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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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nach New York stieg und den Lastwagen stehen ließ. Er behauptete, Chaim habe ihm versprochen, wenn sich die Fahrt in den Schabbat hineinziehe, würde er auf Kosten der Firma nach Hause fliegen können. Chaim stritt es ab und erstattete ihm das Geld nicht.
    Es herrscht Schweigen. Schlechte Gefühle in der Luft. Der Computer pfeift. Izzi klimpert mit dem Eis in seinem Glas. Schlomi hat aufgelegt.
    »Also, wie sieht es bei euch aus?«
    Jonsy sagt: »Bei uns ist alles paletti. Wenn ich richtig verstanden habe, gibt es noch was bei Uncle Sam, das …«
    »Ihr wart noch nicht bei Uncle Sam?«
    »Haben wir nicht geschafft, der Job heute Morgen war …«
    Chaim hebt die Hand und stoppt Jonsy. »Ich will nichts
von diesem Job hören. Morgen um acht in der Früh seid ihr bei Uncle Sam. Er hat ein Laufgerät und zwei kleine Gefriertruhen, nach Minneapolis. Ihr ladet ein und fahrt dann in Brighton Beach vorbei«, er reicht Jonsy einen Zettel mit der Adresse. »Ein Restaurant namens Zatoka. Es wird jemand dort sein, der euch ein kleines Paket gibt, das ihr an den gleichen Kunden in Minneapolis abliefert. Okay? Es muss noch am Schabbat dort ankommen. Ich habe Uncle Sam geschworen, dass wir den Termin einhalten.«
    Jonsy sagt: »Moment mal, wer ist …«
    »Jetzt passt mal auf - dieser Kunde ist sehr wichtig. Ein echtes Schwergewicht. Uncle Sam pinkelt sich jedes Mal fast in die Hosen, wenn er von ihm spricht.«
    »Moment, Moment«, versucht Jonsy zu intervenieren. »Minnesota in zwei Tagen? Bei diesem Wetter? Wie denn? Wir haben unterwegs den Job mit Chicago am Hals, hast du das vergessen? Das erscheint mir nicht machbar.«
    »Der Lastwagen hört eben nicht auf zu fahren, ihr fahrt gefälligst durch. Einer schläft, der Zweite fährt. Lasst Chicago sausen, liefert erst Minnesota aus und fahrt dann nach Chicago zurück. Von mir aus kommt ihr am Schabbatabend an, aber dass ihr bloß am Schabbat ankommt, das hat Uncle Sam dem Kunden versprochen.«
    Jonsy steht auf, geht im Zimmer auf und ab, kratzt sich am Kopf. »Nein, nein«, sagt er. »Das ist nicht machbar. Das schaffen wir nie. Und warum sollen wir Chicago umfahren, ohne die Fuhre dort auszuladen?«
    »Sitzt du auf den Ohren? Weil Minneapolis wichtiger ist als Chicago, darum«, Chaim hebt die Stimme, »und hör auf, schwierig zu sein. Dass ihr Spielchen spielt und euch einen Dreck um alles schert, das ist euer Problem. Dass ihr über jede
Arbeit, die man euch gibt, Jammertränen vergießt, das ist euer Problem. Ihr habt den Job von einer Stunde in vier Stunden gemacht, und danach seid ihr zu Francesca zum Abfeiern. Ich hab gehört, wie lange ihr dort wart.«
    »Ich versteh dich nicht. Dieser wichtige Kunde beschert uns Rundfahrten in New York. Wegen Brighton Beach, das jetzt auch noch dazukommt, werden wir spät wegkommen. Das ist doch seine Schuld, erklär’s ihm einfach, er wird das verstehen.«
    »Er hat gefragt, ob das den Transport verzögert. Ich habe gesagt, nein.«
    Jonsy blickt Chaim ungläubig an. Chaim fährt ungerührt fort: »Nehmt das Kartenbuch mit und detaillierte Karten von Minneapolis, Florida, Texas und Las Vegas.«
    »Las Vegas??«
    »Jetzt lass mich ausreden!«, brüllt Chaim. Sein Gesicht ist feuerrot geworden. »Ihr bringt von dem Kunden in Minnesota zwei Maschinen irgendwohin im Süden …«
    »Moment, Moment«, fährt Jonsy dazwischen, unbeeindruckt von dem Geschrei. »Was soll das? Was für Maschinen? Geht das überhaupt in den Laster rein? Und was heißt irgendwo im Süden? Seit wann wird denn so gearbeitet?«
    »Seitdem du Kunden hast, die so viel zahlen. Ich weiß nicht, was für Maschinen das sind, aber man hat mir versichert, dass sie anstelle des Laufgeräts und der Eistruhen in den Lastwagen passen, und was das Ziel angeht, das ist offenbar Texas oder Utah. Ihr fahrt sowieso nach Texas und Florida, bindet das irgendwie ein.« Chaim schaut immer noch furchtbar wütend drein.
    »Ich hoffe, du hast keine Lieferung innerhalb von zwei Tagen versprochen«, sagt Jonsy.

    »Vielleicht ist es auch New Mexico.«
    »Und was ist mit der Karte von Vegas?«
    »Oder Las Vegas.«
    Jonsy fängt mit kippender Stimme zu lachen an. Chen und Izzi fallen ein. Chaim nicht. Jonsy hört mit einem Schlag wieder auf, mit rotem Gesicht und tränenden Augen. Er keucht: »Ich hoffe bloß, sie entscheiden sich, bis wir dort ankommen. Wer sind diese Scherzkekse überhaupt?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwidert Chaim. »Anscheinend Russen, wenn ich richtig verstanden habe.

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