Alles paletti
gibt es so was nicht. Ich sitze gemütlich zu Hause, schaue ihren Katalog durch und bestelle nur, was ich wirklich brauche.«
»Und beim Katalog gibt es keinen Shoppingimpuls? Kannst du da nicht auch an was hängen bleiben, impulsiv bestellen,
und wenn es ankommt, dich fragen, Moment, hab ich das echt gebraucht?«, fragt Izzi skeptisch.
»Aber du kannst es immer zurückschicken und kriegst das Geld zurück.«
»Im Laden kannst du es auch wieder hinbringen und das Geld zurückkriegen. Außerdem, wenn du dir den Hintern mit dem Toilettenpapier abwischst, das du per Mailorder gekriegt hast, wie willst du es zurückgeben?«
»Aber Toilettenpapier brauchst du immer, verstehst du? Mein Ding isses, Gebrauchsartikel zu kaufen.« Oheds Bärtchen, gepflegt wie seine Anzüge, die nach Wall Street aussehen, bebt leicht, als er das sagt.
»Warum soll man Gebrauchsartikel dann nicht in einem Geschäft kaufen? Hör mal, ich begreif dich nicht. Wegen Toilettenpapier auf die Post rennen, um ein Paket abzuholen? Und außerdem, wenn du was in einem Shoppingimpuls auf der Straße gekauft hast, und du kommst nach Hause zurück und sagst nicht, Moment, hab ich das echt gebraucht, sondern, also wirklich, was für ein Glück, dass ich an diesem Laden vorbeigekommen bin, das ist die geilste Sache, die ich im Leben gekauft habe - was ist damit? Verpasst du da nicht haufenweise Gelegenheiten?«
»Mir passiert das nicht.«
»Und außerdem, wenn du aus der Arbeit kommst und auf der Straße nach Hause gehst, kannst du da nicht auch auf was stoßen, was du möchtest, und es impulsiv kaufen?«
»Nein, da hast du keine Zeit. Ich rede davon, wenn man zum Einkaufen geht …«
Die Tür geht auf, und Chaim kommt herein. Hinter ihm taucht Nurit auf. Er sieht Izzi an, versengt ihn mit seinem Blick, sagt jedoch nichts. Izzi erwidert den Blick, greift mit der
Hand automatisch an seinen Ohrring. Schließlich fragt Chaim: »Wo ist Jonson?« Izzi weist mit den Augen in Richtung Zimmer. Chaim marschiert die vier Schritte über den Gang und klopft viermal an die Tür. Ohed sagt: »Verstehst du, wenn man zum Shopping geht …« Doch Izzi beachtet ihn nicht mehr.
Chaim ist sogar in verhältnismäßig guter Stimmung. Er fragt: »Jonson, hast du gehört, dass sie den Fall von Paula Jones niedergeschlagen haben?« Das belustigt ihn sehr.
Chen bemerkt: »Ich hab gehört, dass sie aus dem Libanon abziehen.«
Chaim verzieht das Gesicht. »Die werden nach zwei Anschlägen wieder einmarschieren. Im Prinzip ist das eine gute Idee, aber bei einem Feind wie den Arabs eher ein Problem.«
Nurit sagt: »Wenn sie die Golanhöhen zurückgeben, gehe ich nicht nach Israel zurück. Keinen Fuß setze ich mehr dorthin. Sollen sie Jerusalem zurückgeben, bloß nicht die Golanhöhen.«
Izzi und Jonsy tauschen ein unterdrücktes Grinsen aus. Das ist ein Satz von Chaim, wortwörtlich.
»Kommt, wir fangen an. Wo ist Schlomi?«, sagt Chaim.
Chen überreicht ihm die Unterlagen für die Fahrten. »Er hat gesagt, er kommt morgen vorbei, um die Papiere und die Karten zu holen. Er hatte einen langen Tag.«
»Was soll das heißen?«, wundert sich Chaim. »Hatte ich keinen langen Tag? Hol ihn ans Telefon.«
Chen wählt die Nummer und stellt den Lautsprecher an. Chaim spricht. »Schlomi, du kommst morgen vorbei und holst dir eine Karte von Florida und die Papiere für deine Freunde, die zwei Alten, ab. Morgen machst du dort die Ladung fertig. Ich will, dass du dich sofort nach Schabbatende auf den Weg machst, okay?«
Am anderen Ende der Leitung herrscht einige Sekunden lang Schweigen. »Es ist kein Problem, morgen bis zum Schabbatbeginn fertig einzuladen. Aber warum kann ich nicht am Sonntag früh losfahren? Wenn ich in aller Früh aufbreche …«
»Wir haben keine Zeit. Ich brauch dich so schnell wie möglich wieder in New York. Es gibt tonnenweise Arbeit, und sonst hab ich hier keine Leute mehr.«
Schlomi erwidert nichts darauf.
»Mach jetzt keine Zicken«, fährt Chaim fort, »einmal Florida hin und zurück. Ich bin ohnehin der Verlierer mit dir wegen dem Schabbat, nimm mir also nicht noch einen halben Tag. Und sag den Alten, dass ein Teil der Sachen ein bis zwei Tage später mit Jonson eintreffen wird. Jonson, ihr sammelt das Geld von ihnen ein. Es ist viel Geld.«
Jonsy wechselt einen Blick mit Izzi. Schlomi, in der Leitung, sagt mit hörbar wütender Stimme: »In Ordnung.« Der Schabbat ist ein heikles Thema bei Schlomi, seit er mitten in einem Trip in ein Flugzeug
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