Alles paletti
drei Tagen das Haus beziehen können. Schafft ihr das? San José ist weit, oder?«
Jonsy antwortete: »Aber klar schaffen wir das. Das ist unser Job.« Zu Joni Bronko sagte er auf Hebräisch: »Der kann seine Sachen für die nächsten zwei Wochen vergessen.« Joni lachte. Der Kunde fragte: »Was ist so lustig?« Joni Bronko flüsterte auf Hebräisch: »Du bist lustig, du Komiker.« Der Chinese fragte. »Welche Sprache ist das?« Sie sagten es ihm. Er wiederholte: »Israel?« Sie nickten. Seine Frau lief mit dem riesigen Messer herum, rief »ho« und lachte. Der Chinese sagte: »Es gibt hier Nachbarn aus Israel, die Eizenbergs, nur einen Moment«, und verschwand.
Sie arbeiteten weiter. Als sie wieder ins Haus kamen, war eine da, die sich als Ruthi Eizenberg vorstellte und fragte, ob sie vielleicht zufällig noch Platz im Lastwagen hätten. Ruthis Nichte brauchte eine Mitfahrgelegenheit nach New York.
Es war Chen - Chen, die aus Israel zu ihrer Tante gekommen war, nachdem sie ihren Freund Jair in Ramat Hascharon verlassen hatte und er anfing, sie zu verfolgen, sich wie ein Blutegel an ihre Fersen zu heften und sie zu belästigen. Einerseits hatte sie Angst vor ihm, andererseits liebte sie ihn irgendwie, und er tat ihr leid, weshalb sie nicht zur Polizei ging. Als Jair sie jedoch eines Abends an der Haustür abfing und nicht hineinlassen wollte, solange sie ihm nicht erklärte, was zwischen ihnen nicht in Ordnung gewesen sei, damit er das vielleicht wiedergutmachen und kitten könne, brach sie zusammen. Ihr
Vater drängte sie, zur Polizei zu gehen. Sie sagte: »Vielleicht sollte ich für ein paar Wochen zu Tante Ruthi fahren?«
Ihr Vater entgegnete: »Was willst du denn in Charlotte anfangen? Es ist ein Loch. Fast wie Be’er-Scheva.«
Sie erwiderte: »Das ist mir egal. Ich möchte nur ein bisschen Ruhe.«
Er fragte: »Und was ist mit dem Studium?« Sie war mitten im zweiten Semester in amerikanischer Geschichte an der Universität Tel Aviv, und einstweilen wohnte sie bei ihrem Vater und seiner zweiten Frau, der Schlampe, mit ihren beiden Kindern, ihren Halbgeschwistern, in Ramat Hascharon.
Sie sagte: »Es ist ja nur für ein paar Wochen. Ich kann den Stoff problemlos nachholen.«
Als sie an jenem Tag in den Lastwagen von Sababa Moving and Storag’e stieg, der auf dem Weg nach New York war, dachte sie immer noch, dass sie den Stoff nachholen und das Semester beenden würde. Doch nach drei Stunden mit Jonsy und Joni Bronko war sie schon weniger sicher.
Seitdem war ein Jahr vergangen. Sie war noch immer nicht nach Israel zurückgekehrt.
Sechseinhalb Jahre war Jonsy im Umzugsgeschäft dabei. Anfangs arbeitete er nur im Sommer, und im Winter reiste er in Argentinien herum. So ging das zwei Jahre, doch im dritten Jahr hatte er nicht die Energie, wieder wegzufahren, also arbeitete er den Winter über weiter. Er war bereits Vormann, und sein Talent, phantastische Trinkgelder herauszuholen, begann sich in der Stadt herumzusprechen. Er arbeitete damals bei einer der großen Speditionsfirmen und verdiente Tausende Dollars im Monat. Ja, er gestand es sich ein, es gefiel ihm.
Und warum auch nicht? Er war in New York, lebte gut, aß
gut, sah die Nikes ab und an, bekam Amerika zu sehen. Das gute Leben. Inzwischen hatten sich seine Eltern in Jerusalem zunehmend von ihm entfernt, wurden immer verschrobener. Sie bekehrten sich gemeinsam zum orthodoxen Judentum, nachdem sie ohne einen Kratzer aus dem Terroranschlag auf den 18er hervorgegangen waren. Sie hatten zusammen auf einer Sitzbank im hinteren Bereich des Autobusses gesessen. Ein Soldat, der vor ihnen saß, wurde getötet, zwei alte Russinnen mit Körben vom Markt, die hinter ihnen saßen, wurden ebenfalls getötet. Ihnen passierte absolut nichts. Jonsy rief sie sofort aus New York an, als er hörte, dass es in Jerusalem einen Anschlag gegeben hatte. Seine Mutter sagte schluchzend: »Das war kein Zufall, Tomar, es war kein Zufall, dass das Auto an dem Tag kaputtging, an dem wir zu deiner Großmutter fahren mussten, es war kein Zufall, dass wir in diesen Bus gestiegen sind, es ist kein Zufall, dass wir am Leben geblieben sind.« Zwei Wochen danach erklärte sie ihm, sie und sein Vater hätten das Licht gefunden. Seitdem sie in eine Jeschiva in der Altstadt gezogen waren, hatte Jonsy nicht mehr mit ihnen geredet. Sein Bruder Gadi, der zwanzig war, blieb allein in der kleinen Wohnung der Familie in Talpiot zurück. Er erzählte Jonsy von den Besuchen bei den Eltern in
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