Alles paletti
Psych vorneweg mit gezückter Marke. Sie erreichen die Gleisplattform, wo die Passagiere, die meisten mit vorgelegter Schranke, bereits fertig zur Abfahrt sitzen. »FBI, ich brauche diesen Waggon!«, brüllt Psych die Passagiere im letzten Waggon an, ein erschrecktes
amerikanisches Paar, das die Schranken vor den Sitzen noch nicht geschlossen hat. Psychs massive Breite wirkt bedrohlich, auch seine Stimme. Das Paar blickt sich an, und der Mann bedeutet der Frau hastig, besser zu weichen. Sie stehen auf, und Psych und Nathaniel stürzen sich auf ihre Plätze. Der Betreiber kommt angelaufen, um nachzuschauen, was los ist. Psych flüstert kurz mit ihm, und er nickt.
Die Schranken werden geschlossen.
Jonsy merkt es als Erster. Er hört Russisch, hört eine bekannte Stimme und sieht auch gleich darauf, wem die Stimme gehört. Er flüstert Izzi und Schlomi über die Schulter zu: »Sie sind hier. Vorn. Seid ganz still.« Auch zu Chen sagt er es. Er versucht, seine Schranke anzuheben, um zu prüfen, ob man den Waggon noch verlassen kann. Doch es ist zu spät.
Der Betreiber sagt zu Pozailov: »Nehmen Sie bitte die Brille ab, es gibt zwei 360-Grad-Loopings.«
Pozailov erwidert: »Ist schon okay, das ist eine stabile Brille.« Der Betreiber zuckt nur die Achseln.
Popeye beugt sich nach vorn: »Die Israelis sind hinter uns.« Vladimir und Pozailov versuchen sich umzudrehen. Was allerdings schwierig ist, wenn man schon startbereit im Sitz der Achterbahn eingezwängt ist.
Jonsy schließt kurz die Augen. Ziemlich übel. Genau genommen grauenhaft. Aber vielleicht - denkt er und öffnet die Augen wieder -, vielleicht haben sie uns ja nicht bemerkt. Wenn wir ganz still bleiben, bis die Fahrt anfängt, dann sind sowieso alle mit ihrer Angst beschäftigt. Doch Popeye gelingt ein verstohlener Blick nach hinten, er stellt Augenkontakt her und lächelt.
Jonsy sagt leise: »Sie haben’s gecheckt.«
Izzi beugt sich vor und flüstert: »Das FBI ist hinter uns. Der eine von der Tankstelle.«
Jonsy kann sich nicht so weit umdrehen. Er fragt nur: »Bist du ganz sicher?«
Izzi ist sich leider ganz sicher. Er fummelt nervös mit den Fingern an seinem Ohrring herum.
Der Betreiber erläutert ein paar Dinge, und dann geht es los.
Popeye ist kalt, er hat eine Gänsehaut. Seine Zähne klappern.
Die Agenten Kiklaschwili und Richman ganz hinten werden von Monty Cohen ins Bild gesetzt, wer wer in den vorderen Waggons ist. Er kennt ja fast alle persönlich.
Psych sagt: »Hättest du nicht jetzt ins Flugzeug steigen sollen?«
»Darüber möchte ich im Moment nicht sprechen«, entgegnet Monty knapp.
Psychs Haare sind noch feucht und stinken nach Chlor, seine Augen sind gerötet. Er bemerkt: »Schau an, also Pozailov. Diesen kaukasischen Hund hab ich seit ewigen Jahren nicht mehr gesehen. Dass er mich bloß nicht erkennt.«
Im ersten Teil der Fahrt klettert die Bahn bis zum höchsten Punkt hinauf, an dem dann die Schwerkraft zu wirken beginnen wird. Sie fährt hinauf, hinauf und hinauf.
Vladimir sagt zu Pozailov: »Wir haben wirklich mehr Glück als Verstand.«
Popeye dahinter wirft ein: »Stimmt schon, aber Verstand haben wir auch nicht gerade wenig.«
Pozailov versucht, sich trotz allem irgendwie umzudrehen, und es gelingt ihm, einen Blick auf Jonsy zu erhaschen. Er grinst und winkt ihm zu. »Wartet, wartet nur, bis der Zug hält,
mit eigenen Händen werd ich euch erwürgen, einen nach dem anderen«, flüstert er vor sich hin.
Die Bahn klettert immer noch aufwärts.
Izzi hat Tränen in den Augen. »Warum sind wir dermaßen dämlich?«, wimmert er. »Warum habt ihr nicht einmal auf mich hören können, ein einziges Mal, diese Spielautomaten zu vergessen. Warum konnten wir sie denn nicht in Texas lassen? Aber nein, Jonsy, Mister Bigshot, muss zurückfahren und seine Nase in …«
»Jetzt halt endlich dein dummes Maul«, fährt ihn Jonsy über die Schulter an. »Warum jaulst du jedes Mal, wenn ein bisschen Stress ist, diese schwachsinnige Litanei runter? Hat dich vielleicht jemand gezw…«
Der Fall. Ein Schrei aus dem vorderen Waggonbereich. »Ahhh…«
Die Bahn stürzt rasend schnell hinunter. Von diesem Augenblick an kann keiner mehr etwas sagen. Fast.
Schlomi versucht es: »Alles unter Kontrooooo…«
Chen umklammert Jonsys Hand, drückt sie jedes Mal heftig, wenn ihr das Herz bis in den Hals schlägt.
Achmadan Pozailov schließt die Augen und flüstert: »Sagt mir, wann’s vorbei ist.«
Die erste Runde hat seine
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