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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weiterhin unterwegs sein wollte, brauchte er Geld. Im Lauf der Zeit hatte er ziemlich viel gespart. Habe ich denn eigentlich die Erbschaftsangelegenheit anständig geregelt, mit einem Testament? fragte er sich nun. Während der letzten zehn Jahre war er ziemlich durcheinander gewesen. Vielleicht hatte er tatsächlich ein Testament verfaßt. Bin ich konfus genug gewesen, um mir das Geld selbst zu vererben? Er hoffte es. Er kannte kein einziges Beispiel dafür, daß jemand mit Erfolg sein eigenes Testament angefochten hatte…
    Windle hob die Diele am Ende des Bettes und holte einen Beutel mit Münzen darunter hervor. Jetzt fiel es ihm wieder ein: Er hatte fürs Alter gespart.
    Auch sein Tagebuch lag hier. Es bezog sich auf einen Zeitraum von fünf Jahren, und das bedeutete… Poons rechnete rasch. Ja: Er hatte ungefähr drei Fünftel seines Gelds vergeudet.
    Oder sogar noch mehr, wenn man genauer darüber nachdachte. Immerhin stand nicht viel auf den Seiten. Über Jahre hinweg war nichts geschehen, das es lohnte, auf geduldigem Papier niedergeschrieben zu werden. Jedenfalls hatte sich Windle abends nur selten an entsprechende Ereignisse erinnert. Die Seiten enthielten Angaben zu den verschiedenen Mondphasen, Listen religiöser Feste und gelegentlich ein vergessenes Bonbon.
    Der Hohlraum unter der Diele enthielt auch noch etwas anderes. Windles Hand tastete durch das staubige Loch und entdeckte zwei Glaskugeln. Verwirrt griff er danach und betrachtete sie. Als er sie schüttelte, schneite es in ihrem Innern. Er las die gekritzelten Worte, die an den Versuch erinnerten, Schrift zu zeichnen. Anschließend bückte er sich und nahm ein drittes Objekt, einen kleinen verbogenen Metallring. Nur ein kleiner verbogener Metallring und daneben eine gesplitterte Glaskugel…
    Windle starrte auf die Gegenstände.
    Während der letzten dreißig Jahre war er nicht so ganz beieinander gewesen. Vielleicht hatte er seine Unterwäsche gelegentlich über der anderen Wäsche getragen und gesabbert, aber… Habe ich Souvenirs gesammelt? Und Metallringe?
    Hinter ihm hüstelte jemand.
    Windle stopfte die seltsamen Dinge ins Loch zurück und drehte sich um. Er sah ein leeres Zimmer, doch hinter der offenen Tür schien sich ein Schatten zu verdichten.
    »Hallo?« fragte er.
    Eine dumpfe, grollende und gleichzeitig sehr zaghaft klingende Stimme erwiderte: »Ich bin’s nur, Herr Poons.«
    Windle runzelte die Stirn, als er sich zu erinnern versuchte.
    »Schleppel?« fragte er.
    »Ja.«
    »Der Schwarze Mann?«
    »Stimmt genau.«
    »Hinter meiner Tür?«
    »Genau.«
    »Warum?«
    »Es ist eine freundliche Tür.«
    Windle ging zur Tür und schloß sie behutsam. Es befand sich nichts hinter ihr, nur alter Putz. Er glaubte jedoch, einen Lufthauch zu spüren.
    »Ich bin jetzt unter dem Bett, Herr Poons.« Genau dort erklang Schleppels Stimme: unter dem Bett. »Du hast doch nicht nichts dagegen, oder?«
    »Nein, äh, ich glaube nicht. Aber… Ein Schrank müßte dir eigentlich lieber sein, oder? Ich meine, Schwarze Männer verstecken sich doch immer in Schränken, oder?«
    »Ein guter Schrank ist heutzutage schwer zu finden, Herr Poons.«
    Windle seufzte. »Na schön. Die Unterseite des Bettes gehört dir. Fühl dich ganz wie zu Hause. Äh.«
    »Ich würde es vorziehen, wieder hinter der Tür zu lauern, wenn es dir recht ist, Herr Poons.«
    »Oh, meinetwegen.«
    »Darf ich dich bitten, die Augen zu schließen? Nur für einige Sekunden…«
    Windle schloß die Augen.
    »Jetzt kannst du sie wieder öffnen, Herr Poons.«
    Der verstorbene Zauberer hob die Lider.
    »Donnerwetter«, sagte Schleppel. »Hier gibt’s sogar einen Kleiderhaken und so weiter.«
    Windle beobachtete, wie sich die Messingknöpfe am Ende des Bettgestells abschraubten.
    Der Boden zitterte.
    »Was geht hier vor, Schleppel?« fragte er.
    »Lebenskraft sammelt sich an, Herr Poons.«
    »Soll das heißen, du weißt Bescheid ?«
    »Ja. He, was sehe ich denn hier? Ein richtiges Schloß, eine richtige Klinke und richtige Beschläge aus richtigem Messing…«
    »›Lebenskraft sammelt sich an‹… Was soll das heißen?«
    »… und die Angeln… Meine Güte, auf eine Tür mit so guten Angeln mußte ich lange verzichten…«
    »Schleppel!«
    »Lebenskraft, Herr Poons. Du weißt schon. Eine solche Kraft steckt in lebendigen Dingen. Ich dachte, ihr Zauberer kennt euch mit diesen Sachen aus.«
    Windle öffnete den Mund, um »Natürlich kennen wir uns mit diesen Sachen aus«, zu sagen, bevor er

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