel.
    Sie fand eine Bank und setzte sich. Die Szenerie war hässlich - eine große Straße, gegenüber das Excalibur und über ihrem Kopf die rote stählerne Spinne der Manhattan-Express-Achterbahn des Hotels, die ab und zu erbebte, wenn ein Waggon vorbeifuhr. Sie dachte, vielleicht probiere ich die Bahn nachher mal aus, wenn mein Kopf wieder klarer ist.
    Plötzlich hörte sie neben sich: »Entschuldigen Sie?«
    Es war eine alte Frau mit großen, ängstlichen Augen, die sagte: »Entschuldigen Sie, könnten Sie mir vielleicht helfen?«
    Nachdem sie nichts Besseres zu tun hatte, nahm sich Chen der Aufgabe mit großem Ernst an. Sie hörte der alten Frau zu, sagte zu ihr, sie solle auf der Bank warten, und betrat wieder die Lobby ihres Hotels, um sich zu erkundigen, wo sich der Letzte Mohikaner befand. Dann kehrte sie zu der alten Frau zurück und sagte: »Kommen Sie, es ist gar nicht weit.«
    Die alte Frau wehrte ab: »Sie müssen mich nicht begleiten, wirklich, ich wollte nur die Richtung wissen …« Doch Chen, schon einen Schritt voraus, entgegnete: »Der Angestellte hat zu mir gesagt, dass wir Ihr Hotel ziemlich schnell sehen können. Nur bis zu dem Punkt, wo wir es sehen, und dann gehen Sie allein weiter.«
    Die alte Frau folgte ihr, während sie sagte: »Es ist wirklich nicht nötig, ich habe einfach die Orientierung verloren. Mein Mann hatte mir gesagt, dass das passieren würde, aber ich wollte für meine Enkel etwas kaufen …«
    »Hier, da ist es, nicht wahr?«, unterbrach sie Chen.

    Die alte Frau blickte in die Richtung, in die Chen deutete. Sie kniff die Augen zusammen.
    Chen lächelte: »Sie sehen nicht so gut, stimmt’s?«
    Als sie zusammen weitergingen, stellte sich die alte Frau vor: »Ich bin Roberta aus Los Angeles.« Es gelang ihr nicht, Chens Namen auszusprechen. Als Chen ihr erzählte, woher sie kam, machte Roberta große Augen: »Ach, tatsächlich?«
    Dann erzählte sie ihr von allen ihren Enkeln, die an der Ostküste und in Kanada lebten. Von ihrem jüngsten Sohn, einem Dozenten für Literatur an der Universität Vancouver, und ihrem Ältesten, der stellvertretender Bankdirektor in Philadelphia war. Sie sagte, dass sie und ihr Mann heute Abend zu einer Vorstellung von Bob Anderson gingen und dass Chen einfach mitkommen müsse. Chen fand die Gegenwart dieser alten Frau irgendwie tröstlich und angenehm. Sie mochte ihren melodischen Akzent - südlich im Ursprung, aus Louisiana.
    Als sie den Letzten Mohikaner erreichten, sagte Roberta: »Sie müssen mit raufkommen und meinen Mann kennenlernen.« Chen versuchte zu protestieren, doch Roberta beharrte darauf. Sie gingen in das Zimmer hinauf, doch ihr Mann war nicht da.
    »Macht nichts«, sagte Chen schnell. »Vielleicht ein andermal. Ich muss jetzt wirklich in mein Hotel zurück.«
    Roberta

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