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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fraßen von seinem Essen. Er sah ihnen ruhig dabei zu und beobachtete lächelnd, wie sie durchs hohe vergitterte Fenster fortflogen. Damals hatte sich Tod nach dem Grund für das Lächeln gefragt.
    ICH MÖCHTE DICH NICHT AUFHALTEN, sagte er nun. BESTIMMT HAST DU VIEL ZU TUN, MUSST RATTEN INS JENSEITS GELEITEN UND SO. ICH WEISS, WIE DAS IST.
    Und jetzt verstand er.
    Bill Tür setzte die Gestalt auf den Balken und ließ sich ins Heu sinken.
    SCHAU MAL HEREIN, WENN DU IN DER NÄHE BIST.
    Einmal mehr starrte er in die Dunkelheit.
    Schlaf. Ganz deutlich spürte er, daß der Schlaf auf ihn lauerte, mit Träumen bewaffnet.
    Bill Tür lag in der Dunkelheit und wehrte sich.
     
    Frau Flinkwerts Schrei zerrte ihn abrupt in die Realität zurück, und unmittelbar darauf erklang ihre Stimme noch einmal, was ihn mit einer gewissen Erleichterung erfüllte.
    Die Scheunentür schwang auf.
    »Bill! Komm runter, schnell!«
    Er hastete zur Leiter.
    WAS IST PASSIERT, FRAU FLINKWERT?
    »Etwas brennt!«
    Sie liefen über den Hof zur Straße. Der Himmel über dem Dorf glühte rot.
    »Komm!«
    ABER ES IST NICHT UNSER FEUER.
    »Es könnte allen gehören! Es hat lange nicht geregnet – die Strohdächer brennen wie Zunder!«
    Kurze Zeit später gelangten sie zu jener Kreuzung, die als Dorfplatz diente. Die Taverne stand bereits in Flammen, und von ihrem Reetdach stoben Myriaden Funken in die Luft.
    »Ach, die Leute stehen einfach nur herum!« ereiferte sich Frau Flinkwert. »Dort ist der Brunnen, und Eimer sind auch genug da. Warum unternimmt niemand etwas?«
    Es kam zu einem kurzen Handgemenge, als einige Männer Lifton daran hinderten, ins brennende Gebäude zu stürmen. Er schrie sie an.
    »Hat er gesagt, das Mädchen sei noch drin?« fragte Frau Flinkwert.
    JA.
    Flammen loderten hinter allen Fenstern des Obergeschosses.
    »Bestimmt gibt es eine Möglichkeit, das Kind zu retten«, sagte Frau Flinkwert fest. »Wenn wir eine Leiter besorgen…«
    NEIN.
    »Was? Wir müssen versuchen, das Mädchen vor dem Tod zu bewahren.«
    DU VERSTEHST NICHT, sagte Bill Tür. WENN MAN VERSUCHT, DAS SCHICKSAL EINES INDIVIDUUMS ZU BEEINFLUSSEN, SO RISKIERT MAN DAMIT, EINE GANZE WELT ZU ZERSTÖREN.
    Frau Flinkwert sah ihn so an, als sei er gerade übergeschnappt.
    »Was ist das für ein Unsinn?«
    MIT ANDEREN WORTEN: FÜR JEDEN KOMMT IRGENDWANN DER AUGENBLICK DES TODES.
    Die alte Dame starrten ihren Gehilfen groß an. Dann holte sie aus und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
    Sie hatte nicht mit einem so harten Gesicht gerechnet, gab ein gedämpftes »Autsch!« von sich und saugte an ihren Fingerknöcheln.
    »Noch heute nacht verläßt du meine Farm, Bill Tür!« befahl sie. »Verstanden?« Dann drehte sie sich um und lief zum Brunnen.
    Einige Männer holten Stangen mit Haken, um das brennende Stroh vom Dach zu ziehen. Frau Flinkwert organisierte eine Gruppe, und es dauerte nicht lange, bis eine Leiter an der Seite des Gebäudes stand. Jemand ließ sich dazu überreden, unter einer nassen Decke emporzuklettern, aber bevor er Gelegenheit bekam, das Ziel – ein Schlafzimmerfenster – zu erreichen, verkohlten die oberen Sprossen der Leiter.
    Bill Tür beobachtete die Flammen.
    Er griff in die Tasche und holte seine goldene Lebensuhr hervor. Der Schein des Feuers schuf rötliche Reflexe am Glas. Nach wenigen Sekunden verstaute er das Gefäß wieder.
    Ein Teil des Daches stürzte ein.
    QUIEK.
    Bill Tür sah nach unten. Eine kleine, in einen dunklen Umhang gehüllte Gestalt huschte zwischen seinen Beinen hindurch und marschierte zur Taverne. Dem Feuer schenkte sie überhaupt keine Beachtung.
    Jemand wies mit lauter Stimme auf Fässer hin, die hochprozentigen Brandy enthielten.
    Bill Tür holte noch einmal seine Lebensuhr hervor – ihr Zischen übertönte das Fauchen der Flammen. Die Zukunft rieselte in Richtung Vergangenheit, und es gab wesentlich mehr Vergangenheit als Zukunft. Aber dazwischen, so begriff Bill Tür nun, existierte das Jetzt.
    Er steckte die Lebensuhr ein.
    Tod wußte, daß man die Zerstörung einer ganzen Welt riskierte, wenn man mit dem Schicksal eines Individuums herumpfuschte. Dieses Wissen begleitete ihn seit einer Ewigkeit; es bildete einen integralen Bestandteil seines Selbst.
    Doch Bill Tür scherte sich nicht darum.
    ACH, WAS SOLL’S? brummte er.
    Und er trat ins brennende Gebäude.
     
    »Ähm, ich bin’s, Bibliothekar«, sagte Windle. Er versuchte, durchs Schlüsselloch zu rufen. »Windle Poons.«
    Er klopfte und

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