Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
ruhte.
    »Ja-argh.«
    »Inzwischen hat er sich dein Gesicht eingeprägt, und wenn er dich hier noch einmal sieht…«
    »He, warte mal«, warf Windle ein.
    »… dann kommt er, um dich zu holen. Habe ich recht, Windle?«
    »Und ob«, bestätigte Windle unglücklich. »Dann bin ich wie der Blitz hinter ihm her. Sei ein guter Junge und verschwinde jetzt, klar?«
    »Kla-ahr«, entgegnete der verhinderte Straßenräuber. Er dachte: Diese Augen! Sie erinnern mich an den Zwerg in der Ankertaugasse…
    Lupine ließ ihn los. Der Mann prallte auf das Kopfsteinpflaster, erhob sich rasch, warf Windle einen letzten entsetzten Blick zu und stob davon.
    »Äh, was stellen Zombies mit Leuten an«, fragte Windle. »Ich schätze, darüber sollte ich besser Bescheid wissen.«
    »Sie zerreißen sie wie trockenes Papier«, sagte Lupine.
    »Ach? Na schön.« Sie setzten den Weg schweigend fort, und Windle dachte: Warum ausgerechnet ich? In dieser Stadt sterben bestimmt jeden Tag Hunderte von Personen, und ich wette, niemand von ihnen gerät in Schwierigkeiten. Sie schließen einfach nur die Augen und erwachen wiedergeboren oder in irgendeinem Himmel beziehungsweise in irgendeiner Hölle. Oder sie leisten den Göttern bei einem Festmahl Gesellschaft, was ich nie für eine besonders gute Idee gehalten habe – mit Göttern ist soweit alles in Ordnung, aber warum sollte jemand den Wunsch verspüren, mit ihnen zu essen? Die Yen-Buddhisten glauben, nach dem Tod wird man sehr reich. Einige klatschianische Religionen stellen einen prächtigen Garten mit vielen jungen Frauen in Aussicht, was eigentlich nicht sehr religiös klingt…
    Windle überlegte, wie man nach dem Tod die klatschianische Staatsbürgerschaft beantragte.
    Eine Sekunde später kamen ihm die Pflastersteine entgegen.
    Für gewöhnlich wird mit diesen Worten darauf hingewiesen, daß jemand mit dem Gesicht nach unten zu Boden fällt. Doch in diesem Fall sausten die Pflastersteine tatsächlich empor. Von einem Augenblick zum anderen rasten sie gen Himmel, schwebten eine Zeitlang über der Gasse – um dann wie schwere Steine herabzustürzen.
    Windle riß die Augen auf, und Lupine folgte seinem Beispiel.
    »So was sieht man nicht oft«, sagte der Wolfsmensch schließlich. »Zum erstenmal in meinem Leben sind mir fliegende Steine begegnet.«
    »Fliegende Steine, die wie schwere Steine fielen«, fügte Windle hinzu. Er stieß einen davon mit der Stiefelspitze an. Der Pflasterstein schien durchaus zufrieden zu sein mit der Rolle, die er von der Schwerkraft bekommen hatte.
    »Du bist Zauberer…«
    »Ich war Zauberer«, sagte Windle.
    »Du warst Zauberer. Was hat all das zu bedeuten?«
    »Ich glaube, es steckt ein sogenanntes ›unerklärliches Phänomen‹ dahinter«, spekulierte Poons. »Aus irgendeinem Grund gibt’s eine Menge davon. Ich wünschte, ich wüßte mehr darüber.«
    Erneut stieß er den Stein an. Das Objekt schien nicht geneigt zu sein, sich aus eigenem Antrieb zu bewegen.
    »Ich muß mich beeilen«, sagte Lupine. »Habe schon genug Zeit vergeudet.«
    »Wie ist es eigentlich, ein Wolfsmensch zu sein?« fragte Windle.
    Lupine zuckte mit den Schultern. »Man fühlt sich einsam.«
    »Wieso?«
    »Weil man keine wahre Heimat hat. Zum Beispiel… Ich meine, manchmal, wenn ich als Wolf in den Bergen unterwegs bin, während des Winters… Wenn ich dann die Mondsichel am Himmel sehe, wenn sich auf dem Schnee eine Eiskruste gebildet hat und die Berge endlos zu sein scheinen… Und die anderen Wölfe, ich meine, sie fühlen, wie es ist, aber sie wissen es nicht, so wie ich. Es zu fühlen und gleichzeitig zu wissen… Dazu bin nur ich imstande. Niemand sonst auf der ganzen weiten Welt kann sich in meine Lage versetzen. Das ist das Schlimme daran. Zu wissen, ganz allein zu sein…«
    Windle wähnte sich am Rand einer tiefen Grube aus Leid und Kummer. Bei solchen Gelegenheiten fehlten ihm immer die Worte.
    Kurz darauf erhellte sich Lupines Miene. »Da wir gerade dabei sind… Wie ist es, ein Zombie zu sein?«
    »Oh, eigentlich gar nicht so schlecht.«
    Der Wolfsmensch nickte.
    »Bis dann«, sagte er und schlenderte davon.
    Der Verkehr auf den Straßen nahm allmählich zu, als es in Ankh-Morpork zum inoffiziellen Schichtwechsel kam: Die Bürger der Nacht wichen denen des Tages. Alle gingen Windle aus dem Weg. Niemand rempelte einen Zombie an, wenn es sich vermeiden ließ.
    Er erreichte das Tor der Unsichtbaren Universität – es stand offen – und schlurfte zu seinem Zimmer.
    Wenn er

Weitere Kostenlose Bücher