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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Güte!«
    »An Tod gibt es nichts auszusetzen«, sagte Ridcully. »Ein Profi, der seinen Job macht. Ehrlich und gerecht. Er wird wissen, was hier passiert.«
    »Meine Güte!« wiederholte der Dekan.
    Sie erreichten das Tor. Frau Kuchen trat vor und versperrte Ridcully den Weg.
    Der Erzkanzler gehörte nicht zu den Leuten, die Gefallen daran finden, Frauen gegenüber unhöflich zu sein. Anders ausgedrückt: Er neigte dazu, allen Leuten gegenüber unhöflich zu sein, ungeachtet ihres Geschlechts – er zog niemanden vor. Das folgende Gespräch fand statt zwischen Personen, von denen eine mehrere Sekunden vorher wußte, was ihr Gesprächspartner sagen würde, und die andere hörte nie richtig zu. Wenn der Wortwechsel tatsächlich dazu gedient hätte, Informationen auszutauschen, so wäre der ganze Rest möglicherweise überhaupt nicht geschehen. Oder vielleicht doch.
    Frau Kuchen begann mit einer Antwort.
    »Ich bin nicht deine gute Frau!« sagte sie scharf.
    »Und wer bist du, meine gute Frau?« fragte der Erzkanzler.
    »So spricht man nicht mit einer ehrenwerten Dame«, proklamierte Evadne.
    »Es gibt keinen Grund, beleidigt zu sein«, brummte Ridcully.
    »Oh, verdammt, das mache ich tatsächlich?«
    »Warum antwortest du mir, noch bevor ich etwas sage?«
    »Was?«
    »Wie bitte?«
    »Was meinst du?«
    »Wie?«
    Sie starrten sich an, und einige Sekunden lang hielten sie sich gegenseitig in einem rhetorischen Würgegriff. Dann ließ Frau Kuchen endlich los.
    »Ach, es liegt an der Vorahnung«, erklärte sie. Sie stopfte sich einen Finger ins Ohr und drehte ihn mehrmals hin und her, wobei ein Geräusch erklang, das an feuchtes Quietschen erinnerte. »Jetzt ist alles in Ordnung. Nun, ich wollte dir mitteilen…«
    Aber Ridcully hatte genug.
    »Quästor, gib der Frau einen Cent und schick sie fort, ja?«
    »Was?« brachte Frau Kuchen hervor. Tief in ihr entflammte ein heißes Feuer aus Zorn und Empörung.
    »In letzter Zeit häuft sich so etwas«, wandte sich Ridcully an den Dekan, als sie den Weg fortsetzten.
    »Es liegt am Streß des Lebens in einer großen Stadt«, erklärte der Oberste Hirte. »Das habe ich irgendwo gelesen. Manche Leute reagieren seltsam darauf.«
    Sie traten durch die kleine Pforte im einen großen Torflügel, und der Dekan schloß sie direkt vor Frau Kuchens Nase.
    »Vielleicht kommt er nicht«, fügte der Oberste Hirte hinzu, als sie den Hof überquerten. »Immerhin hat er auch bei der Abschiedsparty des armen alten Windle gefehlt.«
    »Dem Ritus von AshkEnte muß er Beachtung schenken«, sagte Ridcully fest. »Wir schicken ihm gewissermaßen ein Einschreiben – mit Rückschein.«
    »Noch mehr Scheine für meinen Schreibtisch?« klagte der Quästor.
    »Sei still, Quästor.«
     
    Es geschah in einer Gasse, irgendwo in den Schatten, dem gassenreichsten Viertel einer gassenreichen Stadt.
    Ein kleiner und glänzender Gegenstand rollte dort übers Pflaster und verschwand in der Dunkelheit.
    Nach einer Weile ertönten leise, metallisch klingende Geräusche.
     
    Die Atmosphäre im Arbeitszimmer des Erzkanzlers kühlte sich immer mehr ab.
    Schließlich brachte der Quästor mit zittriger Stimme hervor: »Vielleicht ist er beschäftigt.«
    »Sei still«, sagten die übrigen Zauberer wie aus einem Mund.
    Es bahnte sich etwas an. Auf dem Boden im Innern des Oktogramms entstand glitzernder Rauhreif.
    »Das ist noch nie passiert«, bemerkte der Oberste Hirte besorgt.
    »Wir gehen völlig falsch vor«, meinte der Dekan. »Wir sollten Kerzen, Kessel, blubberndes Zeug in Schmelztiegeln, Glitzerstaub und bunten Rauch verwenden, um…«
    »Solche Dinge sind für den Ritus von AshkEnte nicht notwendig«, sagte Ridcully scharf.
    »Für den Ritus vielleicht nicht, aber für mich«, nörgelte der Dekan. »Ein magisches Ritual ohne das richtige Drum und Dran… Genausogut könnte man vor einem Bad die Kleidung ablegen.«
    »Genau das mache ich«, betonte Ridcully.
    »Grmph. Nun, jedem das Seine, äh, aber manche von uns sind bemüht, einen gewissen Standard zu wahren.«
    »Vielleicht ist er in Urlaub«, spekulierte der Quästor.
    »Oh, natürlich«, höhnte der Dekan. »Liegt irgendwo am Strand, nicht wahr? Mit einem eisgekühlten Drink in der Hand und einem Strohhut auf dem Kopf?«
    »Seht nur, seht nur«, zischte der Oberste Hirte. »Da rührt sich was.«
    Über dem Oktagramm bildeten sich die undeutlichen Umrisse einer Gestalt, die einen Kapuzenmantel trug. Sie zitterte wie hinter einem flirrenden Vorhang aus

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