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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hämmerte.
    »Warum antwortet er nicht?«
    »Keine Ahnung«, erklang eine Stimme hinter ihm.
    »Schleppel?«
    »Ja, Herr Poons.«
    »Weshalb bist du hinter mir?«
    »Ich muß hinter etwas sein, Herr Poons. So gehört es sich für einen Schwarzen Mann.«
    »Bibliothekar?« fragte Windle und hämmerte erneut an die Tür.
    »Ugh.«
    »Warum läßt du mich nicht herein?«
    »Ugh.«
    »Aber ich brauche die Hilfe der Bücher. Ich muß etwas nachschlagen.«
    »Ugh ugh!«
    »Nun, ja, das bin ich tatsächlich. Aber was hat das damit zu tun?«
    »Ugh!«
    »He, das ist unfair!«
    »Was sagt der Bibliothekar, Herr Poons?«
    »Er will mich nicht eintreten lassen, weil ich tot bin!«
    »Typisch. Genau das ist es, was Reg Schuh dauernd beklagt.«
    »Wo könnten wir uns sonst Informationen über Lebenskraft besorgen?«
    »Nun, vielleicht bei Frau Kuchen. Allerdings ist sie ein wenig seltsam.«
    »Frau Kuchen?« wiederholte Windle verwirrt. Und: »Du bezeichnest jemanden als seltsam? Obwohl du ein Schwarzer Mann bist?«
    Schleppel ignorierte die Frage. »Hast du nie etwas von Frau Kuchen gehört?«
    »Nein.«
    »Nun, wahrscheinlich ist sie nicht an Magie interessiert. Wie dem auch sei: Herr Schuh meint, wir sollten ihr aus dem Weg gehen. Angeblich beutet sie Tote aus.«
    »Wie?«
    »Sie ist ein Medium. Besser gesagt: ein kleines Medium.«
    »Ach? Na schön, statten wir ihr einen Besuch ab. Übrigens, Schleppel…«
    »Ja?«
    »Es bereitet mir Unbehagen, dich die ganze Zeit über hinter mir zu wissen.«
    »Aber ich werde nervös, wenn ich mich nicht hinter etwas verbergen kann, Herr Poons.«
    »Könntest du dich vielleicht hinter etwas anderem verstecken?«
    »Was schlägst du vor, Herr Poons?«
    Windle überlegte. »Ja, warum nicht?« murmelte er. »Wir brauchen nur einen Schraubenzieher.«
     
    Der Gärtner Modo bedeckte die Dahlien mit Laub, als er plötzlich ein rhythmisches Kratzen und Pochen hörte. Es klang nach dem Bemühen, ein schweres Objekt zu bewegen.
    Er drehte sich um.
    »Guten Abend, Herr Poons. Bist noch immer tot, wie ich sehe.«
    »Guten Abend, Modo. Dein Garten ist wirklich eine Pracht.«
    »Hinter dir schleppt jemand eine Tür, Herr Poons.«
    »Ja, ich weiß.«
    Die Tür kroch vorsichtig über den Pfad. Als sie an Modo vorbeikam, neigte sie sich zur Seite – die Gestalt dahinter war offenbar sehr bestrebt, auch weiterhin dahinter zu bleiben.
    »Es ist eine Art Sicherheitstür«, erklärte Windle.
    Er zögerte. Irgend etwas schien nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Er sah sich außerstande festzustellen, was es war, doch er wußte ganz genau: Etwas war verkehrt. Windle verglich seine Wahrnehmung damit, einen falschen Ton in den Klängen eines Orchesters zu hören. Aufmerksam prüfte er die einzelnen Aspekte der Umgebung.
    »Worin verstaust du das Unkraut?« fragte er schließlich.
    Modo blickte zu dem betreffenden Objekt.
    »Toll, nicht wahr?« entgegnete er. »Hab’s bei den Komposthaufen gefunden. Die Schubkarre ist kaputt, und als ich mich umsah, entdeckte ich das hier…«
    »So etwas ist mir noch nie zuvor unter die Augen gekommen«, sagte Windle. »Wem sollte daran gelegen sein, einen Korb aus Drähten herzustellen? Und dann die kleinen Räder…«
    »Aber das Ding läßt sich gut schieben«, meinte der Zwerg. »Es erstaunt mich, daß jemand so etwas weggeworfen hat. Warum sollte jemand so etwas wegwerfen, Herr Poons?«
    Windle starrte den Einkaufswagen an und gewann dabei den unangenehmen Eindruck, von dem Etwas beobachtet zu werden.
    »Vielleicht kam es von ganz allein hierher«, hörte er sich sagen.
    »Oh, natürlich! Vermutlich wollte sich das Ding hier ausruhen!« Er lächelte. »Immer zum Scherzen aufgelegt, nicht wahr, Herr Poons?«
    »Zum Scherzen? Oh, ja…«
    Er wanderte durch die Stadt, hörte dabei das Kratzen und Pochen der Tür.
    Und er dachte: Wenn mir jemand vor einem Monat erzählt hätte, daß ich einige Tage nach meinem Tod durch Ankh-Morpork unterwegs bin, gefolgt von einem schüchternen Schwarzen Mann, der sich hinter einer Tür versteckt… Ich hätte laut gelacht.
    Nein, stimmt gar nicht. Ich hätte »Wie?« und »Was?« und »Sprich lauter!« gesagt, ohne ein Wort zu verstehen.
    Neben ihm bellte es.
    Ein Hund sah zu Windle auf. Es war ein recht großer Hund. Eigentlich konnte man das Geschöpf nur deshalb als Hund bezeichnen, weil man wußte, daß sich in Städten keine Wölfe herumtrieben.
    Ein Auge zwinkerte, und Windle dachte: Gestern nacht war nicht Vollmond.
    »Lupine?«

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