Alles paletti
Einwegtasse fallen lässt, in die er einen selbst mitgebrachten Wisotzky-Teebeutel gehängt hat, begreift nicht, weshalb Jonsy so erregt scheint. »Ja, so was Ähnliches, wenn ich mich nicht irre«, nickt er. »Floormanager. Was ist das überhaupt?«
Jonsy blickt die beiden an. »Ihr schnallt es nicht, was?«
Izzi erwidert mit vollem Mund: »Was gibt’s da zu schnallen?«
Jonsy klopft sich selbst mit der Gabel an den Kopf und betrachtet sie mit einem Blick, der besagt, setzt euer Hirn mal kurz in Bewegung, dieses Teil, das bei euch in dem Ding auf den Schultern sitzen sollte. Er grinst: »Schlomi hat also einen Freund, der Floormanager im Kasino ist. Habt ihr vergessen, dass wir hier einen kleinen Laster mit zwei Spielautomaten haben, die ein warmes Plätzchen suchen?«
Der Groschen fällt.
»Äh … ich bin nicht sicher, Jonson. Erstens mal ist er nicht mein Freund. Er hat mich zum Seder eingeladen, das ist alles. Ich finde nicht, dass wir ihm deswegen jetzt unsere ganzen Probleme aufhalsen müssen.«
»Wie heißt sein Kasino?« Jonsy ignoriert Schlomis Einwände
und ist schon auf den Füßen. »Wir gehen jetzt dorthin.«
»Haben wir nicht gesagt, dass wir zur Achterbahn gehen?«
Aber Jonsy steht bereits an der Tür. Er ruft: »Nu, kommt ihr jetzt?«
Chen erwacht mit mörderischen Kopfschmerzen und dem erschreckenden Gedanken: Heute Abend ist Pessachseder. In Israel ist es schon Abend, der Seder beginnt jetzt. Sicher sucht mich Mama, ich habe versprochen, mich zu melden.
Sie holt die Nummer heraus und ruft an. Ihre Mutter ist am Telefon. Chen sagt mit belegter Stimme: »Frohes Fest, Mama.«
Ihre Mutter erwidert: »Was ist los? Ist alles in Ordnung? Du hörst dich furchtbar an. Ist etwas passiert?«
Chen versucht sich zu erinnern - ist etwas passiert? Sie ist an der Bar unten neben dem Idioten Barny gesessen, danach auf die Straße hinausgegangen … Ah! Und dann hat sie Chaim gesehen.
»Was? Nein, es ist alles in Ordnung mit mir, ich bin bloß gerade erst aufgewacht, deshalb klinge ich so. Frohes Fest, hab ich das schon gesagt? Ist Papa da?«
»Chen, du machst mir Sorgen. Du hörst dich wirklich nicht gut an. Was hast du gemacht? Mit wem bist du zusammen?«
Sie hat Chaim aus dem Walgreens kommen sehen. Er war allein. Er hielt eine Kokoscremeschokolade von Hershey in der neuen, hauchdünnen weißen Verpackung in der Hand. Mmm… sie ist ungeheuer süß.
»Was? Nein, mir geht es gut, Mama, hör auf, dir Sorgen zu machen. Du hast jetzt genug um die Ohren mit der ganzen Familie. Richte allen Grüße und Küsse aus. Ich muss jetzt Schluss machen, bye.« Sie legt auf, zieht die Bettdecke über
den Kopf und lässt die vergangene Nacht weiter Revue passieren.
Sie hat doch noch seinen Namen gerufen. Er hat sich umgedreht und gesagt: »Hey! Was machst du denn hier?«
Sie erwiderte: »Ich weiß nicht, du hast doch gesagt, ich soll kommen. Nicht?«
»Hab ich zu dir gesagt? Kann ich mich nicht mehr erinnern.« Sie merkte sofort, dass er völlig betrunken war.
»Hast du gesagt, ja.« Sie stand ihm gegenüber und spielte mit ihren langen Haaren. Sie hatte einen weißen Pullover an. Zahnpasta hatte sie gebraucht. Alle Einzelheiten fallen ihr jetzt wieder ein. Er hat sie mit einem Blick angesehen, den sie von ihm nicht kannte, und gesagt: »Vielleicht kommst du mit ins Hotel? Wir setzen uns an die Bar, trinken was?«
Sie erinnert sich - in diesem Moment hat sie sich übergeben. Es war nicht nur wegen Chaim. Es waren die ganzen Biere und der Wodka, die ihr dieser Barny gekauft hatte; es waren das ganze Klingeln und der Lärm des New York New York mit seiner Million Spielautomaten; es waren Barnys Blicke, die Leute auf der Straße, das All You Can Eat. Sie ist noch nie mit so etwas zurechtgekommen, hat noch nie ihre Grenzen gekannt. Und dann auch noch dieser Blick von Chaim mit dem eindeutigen Hintergedanken. Sie stand ihm gegenüber auf dem Straßenpflaster, in ihrem weißen Pullover, ein kühler Wind blies, und sie kotzte sich die Seele aus dem Leib.
Sie gingen zu Fuß zum Letzten Mohikaner. Es dauerte zehn Minuten.
Weitere fünf Minuten dauerte es, Mano die Lage und ihren Vorschlag auseinanderzusetzen.
Und zehn weitere Sekunden, bis Mano sagte: »Ja. Ich bin
interessiert.« Es kam ihm entgegen, denn der Letzte Mohikaner stand mit Game Mashinery nicht auf dem bestem Fuß. In der Praxis hatte Game Mashinery im letzten Jahr Mano kaum noch Spielautomaten geliefert, und angegriffene Beziehungen mit der
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