Alles paletti
fort.«
Psych hat ein graues Sweatshirt von der Universität Maryland an. Cornelia sieht es nicht zum ersten Mal. Sie hat sich auch früher schon gefragt, wo der Zusammenhang zwischen Psych und dieser Universität zu suchen sein soll.
Monty Cohen sagt: »Moment, also dieser Berkovich …«
»Berkovich ist der typische Don des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts. Er war früher der Partner von Arkadi Silber, hat sich jedoch mit ihm überworfen, und seitdem reden sie nicht mehr miteinander. Hightech-Gangster nennen wir das. Es ist ihm anscheinend gelungen, ein globales Kommunikationsnetz über abgeschirmte Satellitentelefone, hochwertige Handys, kodierte Faxgeräte, ausgeklügelte E-Mail- und Computersysteme zu etablieren, die alle von teils promovierten Computerexperten, noch aus Russland, kontrolliert werden.«
»Ich liebe das«, wirft Monty ein, »eine Mafia mit Gentlemanniveau.«
»Freu dich nicht zu früh«, entgegnet Psych. »So manierlich sind sie auch wieder nicht, nicht alle. Sie sind zwar nicht vom Schlag der Tschetschenen- oder Grusinierbanden, die einsame alte Leute abmurksen, nachdem sie ihnen eine Testamentsunterschrift
für ihre Wohnung abgepresst haben, aber ihr dürft nicht vergessen, dass von einer Kernzelle neuer ukrainischer Einwanderer die Rede ist. Berkovich hat Leute, die im Verbrechen einen leichten Weg nach oben sehen. Sie lieben Abkürzungen. Sie werden keine normale Arbeit suchen, einen Kurs belegen oder eine neue Sprache lernen. Sie sind in der Sowjetunion aufgewachsen, Zyniker, die glauben, um aufzusteigen, muss man betrügen. Die Welt ist für sie ein Dschungel von Betrügern und Dieben. Sogar untereinander gibt es nicht viel Zusammenhalt. Die russischen Mafiosi sind nur in ihrem Wunsch vereinigt, das Gesetz zu brechen und Geld zu machen. Kein Respekt, nicht mal dem Boss gegenüber. Daher sind sie auch gewalttätiger. Die Italiener haben normalerweise starke religiöse Anschauungen. Die Russen sind Atheisten. Sie fürchten sich vor gar nichts.«
»Als ob das im Westen anders wäre. Ist das hier etwa kein Dschungel von Betrügern und Dieben? Gibt es hier Respekt vor irgendjemandem?«, bemerkte Cornelia.
»Okay, okay, lass uns jetzt nicht mit dieser Diskussion anfangen. Außerdem, White«, Monty schwenkt lehrerhaft einen Finger in ihre Richtung, »solltest du dich nicht zu sehr mit dem Verbrecher identifizieren, auch wenn er ein Opfer ist.«
Psych blättert in den Unterlagen seiner dicken Aktenmappe, auf der groß geschrieben steht: »Zatoka«. Er entnimmt ihr ein Foto und sagt: »Achmadan Pozailov. Da haben wir ein Beispiel für einen Genossen in der Zatoka-Gruppe, der nicht gerade ein Professor ist und auch nicht unbedingt ein Sensibelchen. Sagen wir mal, einer wie er kann in der Hightech-Mafia allerlei Verwendungen für die Tastatur eines Computers finden, von denen keine Texttippen sein dürfte.«
Monty lächelt sparsam.
»Zufällig kenne ich ihn aus dem Gulag«, fährt Psych fort. »Wir haben ihn den ›Colonel‹ genannt. Ein riesiger Kerl, vielleicht zwei Meter groß, einen Meter breit, ein rothaariger Kaukasier. Es lohnte sich wirklich, sein Freund zu sein. Als er in die Vereinigten Staaten kam, trieb er sich mit der kaukasischen Mafia herum, stritt dann mit dem Boss und schloss sich Berkovich an. Schwarzer Gürtel in Sambo, so was Ähnliches wie Wrestling, eine russische Kampfkunst.«
Cornelia betrachtet das Bild, lächelt und reicht es Monty weiter, der seinen Blick auf die Augen des hünenhaften Rothaarigen heftet. »Sambo. Sag mal«, er hebt den Kopf zu Psych gewandt, »sind sie Juden?«
»Zum Teil. Du kannst sehen, dass Pozailov keiner ist, obwohl er behauptet, dass er jüdisches Blut in sich hat. Vladimir schon. Es ist eine typische Gruppe des Jahrhundertendes. Weniger ethnisch, mehr international. Heute sind die Menschen aufgeschlossener, reisen mehr, die Wirtschaft ist global. Auch die kriminellen Banden sind nicht mehr wirklich ethnisch.« Psych zieht ein weiteres Bild aus der Mappe. »Mordechai. Ukrainer. Mathematiker. Spezialist für Hightech-Schikanen. Wir haben Gründe anzunehmen, dass er der zentrale Angelpunkt in dem gegenwärtigen Projekt ist. Hat sich lange Jahre mit hoch entwickelten Kommunikationssystemen in der russischen Armee beschäftigt. War zusammen mit Berkovich an der Computerinfiltration der Österreichischen Bank vor zwei, drei Jahren beteiligt. Sie saßen in einer Mietwohnung in Moskau und wuschen Geld in ein paar brillanten Prozeduren,
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