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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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verlangsamt und hält mittendrin, zwischen Himmel und Erde.
    Vladimir lächelt wieder knapp und sagt entspannt: »Also, Freunde, was wolltet ihr uns erzählen?«

DER LETZTE MOHIKANER
    »Von allen Kasinos in der Stadt ausgerechnet das?« Vladimir klingt eher beleidigt als wütend. Was er damit meint: So viel habe ich in diese Spielautomaten investiert, und jetzt sind sie in einem erbärmlichen kleinen Kasino gelandet?
    Jonsy zuckt die Achseln. »Es ist doch egal, wo sie sind, Hauptsache, sie sind an Mega-Bucks angeschlossen, oder?«
    »Sind sie? Bist du sicher? Könntest du mir vielleicht dein Doktorat in Slotmaschinen zeigen?«
    Jonsy verstummt. Er ermahnt sich wieder, nichts mehr zu
sagen, denn in den letzten Minuten hat sich das viele Reden für ihn nicht bezahlt gemacht. Diese Russen können einem ziemlich wehtun, wenn sie sauer sind, das ist in den Augen des rothaarigen Riesen zu erkennen. Man kann ihm auch von den Augen ablesen, dass er, wenn sein Boss ihn nur ließe, allen mit bloßen Händen sämtliche Knochen einzeln brechen würde.
     
    Popeye blickt sich um. Wie in jedem Kasino in der Stadt stehen auch zu dieser harmlosen frühen Mittagsstunde Leute an den Spielautomaten, füttern sie mit Münzen, beten zu ihren Göttern, dass es diesmal der große Treffer sein möge.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, mahnt Vladimir nach einer kleinen Runde um die beiden Slotmaschinen. Er zieht das Telefon aus der Tasche und drückt eine Nummer. Pozailov, gereizt wegen seiner Brille, die ihm in der Berg- und Talbahn davongesegelt ist, bewacht Jonsy, Izzi und Schlomi in Griffweite. Popeye passt auf Chen auf und wirft ab und zu ein paar Blicke nach rechts und links, um potentielle neue Überraschungen zu orten.
    »Hallo, Boris, du wirst es nicht glauben, ich habe die Spielautomaten. Endlich, was?« Vladimir versucht, entspannt und locker zu klingen. Er weiß, er sagt diese Worte mit fast einwöchiger Verspätung zum Floormanager im Big Ben. Er wirft rasch einen Blick auf seine Uhr, es bleiben weniger als elf Stunden, bis die Spielautomaten das liefern sollen, wozu sie programmiert wurden. Vladimir ist nervös, doch noch immer überzeugt davon, dass jemand von oben über ihn wacht.
    Auf der anderen Seite der Leitung ertönt ein Lachen.
    »Boris?«
    Das Lachen verstärkt sich.

    »Boris, nu, wir haben jetzt keine Zeit zum Lachen, wir …«
    »Jetzt? Jetzt hast du die Automaten? Soll das ein Scherz sein? Ich habe dir vor zwei Tagen gesagt, dass ich gestern, das heißt Donnerstagmorgen, bereit gewesen wäre, für dich von allen Regeln abzuweichen, ein paar strenge Vorschriften zu übergehen, meinen Arsch zu riskieren und die Maschinen anzuschließen. Gestern früh. Und dann höre ich nichts von dir. Und jetzt, Freitagmittag, sagst du zu mir, du willst die Automaten anschließen? Wenn das nicht so zum Lachen wäre, würde ich wütend werden!«
    »Boris«, sagt Vladimir sanft, »du enttäuschst mich. Ausgerechnet jetzt, ein paar Stunden bevor das Ganze über die Bühne gehen soll, willst du alles sausen lassen? Okay, es hat einige Pannen gegeben, tut mir leid, meine Schuld. Aber wozu jetzt darauf beharren, wenn noch ein paar Stunden bleiben und die Sache immer noch gerettet werden kann? Das erscheint mir dann doch zu kleinlich. Ich möchte dich daran erinnern, dass die Gewinnsumme inzwischen bei siebenundzwanzig Millionen steht.«
    »Vladimir, du verstehst offenbar nicht, was ich sage«, ereifert sich Boris zornig. »Nein! Nein und nochmals Nein! Auf keinen Fall. Unmöglich. Am Freitag um eins kann man keinen einzigen Spielautomaten einschleusen. Auch am Donnerstag um sieben Uhr morgens nicht. Wenn du willst, dann am Sonntag in aller Früh. Aber dann verzichten wir auf einen Gewinn, und es bleibt uns nur der zweite.«
    »Ich verdopple deine Prozente und das Bargeld, das du erhältst, wenn du es jetzt machst.«
    »Du kannst mir hundert Prozent anbieten. Es geht nicht, Vladi, tut mir leid.«

    Die FBI-Agenten stehen in einer anderen Ecke der kleinen Halle im Letzten Mohikaner. Sie spielen an den Automaten, lassen ihren Blick hin und wieder mit künstlicher Gleichgültigkeit zu der Ecke schweifen, in der die drei Russen und die vier Israelis stehen.
    Monty sagt zu Psych: »Ich werde mich noch an dir dafür rächen, dass ich nicht zum Seder heimgeflogen bin. Falls mir meine Mutter nicht zuvorkommt.«
    Psych entgegnet: »Geduld, Kinder, Geduld.«
    Der Spielautomat, in den Nathaniel Richman einen Dollar eingeworfen hat, fängt zu klingeln

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