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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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das Tageslicht dem armen Arthur zusätzliche Probleme bereitete. Herr Schuh hatte sich mit dem Hinweis verabschiedet, daß noch wichtige Pflichten auf ihn warteten.
    »Er sucht den Friedhof hinter dem Tempel der Geringen Götter auf und schreit dort«, sagte Lupine. »Angeblich dienen seine Schreie dazu, Brüder und Schwestern zu wecken, aber ich glaube, da sitzt eine Schraube bei ihm locker.« Er tippte sich an die Stirn.
    »Was hat es mit der Stimme unter dem leeren Stuhl auf sich?« fragte Windle.
    »Oh, du meinst Schleppel«, erwiderte Lupine. »Wir halten ihn für einen Schwarzen Mann.«
    »Sind Schwarze Männer untot?«
    »Darüber gibt er keine Auskunft.«
    »Habt ihr ihn noch nie gesehen? Ich dachte immer, Schwarze Männer verstecken sich unter und, äh, hinter Dingen. Um bei günstigen Gelegenheiten vorzuspringen und unschuldige Opfer anzugreifen.«
    »Nun, das Verstecken gefällt ihm, aber vom Hervorspringen scheint er nicht viel zu halten«, sagte Lupine.
    Windle dachte darüber nach. Ein Schwarzer Mann, der an Agoraphobie litt… Das paßte irgendwie zum Rest der Gruppe.
    »Na so was…«, kommentierte Poons.
    »Wir machen nur deshalb beim Klub mit, um Reg nicht zu enttäuschen. Doreen meint, es würde ihm das Herz brechen, wenn wir plötzlich aufhörten. Weißt du, was das Schlimmste ist?«
    »Nein«, antwortete Windle.
    »Manchmal bringt er eine Gitarre mit, und dann singen wir Lieder wie ›Die Straßen von Ankh-Morpork‹ und ›Wir werden siegen‹ 13 .« Lupine schüttelte sich. »Schrecklich.«
    »Er kann nicht singen, wie?« vermutete Windle.
    »Singen? Oh, das Singen spielt kaum eine Rolle. Hast du jemals einen Zombie gesehen, der versucht, Gitarre zu spielen? Anschließend muß ich ihm immer helfen, seine Finger wiederzufinden.« Der Wolfsmensch seufzte. »Übrigens: Schwester Drull ist ein Ghul. Du solltest besser ablehnen, wenn sie dir eine von ihren Fleischpastetchen anbietet.«
    Windle erinnerte sich vage an eine recht scheue alte Dame in einem formlosen grauen Kleid.
    »Lieber Himmel… Bestehen die Dinger etwa aus Menschenfleisch?«
    »Was? Oh. Nein. Schwester Drull kann nur nicht gut kochen.«
    »Oh.«
    »Und wahrscheinlich gibt es außer Bruder Ixolite keinen anderen Banshee mit einem Sprachfehler. Deshalb hockt er nicht auf Dächern und heult, wenn Leute sterben. Statt dessen schreibt er eine kurze Botschaft und schiebt den Zettel unter der Tür durch.«
    Windle entsann sich an eine langes, trauriges Gesicht. »Er hat mir auch einen gegeben.«
    »Wir ermutigen ihn dazu«, sagte Lupine. »Er ist sehr schüchtern.«
    Plötzlich hob er den Arm und stieß den verstorbenen Zauberer an die Wand.
    »Pscht!«
    »Was?«
    Lupines Ohren zuckten mehrmals, und ein dumpfes Grollen entrang sich seiner Kehle.
    Ein kurzer Wink bedeutete Windle, an Ort und Stelle zu verharren. Dann schlich der Wolfsmensch lautlos an der Mauer entlang, bis er zu einer anderen, noch schmaleren und scheußlicheren Gasse kam. An der Ecke zögerte er kurz, bevor er die behaarte Hand ausstreckte.
    Jemand gab einen überraschten Schrei von sich, und dann geriet die Hand wieder in Sichtweite des Zauberers. Sie hielt einen Mann. Unter Lupines zerrissenem Hemd spannten sich enorme Muskeln, als er den Unbekannten in die Luft hob und ihn dicht vor seine Schnauze brachte.
    »Du wolltest uns überfallen, nicht wahr?« fragte er.
    »Wer, ich…?«
    »Ich habe dich gerochen«, sagte der Wolfsmensch ruhig.
    »Es war nie meine Absicht…«
    Lupine seufzte. »Wölfe machen so etwas nicht«, meinte er.
    Der Mann baumelte hin und her.
    »Ach, tatsächlich?« brachte er hervor.
    »Bei uns wird ganz offen gekämpft«, fuhr Lupine fort. »Reißzahn gegen Reißzahn, Kralle gegen Kralle. Wölfe lauern nicht hinter Felsen, um einen vorbeikommenden Dachs niederzuschlagen.«
    »Nein?«
    »Möchtest du vielleicht, daß ich dir die Kehle zerfetze?«
    Der Mann starrte in gelbe Augen und fragte sich, welche Chancen er gegen einen zwei Meter großen Wolf mit langen Zähnen hatte. Die Antwort lautete: sehr geringe.
    »Habe ich eine Wahl?«
    »Mein Freund hier ist Zombie«, sagte Lupine und deutete zu Windle.
    »Nun, eigentlich bin ich kein richtiger Zombie«, erwiderte Poons. »Um ein richtiger Zombie zu werden, muß man die Leber von irgendeinem seltenen Fisch und eine besondere Wurzel essen…«
    »… und du weißt doch, was Zombies mit Leuten anstellen, nicht wahr?«
    Der Mann versuchte zu nicken, obwohl Lupines Faust direkt unter seinem Kinn

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