Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
Vom Netzwerk:
Coen-Brüdern.«
    »Israelis? Vergiss nicht, ich bin schon seit sechseinhalb Jahren in New York. Ich bin nicht auf dem neuesten Stand, was in Israel passiert. Was für ein Film ist das?«
    »Was für Israelis?«, fragte Izzi verdutzt. »Du kennst die Coen-Brüder
nicht? Amerikanische Regisseure. ›Fargo‹ ist ein Riesenfilm. Ich glaub, er hat letztes Jahr einen Oscar gekriegt.«
    »Ich kenne die Brüder Josef und Hillel Cohen, aus Jerusalem. Das sind sie nicht, oder?«
    Izzi warf ihm einen verzweifelten Blick zu.
    »Haben sie in dem Film gesagt, ob es dort Internet gibt?«, fragte Jonsy ungerührt.
    »Internet«, Izzi wedelte mit seiner Hand. »Du hast das Internet noch nie auch nur angerührt. Plötzlich gibt’s nichts Wichtigeres mehr für dich?«
    Als es langsam dunkel wurde und zu regnen begann, verstummten sie. Sie knackten Sonnenblumenkerne und schwiegen. Die Radiostation von Minnesota Mitte spielte den gewöhnlichen Cocktail: Celine Dion - Izzi hatte sich am Ende doch entschlossen, sie zu mögen -, die neue Madonna - die Jonsy mochte - und den üblichen Rest.
     
    Chaim stürmte ins Büro. »Was ist los mit denen?«, fragte er Chen. Sie antwortete beunruhigt: »Ich hab versucht, Piepsersignale zu hinterlassen. Vielleicht haben sie keinen Empfang in Minnesota, was weiß ich?«
    Chaim griff sich mit der Hand an den Kopf. »Ich bring sie um«, sagte er.
    »Ich habe in Minneapolis mit ihnen geredet, aber bevor sie bei dem Kunden ankamen«, berichtete Chen.
    Das Telefon klingelte. Chen antwortete: »Sababa Moving and Storage, was kann ich für Sie tun?« Sie lauschte einen Moment und reichte dann Chaim den Telefonhörer. »Uncle Sam«, flüsterte sie. Chaim wollte nicht mit ihm sprechen. Er hielt den Hörer in einer Hand und deckte mit der anderen die Sprechmuschel ab. Er atmete tief durch, starrte aus dem
Fenster, dachte nach. Schließlich setzte er ein Lächeln auf und sagte: »Hallo?«
    »Weißt du, wo deine Komiker sind?«, kam es aus dem Hörer.
    »Aber sicher, sie sind auf dem Weg nach Süden.«
    »Mein Kunde fängt an, sich Sorgen zu machen. Er sagt, dass er sie zu erwischen versucht, aber ohne Erfolg.«
    »Sag ihm, er braucht sich keine Sorgen zu machen. Er ist in guten Händen. Eine Sekunde, Uncle Sam«, Chaim hielt wieder die Muschel zu und flüsterte Chen zu: »Hast du eine Ahnung, was sie dort abgeholt haben und wohin sie fahren?« Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf, sie hatte nicht die geringste Ahnung. Chaim nahm das Gespräch wieder auf. »Sie werden rechtzeitig da sein, keine Sorge. Bestell das dem Kunden. Sag mir noch mal, wie hieß er gleich?«
    »Werde ich dir nicht sagen, denn ich hab’s dir nie gesagt. Das spielt keine Rolle. Du meinst also, sie werden rechtzeitig da sein.«
    »Zweifellos, sie kommen gut voran. Das Wetter ist ein bisschen problematisch, aber es ist alles in Ordnung bei ihnen«, log Chaim.
    »Und wann ist rechtzeitig?«
    Plötzlich begriff Chaim. Auch Uncle Sam hatte keine Ahnung, worum es sich bei dieser Fuhre handelte und welches Ziel sie hatte.
    Er legte auf und blickte Chen an. Er musste in Erfahrung bringen, wo sie waren. Und wohin sie fuhren. Und was in dem Lastwagen war.
     
    Sie hielten an einem Parkplatz, eine Rest Area. Jonsy sagte, es habe keinen Sinn, die ganze Nacht zu fahren. Sie hätten es nicht eilig, irgendwohin zu kommen, sie müssten nachdenken,
wohin sie überhaupt fahren und was sie machen wollten, ganz stressfrei. Izzi putzte sich die Zähne vor dem schmutzigen Spiegel, betrachtete sich, seine Bartstoppeln, den Schaum, der zwischen den Zähnen hervorquoll, mit müden Augen. Draußen war es kalt, alles verschneit, doch sie setzten sich trotzdem an einen Campingtisch, mit ihren dicken Pullovern und warmen Jacken, zogen den festen Boden und den weichen Schnee dem unaufhörlichen Schaukeln auf den Straßen vor. Jonsy hatte Krämpfe im Bauch, das Hühnerteil vom Boston Market rumorte heftig weiter.
    Es war ein seltsames Gefühl, da waren sie sich einig, an einer Stelle zu verharren. Es fühlte sich an, als sei etwas mit der Welt nicht in Ordnung. Und schau dir diese Bäume an, die eisige, klare Luft. Wie lange waren sie nicht in der Natur gewesen, wenn man das Natur nennen konnte, diesen kleinen Rastplatz an einem Highway.
    Der Piepser gab Laut. Die Nummer sah irgendwie bekannt aus. Jonsy zog die Visitenkarte Vladimir Berkovichs heraus. Er war es. Jonsy blickte Izzi an, und Izzi Jonsy. Sie reagierten nicht. Sie blieben weiter in der Dunkelheit an dem

Weitere Kostenlose Bücher