Alles paletti
unterwegs ist. Die Leute, die am Samstag die Maschinen abholen sollen, bringen es aus New York mit. Was besagt, wenn ihr ordentlich arbeitet und die Maschinen rechtzeitig fertig sind, dann hast du dein Laufgerät.«
Popeye macht Sit-ups auf dem weißen Teppich im Wohnzimmer. Er schaltet den Fernseher mit gedämpfter Lautstärke ein, MTV. Er ist noch keine zwanzig, mit zehn Jahren mit seiner Mutter nach Brighton Beach gekommen. Seinen Vater hat er nie getroffen. Seine Mutter sagte, sein Vater sei ein Athlet gewesen, in der Auswahlmannschaft der Läufer für die Sowjetunion bei der Moskauer Olympiade, habe am Ende jedoch nicht daran teilgenommen. Er hatte wegen ihr nicht teilgenommen. Er traf sie am Abend vor dem Wettbewerb, der die Teilnehmer am Staffellauf von vier mal hundert Metern festlegen sollte, ging mit ihr aus und trank die ganze Nacht mit ihr. Aus dieser Nacht stammte Popeye, und sie sah seinen Vater nie wieder, auch nicht, als sie am nächsten Tag den Fernseher einschaltete und sich den Wettlauf ansah. Und Popeye - Popeye muss jeden Tag laufen, seit er sich erinnern kann. Vielleicht hängt das irgendwie zusammen.
»Werden die Automaten rechtzeitig fertig?« Pozailov steht fast über ihm.
Popeye setzt seine Sit-ups fort. Sein Gesicht ist schweißüberströmt, sein kleiner Körper bewegt sich wie ein Kolben.
»Denn falls du dich erinnerst, du hast am Dienstag gesagt, dass sie in zwei Tagen fertig sind.«
Popeye beendet sein Training. Keuchend sagt er: »Pozailov, ich hab es echt satt mit dir, weißt du das? Sie werden fertig sein. Wie sollen sie nicht fertig sein, wenn wir sie schon seit Monaten darauf programmieren, genau zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Tag zu funktionieren?«
Pozailov setzt sich an die Bar zwischen Küche und Wohnzimmer. Er beißt noch einmal von dem Bagel ab und bietet Popeye ein Stück an. »Ihr solltet nur wissen, dass Vladimir anscheinend diese Woche herkommt. Das ist alles, nur dass ihr’s wisst. Es lohnt sich also, dass alles hübsch aussieht und du nicht gerade beim Joggen bist. Kennst du vielleicht ein Optikergeschäft in der Gegend?«
Mordechai taucht aus dem Arbeitszimmer auf. Popeye ist schwitzend mit Anspannen und Lockern beschäftigt. »Sag mal, Pozailov«, äußert Mordechai, »hast du nicht gesagt, dass jemand aus New York kommt?«
»Ja. Sie bringen uns das Laufgerät und noch ein paar Sachen und nehmen die Maschinen mit.«
»Dürfte ich darum bitten, dass sie mir Salo von zu Hause mitbringen?«
»He, eine super Idee, Doktor, ich brauche auch Salo. Sie sollen ein Kilo bringen, zwei. Kommen sie in Brighton Beach vorbei?«, wirft Popeye ein.
»Ich weiß nicht, ob sie schon losgefahren sind oder nicht. Ich kann fragen. Was braucht ihr?«
Mordechai möchte Salo, eine Stange Prima-Zigaretten und ein Softwarebuch auf Russisch, von dem er gehört hat, dass es
in Brighton Beach eingetroffen sei. Popeye will ebenfalls Salo, ein paar Unterhosen und Socken und Fleischbällchen von seiner Mutter. Er sagt: »Wenn ihr ihre Fleischbällchen probiert, glaubt ihr’s nicht.«
Sie notieren alles auf einem Zettel, und Pozailov fügt der Liste noch ein Kilo Salo und zwei Flaschen Stoliczna-Wodka hinzu, damit etwas da sein würde, um den Schweinespeck hinunterzuspülen. Eine Stunde später steckt Pozailov seinen Kopf ins Zimmer und sagt zu ihnen: »Morgen Mittag, um zwölf, werden sie euren Blödsinn vom Zatoka abholen. Sagt der Mama, sie soll die Sachen dort hinbringen.« Er muss sie nicht an die Adresse des Restaurants von Vladimir Berkovich in Brighton Beach, Brooklyn, erinnern.
LIEBE DAPHNA
Hi Baby, hier ist Izzi.
Ich habe eine ganze Weile nicht mehr geschrieben. Wir waren auf einem Langstreckentrip vor einer Woche, und ich hatte keinen Computer, und um ehrlich zu sein, seit wir nach New York zurückgekommen sind, habe ich keinen Moment zum Verschnaufen gehabt, und ich komme auch nicht an den Computer, weil ihn der dämliche Ohed jeden Abend zum Bridgespielen im Internet besetzt. Jetzt habe ich ihn mit Gewalt vom Computer weggezerrt.
Was gibt es bei dir? Hast du alle Formulare an die Universität geschickt? Ich bin sicher, sie werden dich problemlos nehmen. Ich weiß nicht, wie es bei mir aussieht. Ich werde bestimmt
nicht dieses Jahr anfangen, wenn man die Anträge jetzt einreichen muss. Ich bin zu beschäftigt hier. Aber ich habe angefangen, darüber nachzudenken. Dank Jonsy bin ich auf die Idee mit Psychologie gekommen. Er redet die ganze Zeit davon,
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