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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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untot«, sagte er vorsichtig.
    »Und du hast es satt, herumgeschubst zu werden«, sagte der Mann mit der weißgrünen Haut. Windle schüttelte ihm sehr vorsichtig die Hand.
    »Nun, ›satt‹ bin ich eigentlich nicht…«
    »Ich heiße Schuh. Reg Schuh.«
    »Poons, Windle Poons«, sagte Poons. »Äh…«
    »Ja, so ist es immer«, fuhr Schuh bitter fort. »Wenn man tot ist, wollen die Leute plötzlich nichts mehr von einem wissen, stimmt’s? Sie verhalten sich so, als hätte man eine schreckliche Krankheit. Dabei kann das mit dem Tod jedem passieren, oder?«
    »Davon bin ich immer überzeugt gewesen«, erwiderte Windle. »Äh, ich…«
    »Ja, ich weiß, wie man sich fühlt«, fuhr Herr Schuh fort. »Man teilt jemandem mit, daß man tot ist – und die Leute starren einen so an, als hätten sie ein Gespenst vor sich.«
    Das Gespräch erinnerte Windle an Konversation mit dem Erzkanzler. Es spielte überhaupt keine Rolle, was er sagte, denn Reg Schuh hörte gar nicht zu. Bei Mustrum Ridcully hieß der Grund schlicht und einfach Gleichgültigkeit; Reg Schuh hingegen schaffte es, sich irgendwo im Kopf den fehlenden Teil der Unterhaltung selbst zu liefern.
    Windle gab nach. »Ja, genau«, sagte er.
    »Wir sind gerade fertig geworden«, meinte Reg Schuh. »Was mir Gelegenheit gibt, dich vorzustellen.« Er wandte sich halb den anderen zu. »Das ist…«
    »Poons. Windle Poons.«
    »Bruder Windle«, sagte Herr Schuh. »Heißt ihn herzlich willkommen.«
    Ein vielstimmiges, verlegenes »Hallo« erklang. Ein hochgewachsener und recht behaarter junger Mann am Ende der Sitzreihe fiel Windle in die Augen. Er rollte voller Anteilnahme mit den gelben Augen.
    »Das ist Bruder Arthur Winkings…«
    »Graf Notfaroutoe«, ertönte die scharfe Stimme einer Frau.
    »Und Schwester Doreen – ich meine natürlich Gräfin Notfaroutoe…«
    »Ich bin entzückt.« Die kleine pummelige Frau neben dem kleinen pummeligen Grafen streckte eine mit mehreren großen Ringen beladene Hand aus. Der Graf beschränkte sich auf ein besorgtes Lächeln. Er trug einen für die Oper angemessenen Anzug, der jedoch ursprünglich für einen größeren Mann bestimmt zu sein schien.
    »Und Bruder Schleppel…«
    Der entsprechende Stuhl war leer, doch in der Dunkelheit darunter grollte es: »Guten Abend.«
    »Und Bruder Lupine.« Der muskulöse, haarige junge Mann mit den langen Eckzähnen und spitz zulaufenden Ohren drückte Windle fest die Hand.
    »Und Schwester Drull. Und Bruder Gorper. Und Bruder Ixolite.«
    Windle schüttelte mehrere Exemplare der Spezies Hand.
    Bruder Ixolite reichte ihm einen kleinen gelben Zettel, und darauf stand ein recht langes Wort: UuuuIiiiOoooIiiiUuuu.
    »Ich bedauere, daß heute abend nicht mehr gekommen sind«, sagte Herr Schuh. »Ich gebe mir alle Mühe, aber einige Leute sind offenbar noch nicht dazu bereit, sich zu engagieren.«
    »Meinst du, äh… Tote?« vergewisserte sich Windle und starrte noch immer auf den Zettel.
    »Ich nenne so etwas Apathie«, sagte Herr Schuh bitter. »Wie soll die Bewegung vorankommen, wenn die Leute nur immerzu herumliegen?«
    Lupine stand hinter Reg Schuh und vollführte einige hastige Gesten, die Windle folgende Botschaft vermitteln sollten: »Bitte ihn jetzt bloß nicht um eine Erklärung – dann legt er wieder los.« Aber die Neugier des verstorbenen Zauberers erwies sich als stärker.
    »Was für eine Bewegung?« fragte er.
    »Die Rechte der Toten«, lautete die Antwort. »Ich gebe dir eine meiner Broschüren.«
    »Aber, äh, Tote haben doch gar keine Rechte, oder?« erkundigte sich Windle. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Lupine sich die Hand vor die Augen schlug.
    »Totrichtig getippt«, entgegnete Lupine, ohne die Miene zu verziehen. Herr Schuh bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
    »Apathie«, wiederholte er. »Darauf läuft es immer wieder hinaus. Nur das Beste für die Leute hat man im Sinn, aber sie schenken einem trotzdem keine Beachtung. Ist dir eigentlich klar, daß die Lebenden über einen Toten sagen können, was sie wollen? Und außerdem nehmen sie ihm auch noch sein Eigentum weg. Nur weil der Tote tot ist. Und…«
    »Ich dachte, wenn man stirbt, so, äh… stirbt man«, sagte Windle zaghaft.
    »An der Faulheit liegt’s«, verkündete Herr Schuh. »Kaum jemand will sich anstrengen.«
    Reg Schuh war die personifizierte Niedergeschlagenheit. Er schien sogar um einige Zentimeter zu schrumpfen.
    »Seit wann bist du schon untot, Windle?« fragte Doreen mit spröder

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